TV-Angebote

Konsumenten profitieren vom Kampf ums Wohnzimmer

Bei künftigen interaktiven Fernsehangeboten könnte DSL die Hauptrolle spielen
Von Marie-Anne Winter

Angesichts weiterhin sinkender Werbeerlöse durch zunehmende Aufspaltung der Programme in verschiedene Sparten, verändertes Konsumverhalten und intensiverem Wettbewerb im deutschen Fernsehen müssen die Programmanbieter zunehmend neue Erlösquellen mit kostenpflichtigen und interaktiven Angeboten erschließen. Dabei wird weniger das Kabel als vielmehr DSL eine zentrale Rolle für interaktive Breitband-Entertainment-Dienste spielen. Und von diesem Schlagabtausch der Mediengiganten und Endgerätehersteller werden vor allem die Konsumenten profitieren.

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse der internationalen Top-Managementberatung A.T. Kearney. Beim Aufbau kostenpflichtiger Pay-per-View-Angebote allerdings wird neben der Attraktivität der Angebote auch der Faktor Zeit zur kritischen Größe: Im Fahrwasser des Breitband-Infrastrukturaufbaus wird der illegale Video-Tausch schnell zur ernsthaften Konkurrenz heranwachsen und soll bereits 2006 Umsatzausfälle von bis zu 25 Prozent in der Video- und Kino-Industrie zu bewirken.

Martin Fabel, Medienexperte bei A.T. Kearney und verantwortlich für die Analyse sagt dazu: "Beschleunigt wird der Kampf ums Wohnzimmer durch die Megatrends Individualisierung und Digitalisierung." Diese Trends spiegeln sich insbesondere in Endgeräten wider, die alle in Richtung Multifunktionalität, Netzwerkfähigkeit und Broadband-gestützter Interaktivität konvergieren - ob digitale Video-Rekorder, Settop-Boxen, Spiele-Konsolen oder Media Center.

Digitalisierung beschleunigt die Verspartung der Programme

Für die Free TV-Sender beschleunigt die Digitalisierung des Fernsehens die fortschreitende Aufspaltung der Programme in immer mehr Sparten. Da die Mediennutzung jedoch nicht proportional zum zunehmenden Angebot steigt - in den USA beispielsweise nahm die relative Nutzung empfangener TV-Kanäle mit steigendem Angebot kontinuierlich ab - werden die Free TV-Sender mittelfristig durch stärkeren Wettbewerb und drohende Verluste von Marktanteilen und Werbeeinnahmen unter Druck geraten.

Die Programmanbieter müssen sich also nach neuen Content-Strategien umsehen. Eine wichtige Erlösquelle ist dabei die Bereitstellung von kostenpflichtigen Inhalt- und Service-Angeboten wie beispielsweise speziellen Pay-TV-Kanälen oder Video-on-Demand. Tatsächlich bildet Deutschland historisch bedingt das Schlusslicht im europäischen Pay-per-View-Markt: Bereits 2002 war die aktive Pay-TV-Nutzung in Frankreich und Großbritannien fünf- beziehungsweise zehnmal so hoch wie in Deutschland.

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