Fernsehen

TV via Satellit: Mit Astra begann die Revolution

Der Satellit ist der führende Verbrei­tungsweg für Fern­seh­inhalte in Deutsch­land. Die Revo­lution begann bereits im Jahr 1988. Doch nicht jeder hat die Möglich­keit, eine Satel­liten-Antenne zu instal­lieren.
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Satelliten-Uplink der ARD beim Hessischen Rundfunk Satelliten-Uplink der ARD beim Hessischen Rundfunk
Foto: ARD Digital, Hessischer Rundfunk
Auch wenn inter­net­basierte Tech­nolo­gien stetig aufholen und auch das TV-Kabel aufgrund von Triple Play-Ange­boten attrak­tiver geworden ist: Die meisten deut­schen Haus­halte schauen Fern­sehen über Satellit. Mit 17 Millionen TV-Haus­halten erreicht der Satel­liten-Direkt­emp­fang aktuell einen Markt­anteil von 45,7 Prozent.

Die Erfolgs­geschichte von Astra

Die Geschichte des Satel­liten-Direkt­emp­fangs ist unwei­ger­lich mit dem Namen Astra verbunden. Bereits im März 1985 wurde in Luxem­burg die Société Européenne des Satel­lites (SES S.A.) mit dem Ziel gegründet, einen Kommu­nika­tions­satel­liten mit dem Namen Astra für den Direkt­emp­fang mit kleinen Para­bol­antennen zu kommer­zia­lisieren. Dies sollte durch die rasant fort­schrei­tende tech­nische Entwick­lung in der LNB-Technik möglich werden, die es Privat­haus­halten erlaubte, mit relativ hand­lichen Satel­liten­schüs­seln Direkt­emp­fang von TV-Programmen zu ermög­lichen.

Satelliten-Uplink der ARD beim Hessischen Rundfunk Satelliten-Uplink der ARD beim Hessischen Rundfunk
Foto: ARD Digital, Hessischer Rundfunk
In den Anfangs­tagen war der Direkt­emp­fang vom Satel­liten in Deutsch­land noch ein Exot. Nur wenige instal­lierten sich eine Satel­liten-Anlage etwa für DFS Koper­nikus 1, ein geosta­tio­närer Nach­rich­ten­satellit der Deut­schen Bundes­post (später Deut­sche Telekom). Über den Erdtra­banten wurden die Programme 3sat, Pro 7, West 3 (WDR), Tele 5, Baye­risches Fern­sehen, Eins Plus und RTL Plus über­tragen - aller­dings vorrangig, um die eben­falls noch in den Kinder­schuhen steckenden Kabel­netze zu speisen.

Für den Satel­liten-Direkt­emp­fang war in Deutsch­land eigent­lich der TV-Sat 1 bestimmt. Dieser wurde jedoch zum Welt­raum­schrott, da sich ein Solar­panel nicht ausklappen ließ. Durch diese Panne war der Zeit­bonus des staat­lichen Direkt­satel­liten verspielt und der Weg für den Markt­erfolg des am 11. Dezember 1988 gestar­teten Astra 1A frei. Spätes­tens, als am 8. Dezember 1989 mit Sat.1, Pro 7, RTLplus und 3sat die ersten deut­schen Programme auf dem Satel­liten Astra 1A star­teten, stand dem Erfolg nichts mehr im Weg.

Noch heute ist die Orbi­tal­posi­tion Astra 19,2° Ost das Maß aller Dinge für den Satel­liten-Direkt­emp­fang in Deutsch­land. Nur kurz - in den 1990er-Jahren - schaffte es auch der fran­zösi­sche Konkur­rent Eutelsat mit den Hotbird-Satel­liten auf 13° Ost zu einer Markt­rele­vanz in Deutsch­land. Einige neue TV-Veran­stalter wie der Musik­sender Viva hatten zunächst aus Platz­gründen keine Chance auf Trans­pon­der­kapa­zität auf Astra und mussten mit dem Eutelsat-Satel­liten Vorlieb nehmen. Spätes­tens mit der Digi­tali­sie­rung und der Einfüh­rung des neuen Stan­dards DVB-S gehörten solche Kapa­zitäts­pro­bleme jedoch der Geschichte an.

Andere Satel­liten­posi­tionen neben Astra 19,2° Ost nutzen in Deutsch­land heute über­wie­gend auslän­dische Mitbürger, um Sender aus der Heimat zu empfangen.

Voraus­set­zungen für Satel­liten-Direkt­emp­fang

Um Fernseh- und Hörfunk­pro­gramme vom Satel­liten zu empfangen, müssen einige Bedin­gungen erfüllt werden. Grund­vor­aus­set­zung ist, dass über­haupt eine Satel­liten-Antenne instal­liert werden kann und darf. Anders als beim terres­tri­schen Fern­sehen ist beim Empfang der Astra-Satel­liten auf 19,2° Ost freie Sicht nötig. Für einen störungs­freien Empfang sollte die Sicht der Satel­liten­schüssel nach Süden frei sein, da sich die Astra-Satel­liten in dieser Himmels­rich­tung befinden. In vielen Fällen kann die Antenne auch auf einer Terrasse oder Balkon mit Südwest- oder Südost-Ausrich­tung ange­bracht werden. Nur in einer einzigen Posi­tion, die an jedem Ort in Deutsch­land vari­iert (Azimut, Eleva­tion), sind die Signale der Astra-Satel­liten zu empfangen.

Zudem sollte es in der Nähe möglichst keine Stör­fak­toren wie hohe Bäume oder dichte Büsche, benach­barte Häuser oder über­ste­hende Dach­vor­sprünge geben. Diese oder andere Hinder­nisse sollten nur halb so hoch sein wie der Abstand zur Satel­liten­schüssel. Ein 20 Meter entferntes Haus ist also besten­falls maximal zehn Meter hoch. Mauern sollten zwischen der Satel­liten­schüssel und dem Satel­liten für einen reibungs­losen Empfang gar nicht vorhanden sein. Hinter Glas­fens­tern ist selbst mit größeren Antennen kein störungs­freier Empfang der Astra-Satel­liten möglich, da die Sende­leis­tung zu niedrig ist.

Neben der Antenne und der entspre­chenden Verka­belung sowie gege­benen­falls Vertei­lern oder Multischal­tern, falls der TV-Empfang etwa in mehreren Räumen ermög­licht werden soll, ist für den Empfang von Satel­liten­fern­sehen ein DVB-S/S2-Empfangs­gerät notwendig. Die meisten modernen Fern­seh­geräte verfügen heute bereits stan­dard­mäßig über einen einge­bauten Empfänger. Ist das nicht der Fall, benö­tigt der Fern­seh­zuschauer einen DVB-S2-Satel­liten­receiver. Dieser ist HD-fähig und immer zu SD und DVB-S abwärts­kom­patibel.

Recht­liche Hürden

Vor allem in Miets­häu­sern oder Eigen­tums­wohn­anlagen gab es schon häufig Rechts­strei­tig­keiten um die Instal­lation einer Satel­liten-Empfangs­anlage. Laut vielen Vermie­tern oder Haus­ver­wal­tungen stören Satel­liten­schüs­seln die Ästhetik von Gebäuden. So ist oft in Haus­ord­nung oder Miet­ver­trag die Instal­lation einer Satel­liten­schüssel auf Balkon, Terrasse oder an der Haus­wand unter­sagt.

Während tatsäch­lich bei einer festen Montage an der Haus­wand die Inter­essen des Eigen­tümers in der Regel wich­tiger sind als das Infor­mati­ons­bedürfnis des TV-Zuschauers, haben Gerichte schon oft geur­teilt, dass das bloße Aufstellen einer Satel­liten­antenne auf Balkon, Terrasse oder der Fens­ter­bank erlaubt ist. Hier sehen die Richter keinen Unter­schied zu einem Wäsche­ständer, Blumen­kübel oder Elek­tro­grill.

Obwohl Astra einen Durch­messer von 60 cm für einen Para­bol­spiegel empfiehlt, liefern auch schon mobile Antennen ab 30 cm Durch­messer zumin­dest bei gutem Wetter zufrie­den­stel­lenden Empfang. Mit Anten­nen­kabel-Fens­ter­durch­füh­rungen können Kabel verlegt werden, ohne ein Loch in die Wand zu bohren, was in den meisten Miets- und vielen Eigen­tums­woh­nungen eben­falls nicht erlaubt ist.

Vor- und Nach­teile des Satel­liten-Direkt­emp­fangs

Vorteil des Satel­liten­emp­fangs sind die im Vergleich zum TV-Kabel nied­rigeren Kosten und ein größeres Programm­angebot. Während neue TV-Sender über Satellit gleich verfügbar sind, dauert es im Kabel oft länger, bis eine Einspei­sung erfolgt. Für HD-Ange­bote und auslän­dische Sender verlangen die Kabel­netz­betreiber häufig auch Extra-Kosten, während der Zugang via Satellit oft kosten­frei ist. Während beim Kabel monat­liche Kosten anfallen, ist der Satel­liten-Direkt­emp­fang - abge­sehen vom Rund­funk­bei­trag, den jeder Haus­halt zahlen muss und den Anschaf­fungs­kosten für die Hard­ware - gratis. Ausnahme: Der Kunde ist an Pay-TV-Ange­boten wie Sky inter­essiert.

Nach­teil des Satel­liten-Direkt­emp­fangs im Vergleich zum Kabel oder IPTV ist die Ab­hän­gig­keit von Hard­ware. Während beim Kabel in der Regel die vorhan­dene Kabel­dose und ein Koax­kabel ausrei­chen, falls das Fern­seh­gerät über einen Kabel­tuner (DVB-C) verfügt, ist beim Satel­liten­direkt­emp­fang der Aufbau einer Satel­liten­antenne, weiterer Hard­ware wie Multischalter und eine oft komplexe Verka­belung erfor­der­lich.

Oft werden auch regio­nale TV-Sender nicht über Satellit über­tragen, sondern exklusiv im TV-Kabel. Wer ein Smart-TV besitzt, kann solche Programme jedoch zusätz­lich inter­net­basiert über das Lokal-TV-Portal sehen, falls das TV mit dem Internet verbunden ist.

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