Verschmelzung

mobilcom-Aktionäre folgen Schmid

Weg für Schadensersatzklage gegen France Télécom frei
Von dpa / Björn Brodersen

Mit dem Partner von einst liegt Schmid im Dauer-Clinch. Im Sommer 2000 kaufte man für mehr als 8,4 Milliarden Euro noch gemeinsam eine UMTS-Lizenz. Zwei Jahre später zogen sich die Franzosen zurück, Schmid verlor seinen Vorstandsposten, mobilcom geriet an den Rand des Zusammenbruchs. Nach Auffassung des Ex-Chefs hat France Télécom damit bei seiner Ex-Firma mit Sitz in Büdelsdorf (Schleswig-Holstein) ein Desaster angerichtet.

Erst wenige Jahre ist es her, dass Gerhard Schmid mit einem Vermögen von rund drei Milliarden Euro einer der reichsten Männer der Republik war: Gründer und Vorstandschef des Mobilfunkunternehmens mobilcom, Besitzer einer UMTS-Lizenz, einer der Stars am Neuen Markt. Der Firmengründer, gegen den mehrere Ermittlungsverfahren laufen, verfügt nach eigenen Angaben heute über keinerlei mobilcom-Aktien mehr. Am Freitag auf der mobilcom-Hauptversammlung im Berliner "Tempodrom" war der 52-Jährige nur noch einer von vielen. Im Nadelstreifenanzug zwar und mit feiner Krawatte, aber nicht mehr auf der Bühne, sondern auf den Rängen, irgendwo in der dritten Reihe. Bei der Einlasskontrolle beteuert Schmid wieder, an seinem früheren Konzern keine einzige Aktie mehr zu halten.

Dass der EX-Chef erscheinen konnte, verdankt er seiner Frau

Dass er trotzdem erscheinen konnte, verdankt er Ehefrau Sybille Schmid-Sindram - die hält knapp fünf Prozent des Kapitals. Allerdings gibt es Zweifel, ob sie das Vermögen vom Gatten tatsächlich schon vor dessen Privat-Insolvenz bekommen hat. Der Rechtsanwalt und FDP-Politiker Wolfgang Kubicki bestätigte am Rande der Hauptversammlung, dass er ebenfalls über ein größeres Aktienpaket besitzt. Das bekam er nach eigener Aussage von seiner Mandantin übertragen - angeblich, um mögliche Prozesskosten inklusive der eigenen Honorare abzusichern. Kubicki kündigte an, die Anträge auf Schadensersatz "aus voller Überzeugung" zu unterstützen.

Ex-Chef Schmid verfolgte die Debatten den ganzen Tag über aus den hinteren Reihen. Auf seinen mit Spannung erwarteten Auftritt mussten die angereisten Aktionäre dann allerdings verzichten. Am Abend erklärte Schmid zur allgemeinen Überraschung, dass er von seinem Rederecht überhaupt nicht Gebrauch machen werde. Die meisten Aktionäre, die so lange ausgeharrt hatten, vermuteten, dass er sich nicht mit einem schlechten Auftritt die Chancen auf einen Abstimmungs-Erfolg vermasseln wollte.