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Mobile Bezahlplattform Simpay am Ende?

Laut FAZ will sich T-Mobile aus Simpay zurückziehen
Von Marie-Anne Winter

Beim mobilen Bezahlen sind die Rückschritte zumindest in Deutschland zahlreicher als die Fortschritte. Im April hieß es, dass das Gemeinschaftsunternehmen Simpay vermutlich erst in zwei Jahren starten werde. Nun scheint es fraglich, ob es überhaupt starten wird. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) heute meldet, steht Simpay vor ernsten Schwierigkeiten. Wie berichtet wollten die großen europäischen Netzbetreiber mit Simpay eine einheitliche Plattform für das Bezahlen mit dem Handy entwickeln. Inzwischen sollen aber mehrere Mitglieder Zweifel daran haben, ob die von Simpay angebotene Lösung überhaupt noch zeitgemäß ist.

T-Mobile, nach Vodafone der zweitgrößte Simpay-Partner, will sich sogar aus dem Unternehmen zurückziehen. Damit droht Simpay das Aus.

Offiziell heiße es zwar nur, dass sich T-Mobile kein konkretes Datum für eine Einführung des Angebotes festlegen wolle. In der Branche werde diese Aussage aber als Ausstieg interpretiert, da der Start der Simpay-Technik in einigen Ländern noch in diesem Jahr erfolgen sollte. Als erste Länder wurden Großbritannien, Belgien und Spanien genannt. In Großbritannien wird Simpay ohne dortige Tochtergesellschaft von T-Mobile starten. Das ist ein radikaler Kurswechsel des Unternehmens, denn während dem 3GSM World Congress [Link entfernt] in Cannes hatte das Unternehmen noch erklärt, in Großbritannien teilzunehmen. Damals hieß es auch, der Simpay-Start in Deutschland sei für das Jahr 2006 geplant.

Keine Konkurrenz zur Kreditkarte

Doch die Entwicklung von Simpay verlief von Anfang an nicht wie geplant. Mittlerweile haben die meisten der Simpay-Mitglieder, darunter auch T-Mobile, inzwischen eigene Bezahlplattformen für die Abrechnung von digitalen Inhalten wie zum Beispiel Klingeltönen aufgebaut. Bei der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens im Jahr 2003 schien die Idee einer betreiberübergreifenden Bezahlplattform hingegen noch für alle Beteiligten attraktiv. Dabei stand die Vorstellung vom Mobiltelefon als Geldbörse im Vordergrund, mit der Tickets in der Straßenbahn oder die Taxirechnung sowie Einkäufe bezahlt werden könnten. Auch von einer ernsthaften Konkurrenz für die Kreditkartenanbieter war die Rede.

Inzwischen hat sich das Konzept völlig verändert: Nun geht es in erster Linie um die Bezahlung von digitalen Inhalten wie Klingeltönen, Musikdownloads oder Videoclips. Die Grundidee einer einheitlichen Plattform, die vor allem den Anbietern dieser Inhalte zugute kommen sollte, wurde aber beibehalten. Allerdings will man bei T-Mobile auch andere Bezahlsysteme neben der eigenen Abrechnungsplattform anbieten. Das Unternehmen setzt verstärkt auf das offene mobile Internet, anstatt auf eigene Angebote, die bisher in den t-zones gebündelt wurden. Im Internet selbst stehen bereits etablierte Bezahlsysteme, etwa Firstgate, zur Verfügung. Simpay träte dazu in Konkurrenz. Und für Handy-typische Inhalte wie Klingeltöne, Musikdownloads oder Videoclips gibt es bereits genug Möglichkeiten, diese über die Mobilfunkrechnung abzurechnen.