Hoffnung?

debitel: Nur 5 000 Kunden nutzen Handy-TV

Durchbruch für mobiles Fernsehen soll Ende dieses Jahres gelingen
Von Ralf Trautmann

Der Serviceprovider debitel kann als Vorreiter des Handy-TV abseits der UMTS-Lösungen gelten: Das Unternehmen führte den Dienst auf Basis von DMB Mitte vergangenen Jahres ein, der Erfolg blieb dem Produkt aber bisher augenscheinlich verwehrt. Wie Oliver Steil, Vorstand Marketing und Vertrieb, im Rahmen der Euroforum-Jahrestagung "Telecom Trends" in Köln bekannt gab, zählt das mobile Fernsehangebot aktuell lediglich rund 5 000 Kunden. In den ersten Monaten nach dem Start des Dienstes sei man sehr enttäuscht gewesen, werde aber zunehmend optimistisch. So solle Ende diesen oder Anfang kommenden Jahres der "Durchbruch" erreicht werden.

Bis spätenstens 2010 sollen nach Einschätzungen Steils TV-taugliche Endgeräte sogar einen Marktanteil von rund 50 Prozent erreichen. Der Optimusmus speist sich hierbei aus dem Erfolg anderer Ausstattungsmerkmale wie Kameras und Musikplayer, die sich ebenfalls in einem Zeitraum von vier Jahren durchgesetzt hätten.

Aktuell plage debitel aber noch die geringe Zahl DMB-fähiger Handys. Zwar habe sich das einzige zum Marktstart verfügbare Endgerät, das Samsung P900, durch eine gute Bild-, Ton- und Empfangsqualität ausgezeichnet, sei aber im Hochpreissegment angesiedelt. Auch durch das mittlerweile zweite verfügbare DMB-Handy, das LG V9000, sei das Problem nicht gelöst, da es ebenfalls im oberen Preissegment angesiedelt sei.

debitel fand anfangs keinen marktgerechten Preis

debitel habe sich zudem mit einer für den Endkunden annehmbaren Preiskalkulation schwer getan. Handy-TV verspreche prinzipiell Zahlungsbereitschaft, die Wahl eines Abrechnungsmodells auf Flatrate-Basis sei dabei sinnvoll gewesen. In Italien sei etwas später eine vergleichbarer Service für rund 20 Euro pro Monat eingeführt worden, der sich als erfolgreich erwiesen habe. Der Eingangspreis von 9,95 Euro pro Monat sei daher zunächst als günstig empfunden, dann jedoch zur Steigerung der Attraktivität auf jetzt 5 Euro inklusive kostenfreier Testphase reduziert worden, vor allem angesichts des hohen Gerätepreises. Den Start des Angebots habe zudem der Mangel an Vertriebskanälen erschwert: debitel habe es zunächst nicht geschafft, zum Beispiel große Elektronik-Ketten als Partner zu gewinnen.

Um Handy-TV zum Erfolg zu verhelfen, müssten allerdings in Zukunft vor allem die Inhalte Handy-TV-gerecht angepasst werden: Aktuell würden zum Beispiel über den im DMB-Portfolie enthaltene ProSiebenSat1-Kanal Soaps ausgestrahlt, die sich in ihrer Länge als nicht handytauglich erwiesen hätten und dem Programm so eine sehr geringe Nachfrage bescherten.

Zu kämpfen habe debitel auch mit den komplexen Entscheidungsstrukturen bei der Umsetzung und Erweiterung des Angebots zwischen Landesmedienanstalten und TV-Sendern: Die öffentlich-rechtlichen Anbieter zeigten sich hier offen, da sie mit Handy-TV die Hoffnung verbinden, jüngere Nutzer ansprechen zu können. Unter den privaten Sendeanstalten gäbe es aber hinsichtlich einer gemeinsamen Plattform Probleme. Zudem verunsichere die "ärgerliche" Diskussion um die verschiedenen Handy-TV-Standards zwischen den verschiedenen Akteuren potenzielle Neukunden.