Urteil

Ex-WorldCom-Chef wandert für 25 Jahre hinter Gitter

Ebbers wegen Betrugs und Bilanzfälschung schuldig gesprochen
Von dpa / Björn Brodersen

Der ehemalige Chef des einst zweitgrößten amerikanischen Telekomkonzerns WorldCom, Bernard Ebbers (63) ist heute zu 25 Jahre Haft verurteilt worden. Das berichteten Reporter aus dem Gerichtssaal in New York. Ebbers war in dem im Januar begonnenen Prozess wegen Betrugs und Bilanzfälschung schuldig gesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte 85 Jahre gefordert. Richterin Barbara Jones ignorierte die Bitten von Ebbers Anwälten um Milde. Sie hatten unter anderem angeführt, dass der gebürtige Kanadier 96 Millionen US-Dollar für wohltätige Zwecke gespendet hatte.

Ebbers, der es vom Milchmann zum Millionär brachte, hatte Worldcom in den 90er Jahren zu einem der nach Börsenwert größten US-Unternehmen mit mehr als 35 Milliarden Dollar Umsatz aufgebaut. Das Unternehmen brach 2002 zusammen und musste Gläubigerschutz beantragen, nachdem Unregelmäßigkeiten im Umfang von elf Milliarden Dollar in der Bilanz bekannt wurden. Es war der größte Bilanzfälschungsskandal in der US-Geschichte.

Rund 20 000 Mitarbeiter wurden entlassen, die meisten verloren ihre gesamten Pensionsansprüche, die in WorldCom-Papieren angelegt waren. Investoren büßten rund 180 Milliarden Dollar ein. Das Unternehmen firmiert inzwischen stark geschrumpft unter dem Namen MCI. Ebbers bereicherte sich zwar nicht direkt an den Betrügereien, liess sich aber vom Aufsichtsrat Kredite über 400 Millionen Dollar genehmigen, während er Mitarbeitern als Sparmaßnahme die Wasserspender im Flur streitig machte.

Kronzeuge der Anklage war der ehemalige Finanzchef Scott Sullivan, der im Gegenzug für eine mildere Strafe gegen Ebbers aussagte. Ebbers selbst hatte beteuert, von den Bilanzbetrügereien nichts gewusst zu haben. Vor drei Wochen war der ehemalige Chef von Adelphia Communications, John Rigas (80), zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Eine Jury befand ihn für schuldig, das Unternehmen um Millionenbeträge betrogen zu haben. Sein Sohn, der ehemalige Finanzchef des Unternehmens, erhielt 20 Jahre Haft.