Gerüchteküche

Gerüchte über Tiscali-Rückzug

Gibt nach AOL auch Tiscali das Zugangsgeschäft in Deutschland auf?
Von Björn Brodersen mit Material von AFP

Der italienische Online-Anbieter Tiscali will sich offenbar aus Deutschland zurückziehen. Der deutsche Markt sei schwierig und die Firma prüfe derzeit "Lösungen", wie sie das Geschäft in Deutschland aufgeben oder Partnerschaften eingehen könne, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf eine unternehmensnahe Quelle. Tiscali habe bereits die Schweizer Bank UBS mit der Suche nach einem möglichen Käufer beauftragt. Tiscali lehnte jeden Kommentar ab.

Tiscali ist in Deutschland mit der Tiscali GmbH für Privatkunden und Tiscali Business für Geschäftskunden vertreten. Beide Firmen machten im ersten Vierteljahr 19,1 Millionen Euro und damit 16 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Noch im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen angekündigt, in Deutschland ein eigenes DSL-Netz aufzubauen. Tiscali zieht sich seit zwei Jahren aus immer mehr Ländern zurück und will sich auf wenige lukrative konzentrieren. So verkauften die Italiener ihren Online-Dienst in Frankreich, Liberty Surf, an Telecom Italia. In Großbritannien schlossen sie dagegen ein Abkommen mit Video Networks, um ihren Kunden mehr Inhalte bieten zu können.

Erst kürzlich hatte der Hamburger Anbieter AOL erklärt, sein Zugangsgeschäft verkaufen zu wollen. Mehr dazu lesen Sie in unserem aktuellen Interview mit dem Geschäftsführer von AOL Deutschland, Charles Fränkl. AOL hatte wie auch Tiscali zuletzt enorme Probleme bei der Neukundengewinnung im Breitbandbereich. Nach Angaben von Portel.de besitzt AOL zurzeit knapp 1,1 Millionen DSL-Kunden, Tiscali sogar nur 210 000.