Handy-TV

Handy-TV mit MediaFLO auch in Europa?

Konkurrenz für Handy-TV mit DVB-H und DMB
Von Christian Horn

Der amerikanische Mobilfunkausrüster Qualcomm will seinen Handy-TV-Standard MediaFLO auch in Europa etablieren. Dies erklärte Qualcomm-Vorstandschef Paul Jacobs in einem Interview mit der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). Sein Unternehmen sehe durchaus Chancen für MediaFlo im Konkurrenzkampf zu den hier bereits bekannten Handy-TV-Standards DVB-H und DMB. "Handy-TV bedeutet eine große Möglichkeit für uns in Europa", sagte Jacobs. Mehrere europäische Mobilfunkunternehmen sollen bereits ihr Interesse an MediaFLO bekundet haben. In Kooperation mit dem britischen Pay-TV-Sender BSkyB läuft in Großbritannien bereits ein Feldversuch zur Erprobung von MediaFLO.

In den USA bietet der Mobilfunk-Betreiber Verizon Wireless bereits Handy-TV mit MedioFLO in 20 Bundesstaaten. Der Marktführer AT&T soll noch in Laufe des Jahres nachziehen. In Europa jedoch könnte es für die Qualcomm-Technik schwierg sein, sich gegen DVB-H und DMB als ernsthafte Konkurrenz durchzusetzen. Die EU-Kommisarin Viviane Reding favorisiere DVB-H und drohe sogar mit einer Zwangsfestlegung, falls die Mobilfunk-Betreiber sich nicht einigen. "DVB-H steht kurz davor, als Mobil-TV-Standard in Europa akzeptiert zu werden", zitiert die FTD den Mobilfunkexperten Dan Bieler des Marktforschunginstituts IDC. Jacobs hingegen hält es für einen Mythos, dass die Kommission geschlossen auf DVB-H setzt. "Das ist lediglich die Auffassung einzelner EU-Funktionäre", so der Qualcomm-Chef.

Gute Marktchancen für preiswerte 3G-Handys

Des Weiteren sieht Jacobs in Europa gute Marktchancen für preiswerte 3G-Handys mit Qualcomm-Chipsätzen. Die in Kooperation mit asiatischen Herstellern entwickelten Geräte könnten europäischen Netzbetreibern dabei helfen, schneller neue Kunden für die breitbandigen Mobilfunk-Dienste zu gewinnen, glaubt Jacobs. "LG ist beispielsweise ein Unternehmen, das von der Qualcomm-Strategie profitiert und niedrigpreisige Handys auf den europäischen Markt bringen kann." Diese Strategie scheint jedoch nicht bei allen Herstellern auf Gegenliebe zu stoßen. "Nokia und Ericsson sind nicht damit einverstanden, dass wir LG und asiatischen Auftragsfertigern ermöglichen, preiswerte Handys in guter Qualität zu produzieren."

Im erbitterten Patentstreit zwischen Nokia und Qualcomm wird es in absehbarer Zeit keine Einigung geben, glaubt Jacobs. "Ich sehe keine Möglichkeit, dass wir uns noch in diesem Jahr einigen werden. Im Moment zeigt sich Nokia in den Verhandlungen nur sehr wenig flexibel." Nokia und andere Handyhersteller werfen Qualcomm vor, unrechtmäßig ein Monopol auf Patente für den Mobilfunk der dritten Generation aufgebaut zu haben.