Kartenleser

Navigation per GPS ist im Kommen

Für Fußgänger noch nicht geeignet
Von dpa / Marie-Anne Winter

Das Handy ist kein Telefon mehr - jedenfalls nicht nur. Moderne Mobiltelefone bringen neben MP3-Playern und Kameras jetzt auch eingebaute GPS-Module für die Navigation mit. Allerdings zeigt die Technik noch Schwächen: "Für Fußgänger ist die Navigation mit Handy oder PDA noch nicht geeignet, weil die digitalen Karten dafür auf Autos ausgerichtet sind", erklärt Oliver Stauch von der in Stuttgart erscheinenden Zeitschrift Connect. Da könne es passieren, dass der Wegweiser Passanten auf die Autobahn schickt.

"Noch gibt es ohnehin nur wenige Handys mit eingebautem GPS-Modul", sagt Stauch. Aber der Gattung gehöre die Zukunft. Bereits erhältlich ist Motorolas A780. Als Software kommt ein Programm namens CoPilot vom Hersteller ALK zum Einsatz, das den Weg per Spracheausgabe, Grafik oder Text weist. Das Kartenmaterial sowie nach Angaben von Motorola mehr als 100 000 so genannte Points of Interest (POI) sind auf einer mitgelieferten TransFlash-Karte gespeichert.

Das A780 mit seinem berührungsempfindlichen Display ist zudem fast schon ein Handheld-Ersatz: Wie bei einem PDA können Befehle mit Hilfe eines Eingabestiftes eingegeben werden. PDF-Dateien, Word-Dokumente, PowerPoint-Präsentationen und Excel-Tabellen lassen sich mit dem A780 ebenfalls betrachten. Die Synchronisation mit dem PC oder Notebook erfolgt über USB oder Bluetooth.

Das Klapphandy verfügt außerdem über eine 1,3-Megapixel-Kamera. Und nebenbei ist es noch das erste Handy mit Linux-System auf dem deutschen Markt. Motorola liefert das 130 Gramm wiegende Quad-Band-Handy mit einer Halterung für den Einsatz im Auto aus. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 499 Euro. teltarif.de hat dieses Gerät getestet. Den ausführlichen Testbericht finden Sie in Kürze auf unseren Seiten.

Siemens bietet mit dem UMTS-Handy SXG75 seit Oktober ein Mobiltelefon mit integriertem GPS-Modul an. Mit Hilfe "visueller und akustischer Anweisungen" führt das Gerät mit vorinstallierter Navigationssoftware von Siemens VDO Automotive seinen Anwender "zuverlässig ans Ziel", heißt es beim Hersteller in München.

Bei Off-Board-Systemen kostet jede Route extra

Das Kartenmaterial wird im Falle des SXG75 nicht auf dem Handy oder einer dazugehörigen Speicherkarte hinterlegt, sondern muss für jede Route übers Handy angefordert werden. "Es handelt sich um ein Off-Board-System", erklärt Siemens-Sprecher Florian Gersbach. Das heißt, jede Routenberechnung kostet Geld. Wie viel, hänge vom jeweils genutzten Provider ab, sagt Gersbach.

So ein Off-Board-System kann sich lohnen, wenn die Navigationsfunktion nur selten gefragt ist, erläutert Stauch von "Connect". Dann spart man sich die Anschaffung des Kartenmaterials auf einer CD-ROM. Und Off-Board-Navigation funktioniert zumindest in den meisten europäischen Ländern, so dass der Anwender für ein Wochenende in Paris nicht gleich eine digitale Frankreich-Karte für 150 Euro kaufen muss. "Allerdings werden für die Off-Board-Navigation im Ausland kräftige Zuschläge fällig", warnt Stauch.

Es muss nicht immer alles in einem sein

Das Allround-Talent von Siemens bewegt sich im oberen Preissegment. Dafür bietet es ähnlich viele Anwendungen wie das Gerät von Motorola. Zudem besitzt es eine Zwei-Megapixel-Kamera und eine weitere kleinere Kamera, die das Gesicht des Nutzer filmt und so Videokonferenzen ermöglicht.

Der iPAQ hw6515 von HP in Böblingen ist eigentlich ein Handheld, mit dem auch telefoniert werden kann. Zudem arbeitet das Gerät mit Windows Mobile 2003 und wird mit den Pocket-Versionen von Outlook, Word, Excel und Internet Explorer ausgeliefert. Darüber hinaus eignet sich der iPAQ hw6515 als Navigator. HP setzt beim iPAQ hw6515 die Navigationssoftware TomTom ein. Diese befindet sich vorinstalliert auf einer Speicherkarte. Die unverbindliche Preisempfehlung liegt bei 729 Euro.

Wer Handy und Navigation nicht in einem Gerät will, für den lohnt sich eher ein Handheld mit entsprechendem Navigationspaket, sagt Stauch. Solche Bundles werden teilweise für knapp 300 Euro angeboten. Ein gutes Gerät schlägt laut Stauch mit 400 Euro und mehr zu Buche. Andererseits dürften Handys durch Subventionen vom Mobilfunkanbieter bald zu ähnlichen Preisen zu haben sein.

Handy-Hersteller Nummer eins - Nokia - hat noch kein Mobiltelefon mit eingebautem GPS im Programm. Nokia bietet jedoch ein Funk-GPS-Modul an. Das LD-1W arbeitet nach Angaben des Herstellers mit verschiedenen Navigationsanwendungen zusammen und kann für verschiedene Nokia-Modelle genutzt werden.

Auch Sony Ericcson hat kein Handy mit GPS im Portfolio, aber als Alternative ein Navigations-Kit für das Smartphone P910i. Das On-Board-Navigationssystem bezieht sein Kartenmaterial von Route66 über den mitgelieferten Memory Stick. Auch aktuelle Verkehrsmeldungen werden auf Wunsch in die Navigation einbezogen und grafisch angezeigt. Dafür fallen allerdings zusätzliche Kosten an. Das GPS-Modul wird über Bluetooth mit dem Handy verbunden. Zum Lieferumfang gehört auch ein Kfz-Ladekabel. Letzteres sei auch unbedingt notwendig, sagt Stauch. Denn Navigation braucht Strom.