Stellenabbau

Motorola baut keine UMTS-Handys mehr in Flensburg

Auch dem Handy-Hersteller drohen Protestaktionen der Gewerkschaft
Von Björn Brodersen mit Material von dpa

Der Handy-Hersteller Motorola baut in Flensburg hunderte Arbeitsplätze ab. Die Fertigung der UMTS-Geräte werde nach Asien verlagert, sagte der Motorola-Deutschland-Chef Ralf Gerbershagen heute in Flensburg. Damit fallen im Flensburger Werk 230 Arbeitsplätze weg. Von den derzeit mehr als 1 000 Beschäftigen in Flensburg werden "mehrere hundert" im Unternehmen bleiben, sagte Gerbershagen. Die entlassenen Mitarbeiter sollen zunächst in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden. Kostenüberprüfungen in "einer der am härtesten umkämpften Branchen der Welt" hätten zu dem Schritt geführt, sagte der Motorola-Deutschland-Chef. Auch der Konkurrent Nokia hatte jüngst bekannt gegeben, 700 Arbeitsplätze streichen zu wollen, um effizienter zu werden.

Die vier deutschen Motorola-Standorte Flensburg, Berlin, München und Taunusstein blieben jedoch erhalten. Zudem werde die Sparte Logistik und Transport mit rund 650 Flensburger Beschäftigten ausgelagert. Es stünden zwei "in Deutschland ansässige" Fremdunternehmen zur Auswahl. Von 14 Logistikzentren in Westeuropa sollen zehn wegfallen. "Vier bleiben bestehen, darunter Flensburg", betonte Gerbershagen. Motorola werde bei den Verhandlungen darauf achten, dass möglichst viele der Mitarbeiter vom neuen Logistik-Partner übernommen werden. Zudem will Gerbershagen nach eigenen Worten eine Standortgarantie für mehrere Jahre erreichen. Die Gewerkschaft IG Metall hat für morgen Protestaktionen angekündigt.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) bot an, eine "arbeitsplatzbezogene Hilfestellung" zu geben - "bis zur Schmerzgrenze", betonte er. Austermann knüpfte die Hilfe jedoch an Bedingungen: "Es ist ein bitterer Rückschlag für die Region und das Land. Wir werden unsere Hilfe davon abhängig machen, wie groß die Zahl der Mitarbeiter ist, die übernommen wird", sagte der Minister.

Höhen und Tiefen für die Motorola-Mitarbeiter im Norden

In Flensburg hatte das Unternehmen im Herbst 1998 eine der modernsten Fertigungsstätten für UMTS-Handys eröffnet, die bislang europaweit vertrieben wurden. Das Unternehmen hatte bislang auch die Bedeutung Deutschlands als Produktions- und Vertriebsstandort sowie als Markt mit über 80 Millionen Konsumenten hervorgehoben. In der Vergangenheit hatte Motorola allerdings auch darauf hingewiesen, dass es hierzulande schwierig sei, Fachkräfte zu finden. Zu Beginn dieses Jahres hatte Motorola den Abbau von 3 500 Stellen angekündigt, weil der Konzern mit Kosteneinsparungen auf einen Einbruch bei den Nettogewinnen reagieren müsse.

Für die Motorola-Mitarbeiter im Norden gab es in den vergangenen Jahren Höhen und Tiefen. Gut lief es für die Beschäftigten im Jahr 2000, als die Sieben-Tage-Woche mit 24-Stunden-Schichten eingeführt wurde. Besonders bedrohlich sah die Lage im Herbst 2003 aus: 600 Entlassungen standen an, weil die Produktion weitgehend nach China verlagert wurde. Am Standort Flensburg blieben die Bereiche Verpackung und Distribution. Bis dahin hatte das Unternehmen 1 800 Beschäftigte, in den besten Zeiten waren es rund 3 000 Mitarbeiter.