nachgefragt

3GSM: Die neuen Megatrends im Handymarkt

Mobile Musik, Konvergenz und Handy-Fernsehen
Von Marie-Anne Winter /

In den letzten Tagen hat die Mobilfunkwelt gespannt nach Barcelona geschaut, denn dort findet seit Montag das derzeit wichtigste Treffen dieser Branche statt. Die großen Handyhersteller sind zur 3GSM World gereist, um dort ihre neuesten Handymodelle zu präsentieren. Wir haben viele interessante Neuheiten in den vergangenen Tagen vorgestellt, weitere werden noch folgen. Angesichts der vielen neuen Geräte stellt sich die Frage, wie die Entwicklung weiter gehen wird. Im Rahmen unseres Themenmonats "Handy, PDA&Co." haben wir wichtige Hersteller vor Ort gefragt, wie sie die neuen Trends einschätzen, welche Themen davon in der nächsten Zeit in den Läden liegen werden und was die Kunden Spezielles von ihrem "Lieblingshersteller" erwarten können. Ebenso fragten wir auch, welchen Beitrag die jeweiligen Unternehmen dazu leisten, dass die Kunden am Ende möglichst günstig mit dem Handy telefonieren können.

Branchenprimus Nokia sieht Konvergenz als wichtigen Handytrend an. Der weltgrößte Handyhersteller will seine Handy-Palette in der nächsten Zeit mit dem inzwischen vorgestellten UMA-Standard ergänzen. UMA steht für "Unlicensed Mobile Access" und soll ermöglichen, dass Sprach- und Datenverbindungen ohne Zutun des Anwenders zwischen verschiedenen Datennetzen übergeben werden können. Derzeit sind dabei die Standards GSM-, UMTS, Wireless LAN (WLAN) und Bluetooth im Zielfokus. Vorteil für die Kunden wäre, dass sie beispielsweise beim Surfen nicht in der Nähe des jeweiligen WLAN-Hotspots bleiben müssen. Handy-Telefonate könnten in WLAN-Gebieten durch die Nutzung von VoIP deutlich günstiger oder gar kostenfrei werden.

EDGE, UMTS und WLAN

Als weiteren Megatrend betrachtet Nokia mobile Musik und UMTS. Laut künftigem Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo habe sein Unternehmen schon in der Vergangenheit hiermit Erfolge erzielen können und auch in den kommenden 12 Monaten will Nokia seine starke Marktposition halten und ausbauen. Bei Endgeräten, welche die neuen Netztechnologien EDGE, UMTS und WLAN unterstützen, peilt Nokia einen Marktanteil von mindestens 40 Prozent an. Das WLAN-Handy Nokia 6136

Als weiteren Trend sieht Nokia Mobile TV an. Das Fernsehen per Handy werde sicherlich eine relevante Anwendung und sei auf dem Weg zum Massenmarkt. Nach der Einschätzung von Nokia bietet DVB-H das beste Mobile-TV-Erlebnis. "Nokia ist der Überzeugung, dass DVB-H das beste, derzeit in den Märkten verfügbare System zur Übertragung von TV-ähnlichen Inhalten auf mobile Endgeräte ist - und richtet sich bei der Entwicklung von Endgeräten und Netzinfrastruktur daher ausschließlich an diesem Standard aus", sagte Kari Tuutti, Director Communications im Unternehmensbereich Multimedia bei Nokia, gegenüber teltarif.de. Nokia habe sich für DVB-H entschieden, weil sich dieser Standard allen Branchen-Prognosen zufolge zum weltweiten Standard für mobilen Rundfunk entwickeln wird. Sollte sich diese Marktperspektive in Zukunft ändern, dann werde Nokia aber seine Technologieentscheidungen eventuell überdenken.

Da die bestehende DVB-T-Infrastruktur genutzt werden könne, seien hier die Einstiegskosten für Mobile-TV niedriger. Außerdem werde mit DVB-H eine deutsche Insellösung vermieden, da DVB-T der am weitesten verbreitete digitale Rundfunkstandard weltweit sei. Das hohe Interesse der Mobilfunkanbieter an DVB-H belegten die zahlreichen Pilotprojekte, beispielsweise in Australien, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien, USA, Finnland (abgeschlossen), Deutschland (abgeschlossen) oder Spanien (abgeschlossen), die Nokia gemeinsam mit Mobilfunknetzbetreibern durchführt.

Nokia will nicht die billigsten Handys bauen

Weiter betonte die Geschäftsführung von Nokia in Barcelona, dass man nicht Hersteller des billigsten Handys sein wolle, sondern vielmehr auf preiswerte Modelle setze. Betrachtet man Qualität, Funktionsumfang und Nutzwert, biete Nokia die besten Geräte auf dem Markt, so das klare Statement von Kai Oistamo, Senior Vice President, Mobile Phones, bei Nokia. Dies werde auch durch die Position als Marktführer in den Entwicklungsländern belegt.

Mobiles Telefonieren wird durch UMA für viele Kunden in naher Zukunft günstiger, so Oistamo. Telefon- oder Datenverbindungen können dabei unterbrechungsfrei von einem mobilen Netz in ein anderes übergeben werden. So kann der Nutzer beispielsweise ein Gespräch unterwegs im Mobilfunknetz starten und kostengünstig oder gar kostenlos zuhause über VoIP fortführen.