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High-Speed-Bluetooth über WLAN?

Standard könnte führende Inhouse-Übertragungs-Technik werden
Von Ralf Trautmann

Branchenkreisen zufolge setzt die Bluetooth Special Interest Group (SIG), Herausgeber von verbindlichen Spezifikationen für den Bluetooth-Kurzstreckenfunk, bei der Entwicklung von Highspeed-Bluetooth jetzt auch auf WLAN. Die SIG soll das Konzept an das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), zuständig für LAN-Normen, herangetragen haben. Bereits seit Jahren feilt die SIG an einer neuen Variante des Übertragungsstandards, denn die bisherigen Versionen sind mit einem Geschwindigkeitsproblem behaftet: Bluetooth-1.X ermöglicht Datenübertragungen mit maximal 723,2 kBit/s, die Spezifikation 2.0 + Enhanced Data Rate immerhin schon höchstens 2169,6 kBit/s.

In Handys hat sich Bluetooth als Schnittstelle etabliert und für die Übertragung zum Beispiel eines Bildes ist die Geschwindigkeit völlig ausreichend. Für komplexe Multimediaanwendungen wie die Übertragung von Videos oder TV-Signalen ist Bluetooth dagegen zu langsam. Bisher favorisierte die SIG als Erweiterung hier eine Lösung über Ultra-Wideband, welche die Datenübertragung mit bis zu 100 MBit/s auf eine Entfernung von bis zu 10 Metern ermöglichen sollte. Jetzt könnte es möglicherweise zwei Wege geben.

Denn Bluetooth hat gute Chancen, sind zu einer führenden Inhouse-Übertragungstechnologie zwischen verschiedenen Geräten auch abseits der Nutzung auf Handys zu entwickeln (zum Beispiel für Digitalkameras, Fernsehen, MP3-Player und andere elektronische Geräte), da es gegenüber seinen Konkurrenten einige Vorzüge hat: So ermöglicht die Technik mittels "Kopplung" den schnellen und unkomplizierten Aufbau von Verbindungen zwischen verschiedenen Geräten, hier muss nicht wie bei WLAN erst ein Netzwerk mit IP-Adressen und Netzwerkschlüssel konfiguriert werden. Zudem gilt das Bluetooth-Verfahren als energiesparend und unter anderem dank möglicher 128-Bit-Verschlüsselung als sehr sicher. Darüber hinaus ist der Grad der Etablierung bei den Endgeräte-Herstellern hoch.

Die Implementierung von Highspeed-Bluetooth würde im Handysegment in High-End-Geräten Sinn machen, die auch sonst zum Beispiel mit Unterstützung für schnelle Datenübertragungstechniken wie HSDPA technisch hochgerüstet sind: Hier hinkt die Kurzstrecken-Datenübertragung technisch hinterher. Auch Digitalkameras, PCs, externe akkubetriebene Festplatten, Fernseher und weitere Multimediageräte würden von Highspeed-Bluetooth profitieren beziehungsweise bei einigen Geräten überhaupt erst einen Bluetooth-Einsatz sinnvoll erscheinen lassen.

SIG setzte bisher auf Ultra-Wideband

Bisher plante die SIG eine Lösung auf Basis von Ultra-Wideband im Frequenzbereich oberhalb von 6 GHz, vor einem Jahr gab die SIG bekannt, sich hier für eine Kooperation mit der WiMedia Alliance entschieden zu haben. Passende Hardware ist indes bis heute nicht verfügbar.

Die Nutzung von Bluetooth über WLAN würde dagegen auch die technische Implementierung des neuen Bluetooth-Standards erleichtern, da beide Technologien Frequenzen im 2,4-GHz-ISM-Band nutzen. Der WLAN-Standard 802.11n ermöglicht zum Beispiel die Übertragung mit 300 MBit/s.

Wie das Verfahren genau realisiert werden soll, ist noch nicht bekannt. Hier sind zwei Varianten denkbar: Möglich wäre zum einen, dass Bluetooth-Protokoll auf Ethernet-Frames abzubilden, die per WLAN übertragen werden. Bestehende WLAN-Adapter wären dann durch ein Treiber- und gegebenenfalls Firmware-Update sofort auf High-Speed-Bluetooth aufrüstbar. Dies hätte allerdings den entscheidenden Nachteil, dass bisherige Bluetooth-Geräte inkompatibel mit dem neuen Standard wären. Eine weitere Variante wäre, zunächst der Verbindungsaufbau über klassisches Bluetooth durchzuführen. Wenn beide Seiten dann erkennen, dass sie Bluetooth über WLAN beherrschen, würde zumindest für größere Transfers auf diesen Übertragungsweg umgeschaltet.