Überblick

Luxus und Spielereien - Handybauer kämpfen um Marktanteile

Ein Messeüberlick im Handymarkt
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Die großen Handybauer setzen im Kampf um Marktanteile angesichts enger Märkte in Europa und den USA auf Luxus und technische Spielereien. Multimedia, Konvergenz und edle Optik heißen die Zauberwörter auf der diesjährigen CeBIT [Link entfernt] in Hannover. Doch der Trend zu mobilen Alleskönnern scheint abzuebben. Die Hersteller bewegen sich mehr in Richtung speziell auf die Kundenwünsche zugeschnittener Geräte: MP3-Player für Musikfans, Mini-Tastatur, Organizer und schneller Internetzugang für Berufstätige und große Displays fürs Fernsehen unterwegs. Großer Wert wird dabei aber nicht nur auf die Funktionen gelegt, sondern auch auch Design und Materialien.

"Deutschland ist ein sehr heterogener Markt. Deshalb fahren wird die Politik, Handys für alle Lebenslagen und in allen Preisklassen liefern zu können", sagt beispielsweise Eva Heller vom Branchenführer Nokia. Die Geräte der neuen N-Serie kämen aber bereits dem Trend zu edlen Materialen und speziellen Funktionen entgegen. Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres will Nokia zum Beispiel das Fernseh-Handy N92 auf den Markt bringen. Über den digitalen Standard DVB-H sollen die Nutzer damit Nachrichten, Fußball oder Soaps schauen können. Doch ein anderer Trend ist ebenfalls erkennbar: Die Preise steigen. Handys der neuen Serie kosten zwischen 500 und 700 Euro. Für das Luxus-Modell 8 800 muss der Kunde sogar 1 000 Euro und mehr auf den Tisch legen.

BenQ-Siemens ist zufrieden mit bestellungen

Auch beim neu geschmiedeten Hersteller BenQ-Siemens ist die Billigschiene nicht mehr gefragt. Die ehemalige Siemens-Handy-Sparte, zuvor wegen ihrer Modellpolitik und Softwareproblemen unter Druck, setzt unter der Leitung der neuen Mutter ebenfalls auf Aluminium, Edelstahl gebürstet und aufwändige Displays. Die Nachfrage nach diesen neuen Modellen entwickele sich sehr gut, sagte BenQ-Siemens- Chef Clemens Joos. "Ich bin sehr zufrieden mit den Bestellungen."

Doch nicht nur Oberfläche, auch die Form spielt eine Rolle. Bestes Beispiel dafür ist der US-Handybauer Motorola, nach Nokia der zweitgrößte Hersteller. Mit dem Klapphandy RAZR hatten die Amerikaner im Schlussquartal 2005 das meistverkaufte Modell auf den Markt gebracht und damit dem Platzhirsch aus Finnland Marktanteile abgejagt. Mit dem Modell SLVR will Motorola nachlegen und Nokia im wichtigsten Segment der klassischen Handys, den so genannten Candybars angreifen. Motorola Deutschland-Chef Norbert Quinkert sieht sein Konzept aufgehen. "Bei den Candybars punkten wir gegenüber Nokia."

"Jede Menge Funktionen in einem Gerät reichen nicht mehr"

Axel Kettenring, General Manager bei Sony Ericsson Deutschland, glaubt an aufwändige Kamera- und vor allem Musikhandys. "Der Trend geht eindeutig zur Musik", sagt er. Klassische Mobiltelefone mit den Grundfunktionen Telefonie, SMS, Telefonbuch und einfacher Kamera dominierten zwar nach wie vor den Markt, spezielle Endgeräte für spezielle Bedürfnisse seien aber im Kommen. "Es reicht nicht mehr, einfach nur jede Menge Funktionen in ein Gerät zu packen." So sei zum Beispiel für das dritte Quartal eine Neuauflage des Walkman-Handys mit einer Speicherkapazität von vier Gigabyte geplant. Das aktuelle Modell habe sich seit Mitte August bereits mehr als drei Millionen Mal verkauft. Bei allen technischen Spielereien gelte aber eine Grundregel, sagt Kettenring: "Das Gerät muss weiterhin als Telefon erkennbar sein."