Übernahme

Berlikomm wird Versatel Ost

Niederländer erhalten Zuschlag für 34,6 Millionen Euro
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von dpa

Die niederländische Telekomgesellschaft Versatel hat den Zuschlag für den Regionalanbieter BerliKomm erhalten. Versatel übernehme das Berliner Unternehmen für 34,6 Millionen Euro von der Berlinwasser Holding, teilte der Konzern heute in Amsterdam mit. Darüber hinaus zahlt Versatel drei Millionen Euro für das Kupferkabelnetz, das einen Teil des von Berlikomm benutzten Telefonnetzes bildet, berichtet die Berliner Morgenpost in ihrer heutigen Ausgabe. Berlinwasser behalte sich jedoch einen Rückkauf vor. Bereits am Sonntag gab es erste Meldungen zu den abgeschlossenen Übernahmeverhandlungen.

Der Transaktion müssen noch die Wettbewerbsbehörden und die Aufsichtsräte zustimmen. Mit einem Abschluss der Übernahme wird für Ende des Jahres gerechnet. BerliKomm betreibt in Berlin ein regionales Telefonnetz. Nach erbittertem Widerstand der Arbeitnehmer-Vertreter gibt Versatel nach Informationen der Morgenpost nun für 150 Mitarbeiter eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2005. Auch die deutsche Zentrale der Versatel soll nun, wie angekündigt, nach Berlin verlegt werden.

BerliKomm hat über 1 500 km langen regionalen Glasfasernetzes insgesamt 34 000 Geschäfts-, Privat- und Großkunden mit sprach- und datenbasierten Telekommunikationsdiensten versorgt. Darüber hinaus verfügt BerliKomm über 133 Hauptverteilerstellen (HVT), die nach Versatel-Angaben fast 95 Prozent des Berliner Marktes abdecken. Mit der Akquisition der BerliKomm erhöht sich die Anzahl der in Betrieb befindlichen HVTs von Versatel in Deutschland auf ungefähr 700. Versatel erwartet, dass diese Transaktion einen zusätzlichen jährlichen Umsatz in Höhe von 50 Millionen Euro und einbringt. Versatel übernimmt die BerliKomm als schuldenfreies Unternehmen.

Unter dem Namen Versatel Ost will die neue Muttergesellschaft mit Berlikomm einen Neuanfang wagen. Bis Ende 2005 wird Versatel nach Informationen der in Berlin erscheinenden Tageszeitung 20 bis 30 Millionen Euro in Berlikomm investieren. Die Berliner Telefongesellschaft habe vor allem große Schwächen im Vertrieb. Berlikomm hat bisher nur 35 000 Kunden, was einem Marktanteil von noch nicht einmal zwei Prozent entspricht. Versatel hat das ehrgeizige Ziel, diesen bis Ende nächsten Jahres auf zehn Prozent zu steigern. In einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz in Amsterdam schloss Versatel-Chef Raj Raithatha weitere Übernahmen in Deutschland nicht aus. Namen nannte er jedoch nicht und an Spekulationen wolle er sich nicht beteiligen.