autonome Systeme

Immer mehr künstliche Intelligenz im Alltag

Auch Internet-Suchmaschinen könnten davon profitieren
Von dpa / Björn Brodersen

Ein japanischer Tourist steht vor dem Deutschen Eck in Koblenz. Sein Handy "weiß", dass er sich für die Geschichte dieser Sehenswürdigkeit interessiert und gibt ihm im Display die gewünschte Information. Oder: Ein elektronisches Buch erkennt, welche Passagen der Leser bereits studierte und präsentiert nur noch die bislang unbeachteten Abschnitte. Künstliche Intelligenz (KI) ist weitaus mehr als Fußball spielende Roboter, erklärt Forscher Ulrich Furbach. "Es geht um autonome, intelligente Agenten. Die gibt es nicht nur im Fußball, sondern überall", sagt der Professor am Institut für Informatik der Universität Koblenz-Landau. Der 58-Jährige beschäftigt sich seit Jahren mit schlauen Computern.

Künstliche Intelligenz dringt immer mehr in den Alltag vor. "Ihr Auto ist in vieler Hinsicht autonom und intelligent", erklärt der Wissenschaftler. "Aber viele Leute machen sich nicht klar, dass sie beispielsweise schon längst nicht mehr selbstständig den Bremsvorgang kontrollieren." Vielmehr seien Assistenzsysteme verantwortlich dafür, dass ein Wagen sicher zum Stehen komme. Um solche autonomen Systeme zu entwickeln und auszutesten, beschäftigen sich KI-Experten gerne mit Roboterfußball. "Die Ergebnisse gehen direkt in viele andere Disziplinen", sagt der gebürtige Münchner.

Künstliche Intelligenz mit real vorhandenen Robotern auszutesten, ist laut Furbach "unendlich mühsam" wegen der komplizierten Ausstattung, der Hardware. Die Gruppe um den Koblenzer KI-Forscher konzentriert sich deshalb auf die Simulation von Fußballspielen am Computer. "Die einzelnen Fußballspieler sind in dieser künstlichen Welt Softwareprogramme, die völlig autonom sind. Sie können nicht mit den anderen Programmen kommunizieren", erklärt Furbach. Dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt läuft seit rund fünf Jahren.

Logik anwenden, um Wissen zu verarbeiten

Dazu haben die Wissenschaftler auch Lehrbücher für den Fußball in der realen Welt studiert und versucht, Regeln computergerecht in Formeln zu packen. Der Rechner wendet diese Regeln auf die Eingabedaten an - so lange, bis er eine Lösung gefunden hat. "Das Ganze ist eine große Suchproblematik, mit der man sich geschickt durchnavigieren muss", erklärt Furbach. Das Verfahren lasse sich auch anwenden, um etwa Internet-Suchmaschinen zu verbessern. Wer mit dem Wort "Restaurant" suche, wolle vielleicht auch die "Gasthäuser" aufgelistet bekommen. "Jetzt müsste die Suchmaschine wissen, dass ein Restaurant auch ein Gasthaus ist", sagt Furbach. Logik anwenden, um Wissen zu verarbeiten - darum geht es den Wissenschaftlern in Koblenz.

Die zuweilen geäußerte Befürchtung, dass Computer dem Menschen irgendwann überlegen oder gar gefährlich werden könnten, hält Furbach dabei für eine typisch westliche. Die Japaner hätten keine so düsteren Gedanken. "Von daher ist es kein Zufall, dass die Robotik ganz gezielt in Japan vorangetrieben wird", meint der Professor. Bei dem Wissenschaftler zu Hause ist die Künstliche Intelligenz übrigens nicht mehr präsent als in anderen Haushalten. "In meinem Medienzentrum ist vielleicht etwas mehr Technik drin", sagt er mit einem Lächeln. "Aber das ist mein Hang zur Technikspielerei."