Hörfunk

Berlin: Bald Radio über DVB-T

Neuer Standard aber für mobile Nutzung nur bedingt geeignet
Von Volker Schäfer

Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) plant, neben Fernsehprogrammen und Mediendiensten künftig auch Hörfunkprogramme im DVB-T-Verfahren auszustrahlen. Das wäre ein Novum in der deutschen Medienlandschaft, denn bislang werden digitale Hörfunkprogramme hier zu Lande nur über DAB und DRM verbreitet. In vielen Nachbarländern gibt es dagegen schon lange eine parallele Nutzung von DAB und DVB-T für die digitale terrestrische Übertragung von Radiosendungen. Beide Systeme könnten sich in der Tat gut ergänzen, denn während sich DAB vor allem für den mobilen Empfang z.B. im Auto gut eignet, ist DVB-T vor allem ein System für stationäre und portable Nutzung.

Sender setzen sich für Verbreitung ihrer Programme per DVB-T ein

Im fahrenden Auto kommt es dagegen bei Geschwindigkeiten ab 120 km/h zu Aussetzern beim DVB-T-Empfang. Das zeigten Tests der teltarif-Redaktion. Der DAB-Empfang bleibt dagegen auch bei hohen Geschwindigkeiten stabil. Bei DAB ist dafür die Empfangsqualität in geschlossenen Räumen nicht immer optimal, während hier für DVB-T zumindest für den Fernsehempfang im Wohnzimmer oft schon entsprechende Empfangstechnik bereitsteht.

Interesse seitens der Programmanbieter an einer Abstrahlung über DVB-T ist durchaus vorhanden. Der Berliner Privatsender Energy 103,4 und auch Hit Radio FFH, planet radio und harmony.fm in Hessen setzen sich für die Verbreitung ihrer Programme in der bislang nur für Fernsehen genutzten Sendenorm ein.

In Berlin soll nun der UHF-Kanal 64 für DVB-T-Hörfunk genutzt werden. Wann genau das Radiopaket auf Sendung geht, ist noch nicht bekannt. Zunächst wird die MABB die zur Verfügung stehenden Kapazitäten ausschreiben und später entsprechende Sendelizenzen vergeben.

ARD: DVB-T künftig auch außerhalb der Ballungsräume

DVB-T wird bislang vor allem in den Ballungszentren eingeführt. Die ARD will in den kommenden Jahren aber weiter in den Ausbau des digitalen Antennenfernsehens investieren und die neue Übertragungsnorm auch in ländlichen Regionen anbieten.

"Nach der schrittweisen Einführung in den großen Ballungsräumen werden wir das digitale terrestrische Fernsehen DVB-T auch in der Fläche verfügbar machen", so der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber. "DVB-T ist ein Erfolgsprodukt, das mittlerweile weltweit eingesetzt wird. Die ARD hat diese technische Innovation von Anfang an positiv begleitet. Von der erfolgreichen Markteinführung profitiert der Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt", so Gruber weiter. Die hohe Akzeptanz in den Pilot-Regionen zeige, dass die Fernsehzuschauer die neue Technik zu schätzen wissen. Unabhängig von Kabel und Satellit sichere DVB-T ein breiteres Programmangebot bei langfristig sinkenden Ausstrahlungskosten. Das sei ein Mehrwert für Zuschauer und Anbieter.