25 Jahre Materna

Wie kommen die SMS zum richtigen Empfänger?

Ein Unternehmen in Dortmund hat sich auf SMS-Versand spezialisiert
Von ddp / Marie-Anne Winter

Gut 68 Millionen Handys gibt es in Deutschland. Und ein großer Teil der Nutzer telefoniert nicht nur damit, sondern schreibt auf den winzigen Tastaturen auch so genannte SMS. Dass diese Nachrichten ihren Empfänger auch erreichen, verdanken zahlreiche User einem Unternehmen in Dortmund.

Zwischen 1998 und 2004 wurden gut 90 Milliarden SMS quer durch die Republik geschickt. Kein geringer Teil davon fand das richtige Handy dank der Lösungen des Softwarehauses Materna: Bis zu 250 Millionen SMS leitet das Unternehmen pro Monat weiter. Auch der Torticker des Dortmunder Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund läuft über die Materna-Rechner. Die Firmengründer Winfried Materna und Helmut an de Meulen hören nicht zum ersten Mal, sie hätten die SMS erfunden. "Das wäre schön", sagt an de Meulen, "wir haben aber nur geholfen, diesen Schatz zu bergen".

In Wirklichkeit war die SMS-Funktion bereits in der ersten Generation des Mobilfunkstandards GMS (Global Standard for Mobile Communication) enthalten. "Allerdings hat das niemand benutzt. Alle setzten auf Sprache, wollten nur telefonieren", erinnert sich an de Meulen. Erst 1997/98 entdeckten immer mehr Menschen die Möglichkeit, mit kurzen Text-Nachrichten längere und kostspielige Telefongespräche zu umgehen, das so genannte Simsen wurde immer beliebter.

Neue Herausforderungen

Dass die IT-Branche einmal boomen würde, daran haben die Firmengründer fest geglaubt, als sie vor 25 Jahren ihre sicheren Arbeitsplätze an den Nagel hängten. Materna, damals Leiter eines Forschungsprojektes an der Universität Dortmund, und an de Meulen, Assistent am Dortmunder Lehrstuhl für Informatik, hatten nicht mehr anzubieten als ihr Wissen, verkauften ihre Programmierkapazitäten. Firmen und Behörden standen damals vor einer neuen Herausforderung. Was heute in jedem Kinderzimmer steht, war damals noch unbekanntes Neuland: Der PC war gerade im Begriff, seinen Siegeszug durch die Büros anzutreten, musste ins Arbeitsleben integriert werden.

Dazu wurde der Mitarbeiterstamm regelmäßig aufgestockt. Aus dem Zwei-Mann-Betrieb ist heute ein global operierendes Unternehmen mit Niederlassungen in ganz Europa und den USA und weltweit rund 1 050 Mitarbeitern geworden. Über 650 Mitarbeiter davon sind am Stammsitz in Dortmund beschäftigt. "Warum sollten wir woanders hingehen. Wir haben gute Beziehungen zur Dortmunder Hochschule, denn die Mitarbeiter sind unsere Stärke", verraten Materna und an de Meulen.

Der Quantensprung, den die technische Entwicklung vollzogen hat, lässt die Jungunternehmer von einst heute als gestandene Geschäftsführer noch immer staunen. "Die erste Mondfähre hatte nicht mehr als ein paar Megabyte. Heute hat mein Ipod mehr Speicher", lacht Materna. Ipod und Internet-Download, SMS und MMS - für Materna und an de Meulen war die Technik von gestern bereits vorgestern Standard. Materna, der im Juli seinen 61. Geburtstag feiert, lädt aus dem Internet nicht nur Klassik auf seinen MP3-Player, sondern auch Songs von Shakira. Und an de Meulen spart gerne Bares, wenn er mit seinem Sohn in den USA übers Internet telefoniert - kostenlos, versteht sich, wie er lachend erklärt.

Der Technikboom stößt aber auch an Grenzen. "Mit einer elektronischen Zeitung kann man keine Fliegen erschlagen", lacht Materna. Da funktioniert die Papierausgabe immer noch besser als jede Online-Version.