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Software meldet Handy als geklaut

Günstige Software findet geklaute Handys und soll die Zahl der Diebstähle reduzieren
Von Steffen Prey

Jedes Jahr werden in Deutschland Tausende von Handys gestohlen. Mit ihrem wachsenden Funktionsumfang werden die mobilen Alleskönner für Diebe immer attraktiver. Kommt es zu einem Diebstahl, kann man als betroffener Kunde meistens nur seine SIM-Karte sperren lassen, um den finanziellen Schaden zu begrenzen. Die Chancen, das eigene Mobiltelefon zurückzubekommen, sind dagegen äußerst gering.

Eine neue Software soll das jetzt ändern. Das Lost Mobile Tracking System des Softwareunternehmens Micro Technologies [Link entfernt] kann auf jedem kompatiblen Handy oder Smartphone installiert werden. Ist die Anwendung erst mal installiert und aktiv, sendet sie bei einem Wechsel der SIM-Karte entweder eine SMS oder eine E-Mail an den ursprünglichen Besitzer des mobilen Endgerätes. Darin sind die Telefonnummer und der ungefähre Standort des unrechtmäßigen Nutzers enthalten. Dieser Vorgang geschieht beinahe unbemerkt im Hintergrund.

Mit diesen Daten kann man sich beispielsweise an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. Das Programm kostet gerade mal acht Dollar (umgerechnet zirka 6,50 Euro) und wird ähnlich wie viele andere mobile Anwendungen per Datentransfer von einem Remote-Server übertragen. Die etwas komplizierte Installation und Einrichtung erfolgt in mehreren Schritten. Diese werden auf der Homepage [Link entfernt] des Softwareherstellers ausführlich erklärt.

Bisher werden unter anderem die Nokia-Handys N90, N70, 6682, 6681, 6680, 3230, 6670, 6630, 6260, 7610, 6620, 6600, 3650 und 7650, die Panasonic-Geräte X800 und X700 sowie die Samsung-Modelle SGH-D730 und SGH-D720 unterstützt. Eine aktuelle Liste aller kompatiblen Modelle stellt Micro Technologies auf seiner Homepage zur Verfügung.

Die Handy-Sperrung steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen

Technisch gesehen ist die Sperrung der meisten Mobiltelefone eigentlich kein Problem. In vielen Nachbarländern geschieht dies bereits seit langem unabhängig von der SIM-Karte über die IMEI-Nummer. IMEI steht für "International Mobile Equipment Identity" und bezeichnet die 15-stellige Seriennummer, anhand derer man jedes Handy zweifelsfrei identifizieren und dem Besitzer zuordnen kann. Die Nummer taucht in der Regel auf dem Kaufbeleg, der Verpackung und im Inneren des Gerätes auf. In den meisten Fällen lässt sie sich außerdem über den Steuercode *#06# abfragen.

In der Schweiz bietet beispielsweise Swisscom Mobile und in Österreich der Netzbetreiber one diesen Service an. Obwohl die meisten Handys mittlerweile eine Sperrung unterstützen, ist Vodafone derzeit der einzige Mobilfunkanbieter in Deutschland, der seinen Kunden diesen Service anbietet. Offenbar spekulieren andere Anbieter darauf, dass sich Diebstahlopfer ein neues Handy kaufen und so mehr Umsatz bringen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die Netzbetreiber aufgefordert, sich intensiver mit der Problematik des Diebstahls von Handys auseinander zu setzen. Demnach sei es für Kriminelle noch immer sehr einfach, gestohlene Endgeräte zu nutzen oder in Umlauf zu bringen, so ein Sprecher. Experten kritisieren außerdem, dass es noch keine zentrale anbieterübergreifende Datenbank mit den IMEI-Nummern geklauter Geräte gibt. In Großbritannien ist das seit 2004 gesetzlich vorgeschrieben.

Internationale Verbraucherschützer haben sich indes für ein weltweites Verzeichnis ausgesprochen. Ein gesperrtes Handy ist quasi unbrauchbar und weitaus weniger wert. Wären die Sperrmöglichkeiten weiter ausgereift, würde vermutlich auch die Zahl der Diebstähle sinken. Doch bis noch mehr Mobilfunkanbieter dem Beispiel von Vodafone folgen, kann noch viel Zeit vergehen. Bis es soweit ist, können Kunden in ihrem Interesse wohl nur auf Softwarelösungen zurückgreifen. Die Nachfrage nach solchen Applikationen besteht auf jeden Fall. Das Lost Mobile Tracking System von Micro Technologies wurde bisher nach Angaben des Herstellers schon über 35 000 mal verkauft.