Studie

Mobilfunker sollten sich auf Kerngeschäft konzentrieren

eco-Verband befragte Experten zur Entwicklung des deutschen Mobilfunk-Marktes
Von Christian Horn

Einer Studie des eco-Verbandes zufolge, die auf einer Umfrage unter Experten der IT-, Tk- und Fernsehbranche beruht, ist mit 65 Prozent die Mehrheit der befragten Experten der Ansicht, dass sich die Mobilfunk-Betreiber im verschärften Wettbewerbs-Umfeld stärker auf ihre Rolle als Infrastruktur-Provider und weniger auf Services konzentrieren sollten. 18 Prozent der Befragen waren nicht dieser Ansicht und 21 Prozent waren unschlüssig.

"Wenn sich die Mobilfunkbetreiber nur für das Bitpipe-Geschäft entscheiden würden, hätte dies gravierende Konsequenzen für die Anzahl der Arbeitsplätze", warnt jedoch Dr. Bettina Horster, Vorstand der VIVAI AG und Leiterin des AK M-Commerce bei eco. "Aber in der Tat müssen sich die Mobilfunkbetreiber zwischen den Polen Service und Infrastruktur entscheiden und ihre Strategien neu erfinden, wenn sie dauerhaft überleben wollen. Alte Konzepte haben ausgedient. Niemand glaubt mehr an die alten Portalstrategien oder dass sich mit der Finanzierung teurer Features auf dem Handy die Nutzung bestimmter Dienste schneller vorantreiben lässt."

Discounter haben den Mobilfunk-Markt kräftig durchgewirbelt

Vor allem die Vielzahl der Discounter hätte den Mobilfunk-Markt "kräftig durchgewirbelt", nachdem es hier vor einem Jahr gerade einmal zehn Marken gegeben habe. "Diese Entwicklung überrascht nicht, da der Kunde es gerade im Hinblick auf die wesentlich günstigeren Entgelte im europäischen Ausland es vor allem billig haben möchte. Da die Netzqualität und die Leistungen gerade im bedeutsamen Sprachbereich überall vergleichbar sind, konnten die Discounter die lange gewachsenen Strukturen aufbrechen", erläutert Dr. Horster. Allerdings sei bei der Anzahl der Discounter der Scheitelpunkt inzwischen erreicht. Die Ansicht vertreten 65 Prozent der befragten Experten und ziehen daraus den Schluss, dass in naher Zukunft über neue Geschäftsmodelle nachgedacht werden muss. Bei den Discountern nimmt E-Plus 32 Prozent Marktanteil ein, T-Mobile liegt bei 27 Prozent, Vodafone bei 20 Prozent und o2 nimmt lediglich fünf Prozent ein.

Bei den Maßnahmen, zu denen die Experten den Mobilfunk-Betreibern raten, liegt mit 47 Prozent der Vorschlag vorne, einfachere und verständlichere Preismodelle zu etablieren, um mehr Transparenz zu erreichen. Mit 28 Prozent auf dem zweiten Platz liegt der Vorschlag, dezidierte Angebote oder eigene Marken einzuführen. "Eine echte Vorreiterrolle kommt auch in diesem Bereich E-Plus zu, das mittlerweile zwölf verschiedene Marken unter seinem Dach vereint, die jeweils eine klare und direkte Kommunikation mit einer bestimmten Zielgruppe verfolgen", so Dr. Horster. Ein Beispiel sei die Marke Ay Yildiz, die besonders von jungen Türken gut angenommen werde. Chancen sieht die eco-Studie in speziellen Marken für Frauen oder Senioren, die aber erst noch etabliert werden müssten.

Eine weitere Möglichkeit, sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, sei die Einführung von Zusatzleistungen. "Wir denken hier eher an derzeit noch etwas ungewöhnlich anmutende Maßnahmen. Beispielsweise Jamba! hat diesen Weg eingeschlagen und bietet seinen Kunden eine Handyversicherung oder Freiminuten an, wenn sie entweder kurze Online-Werbevideos anschauen oder per SMS an Umfragen teilnehmen", erklärt Dr. Horster. Solche Modelle hätte es zwar schon im Festnetz gegeben, wo sie sich allerdings nicht durchsetzen konnten. Im Mobilfunk-Bereich sieht die eco-Studie eine größere Bereitschaft der Kunden zur direkten Interaktion, womit die Einführung von Zusatzleistungen in diesem Bereich durchaus Chancen haben könnte.