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Verschiebt die Bundesnetzagentur die Abschaltung von 0190?

Möglicherweise Galgenfrist für Mehrwert-Gasse
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Eigentlich sollte für die Mehrwertdienste-Vorwahl 0190 am 31. Dezember 2005 endgültig Schluss sein. Eigentlich: Denn als Nachfolger steht längst die Vorwahl 0900 bereit, doch bei der Erreichbarkeit von 0900-Anschlüssen gab es lange Zeit Probleme. Findige Kaufleute hatten nämlich mit der Einführung der neuen Vorwahlen durchgesetzt, dass der Anruf zu solchen Nummern beliebig teuer werden sollte, etwa zum Kauf von Waren, Prepaid-Guthaben oder Spenden für verarmte Mitmenschen in TV-Shows und vieles mehr.

Dieses Geld-Paradies wurde dann von Ministerin Renate Künast aufgrund betrügerischer Angebote auf maximal 2 Euro pro Minute oder 30 Euro pro Anruf begrenzt. Bei der Vorwahl 0190 hingegen war schon vor der Anwahl klar, was es kosten würde, so kostet ein Anruf zu 0190-8 1,86 Euro pro Minute, andere Gassen weniger. Einzig die 0190-0 bildete eine Ausnahme als Testlauf für 0900. So sind bis heute 0190-0-Nummern nicht vom Handy aus erreichbar. Aber auch die neuen 0900-Nummern sind nicht aus jedem Netz erreichbar. Etwa beim Netzbetreiber o2 ist die Gasse noch komplett deaktiviert.

Erotik-Hotline-Anbieter wollen Verlängerung von 0190

Die Handynetzbetreiber griffen zu einem Trick, um das technisch komplizierte Offline-Billing zu umgehen: Anrufe zu 0900 werden in 20 feste Tarifklassen eingeteilt, der Anbieter muss sich bei Schaltung der Nummer entscheiden, was es kosten soll, falls die Nummer aus dem Mobilfunk erreichbar sein soll.

Erst kürzlich hat die Bundesnetzagentur den Vorschlag unterbreitet, auch bei 0900 eine "Preiskennziffer" einzuführen. Jetzt wurde aus Insiderkreisen bekannt, dass verschiedene Erotik-Hotline-Betreiber die Bundesnetzagentur gedrängt haben sollen, die geplante Abschaltung der Vorwahl 0190 nochmals zu verschieben, weil ihre oft zweifelhaften Angebote, die gerne zur späten Stunde auf privaten TV-Kanälen beworben werden, sonst von privaten Netzen und insbesondere vom Handy aus nicht erreichbar wären.

Die von teltarif.de befragte Bundesnetzagentur wollte dazu noch keine Stellungnahme abgeben, Insider vermuten aber, dass eine Entscheidung in Kürze getroffen wird.