Arbeitsniederlegung

Demos und Streiks in der Telekommunikationsbranche

Angestellte von Nokia Siemens Networks, Telekom und Arcor demonstrieren
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von AFP und dpa

"Warnstreik bei der Telekom" ist derzeit eine der häufigsten Formulierungen, die über die Nachrichtenticker der verschiedenen Nachrichtenagenturen kommen. Jeder Landesdienst vermeldet die Niederlassungen des ehemaligen Monopolisten, in denen die Mitarbeiter in den Ausstand treten, um die geplante Auslagerung von etwa 50 000 Mitarbeiter in eine eigene Service-Agentur zu verhindern. Die Auslagerung wäre mit einer Verlängerung der Arbeitszeit und einem Lohnverzicht verbunden. Alleine heute protestierten bundesweit rund 12 000 Mitarbeiter, wie ver.di-Sprecher Jan Jurczyk sagte. Morgen sind erneut ähnlich viele Telekom-Beschäftigte zu Warnstreiks aufgerufen. ver.di will das Ergebnis der Urabstimmung am Donnerstag in Bonn bekannt geben. Sollte es dazu kommen, wäre es der erste Streik seit der Privatisierung des Unternehmens vor zwölf Jahren.

Doch die Telekom-Mitarbeiter sind nicht die einzigen aus der Telekommunikationsbranche, denen derzeit die Vorhaben ihrer Konzernspitzen übel aufstoßen. Auch beim Telekom-Mitbewerber Arcor protestieren die Angestellten. Etwa 70 Beschäftigte legten heute in Berlin vorübergehend ihre Arbeit nieder. Mit der Protestaktion wollten die Gewerkschaften IG Metall, Transnet und GDBA den Druck auf die Arbeitgeber bei den laufenden Tarifverhandlungen erhöhen. Die Verhandlungen sollen morgen in Düsseldorf fortgesetzt werden, wie Transnet mitteilte. Dann seien auch weitere Warnstreiks geplant. Die Gewerkschaften verlangen für die bundesweit rund 3700 Beschäftigten 6,5 Prozent mehr Geld für zwölf Monate. Erste Warnstreiks hatte es bereits gestern an den Arcor-Standorten in Eschborn und Sulzbach gegeben.

Keinen Streik, sondern bislang nur Demonstrationen gibt es bei Nokia Siemens Networks (NSN). Die Beschäftigten des neuen Telekommunikations-Riesen in Deutschland wollen sich den geplanten Stellen-Kahlschlag nicht gefallen lassen. 2900 Stellen sollen abgebaut werden. An den deutschen Standorten protestierten heute tausende von Mitarbeitern auf außerordentlichen Betriebsversammlungen während der Arbeitszeit gegen die Streichungspläne. "Die Beschäftigten sind wütend und sauer", sagte Michael Leppek von der IG Metall in München. Falls das Management die Pläne nicht zurücknehme, werde sich die Gewerkschaft die nächsten Schritte überlegen. Ein Unternehmens-Sprecher betonte, Betriebsversammlungen seien Informationsveranstaltungen und keine Demonstrationen.