Warnung

Breitband-Markt in Europa wächst langsamer

ECTA warnt Deutschland vor VDSL-Sonderregelung
Von Christian Horn

Die European Competitive Telecommunications Association (ECTA) nahm die Veröffentlichung ihres europäischen Breitband-Berichtes für das dritte Quartal 2006 zum Anlass, Deutschland vor einer Sonderregelung bei VDSL zu warnen. Während sich im europäischen Durchschnitt das Wachstum bei den breitbandigen Internet-Anschlüssen deutlich verlangsamt habe, könne Deutschland als "seltener Lichtblick" mit gesunden Wachstumszahlen aufwarten. Erstmals sei der Breitband-Anteil des Ex-Monopolisten Telekom, deren VDSL-Angebot ja per Sonderregelung von der Regulierung ausgenommen werden soll, zugunsten alternativer Anbieter unter 50 Prozent gesunken.

Sollte Deutschland auf der VDSL-Sonderregelung bestehen, sieht die ECTA das Wachstumspotenzial des deutschen Breitbandmarktes bedroht. "Wir haben es immer wieder beobachtet, dass ein Schutz der Ex-Monopolisten den Kunden Auswahl und Nutzwert nimmt. Dies gilt für die schnelleren Breitband-Netze ebenso wie für die heutigen Breitband-Angebote. Wir bitten die BNetzA dringend, schnellstmöglich Klarheit in die momentan undurchsichtigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu bringen und damit langwierige Gerichtverfahren zu vermeiden, und, was für die Konsumenten noch wichtiger ist, das dynamische Wachstum des Breitbandmarktes zu erhalten. Sollte die deutsche Regierung jedoch darauf bestehen, offene Märkte abzulehnen, werden wir vor der Europäischen Kommision dagegen vorgehen. Der deutsche Bundespräsident kann sicherstellen, dass die High-Speed-Netzwerke nicht von der Regulierung ausgenommen werden, was zu einem Mangel an Sicherheit bei dem Geschäft mit den schnelleren Netzwerken führen würde", erklärte Steen Clausen, Managing Director der ECTA.

Breitband-Wachstumsrate fällt von 23 auf 7 Prozent

In ihrem jetzt in Brüssel vorgestellten Breitband-Bericht konstatiert die ECTA eine "dramatische Verlangsamung" des Breitband-Marktes in Europa. Vom ersten Quartal 2006 bis zum dritten Quartal des Jahres sei die Zahl der Breitband-Anschlüsse in Europa zwar bei einer Wachstumsrate von 7 Prozent von 64 Millionen auf 68,4 Millionen gestiegen, im Halbjahr davor allerdings hatte die Wachstumsrate noch bei 23 Prozent gelegen. Während einige Länder, darunter auch Deutschland und Großbritannien mit 15 Prozent, noch ein kräftiges Wachstum vorweisen konnten, sei in anderen Ländern, wie Dänemark und Belgien mit 4 Prozent, die Zuwachsrate deutlich zurückgegangen. Einen Ausreißer in der Statistik stellt Griechenland mit einem Breitband-Wachstum von 63 Prozent dar. Hier müsse in Betracht gezogen werden, dass das Land bisher nur eine sehr schwach ausgebaute Breitband-Infrastruktur hatte.