Schulprobleme

Das Handy in Schülerhand

Bayern als einziges Bundesland mit generellem Handy-Nutzungsverbot
Von Ralf Trautmann

Andere Bundesländer haben sich gegen ein generelles Handy-Verbot ausgesprochen und den bayerischen Vorstoß zum Teil als Aktionismus zurückgewiesen. Denn jede Schule hat selbstverständlich auch die Möglichkeit, im Bezug auf Mobiltelefone eigene Verordnungen zu erlassen, ohne das eine landesweite Regelung getroffen wurde. Diese individuellen Lösungen reichen in der Praxis daher auch von einem gänzlichen Handyverbot bis hin zu Schulen, die schlicht keinerlei Verordnungen erlassen haben.

Die Orientierung an den bestehenden Schulgesetzen birgt jedoch den Nachteil, das sich die Pädagogen hinsichtlich einiger Details in einem rechtlich unsicheren Raum bewegen. So ist zum Beispiel unter Juristen umstritten, wie lange Lehrer Handys einziehen dürfen, wenn Schüler gegen schulische Verordnungen verstoßen. Die Schulgesetze sprechen hier häufig von einer "verhältnismäßigen" Zeit, die in den jeweiligen Schulordnungen verankert werden muss. In der Regel können bei minderjährigen Schülern die Eltern das Gerät nach dem Schultag abholen, erwachsene Schüler können dies selbst tun.

In besonders problematischen Einzelfällen greift natürlich unabhängig von der Regelung an den jeweiligen Schulen auch immer das Strafrecht. Falls dann die Polizei in solchen Fällen das Handy einzieht, steht auch das Ermittlungsinteresse über den Datenschutzbestimmungen und der Inhalt darf überprüft werden.

Experten raten zum vertrauensvollen Dialog

Bild: dpa Die Polizei äußert sich indes besorgt darüber, dass das Problem nach wie vor an manchen Schulen bagatellisiert werde. Bei dem Verdacht auf Straftaten solle auch wirklich Anzeige erstattet werden. Die Kritik an der Debatte um Handyverbote zielt allerdings auch auf die Frage nach der Effizienz solcher Regelungen, denn das Problem werde hierdurch nicht behoben, sondern nur vor die Schultore verlagert.

Martina Hannak-Mayer von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (bpjm) rät Eltern daher, sich mit den technischen Möglichkeiten moderner Handys vertraut zu machen, um sich der Problematik überhaupt bewusst zu werden. Bei Kauf sollte zudem darauf geachtet werden, ob wirklich alle Multimedia-Funktionen zur Verfügung stehen müssen oder nicht zum Beispiel auf eine Kamera oder Bluetooth verzichtet werden kann. Jugendliche dürften sich ab einem gewissen Alter jedoch wohl kaum mit einem "multimediafreien" Gerät zufrieden geben. Für jüngere Kinder bietet der Markt allerdings eine Vielzahl von Einfachhandys, die wir in einem ausführlichen Ratgeber präsentieren.

Umstritten ist dagegen in diesem Zusammenhang die Frage, ob und wie Eltern die Mobiltelefone ihrer Kinder kontrollieren sollten. Ein vertrauensvoller Dialog sei hier der bessere Weg, rät Hannak-Mayer. Eine Überprüfung könne von Jugendlichen dagegen als Vertrauensbruch gewertet werden, der zukünftige Auseinandersetzungen unter Umständen merklich erschwert.