Vodafone forscht

Mobilfunk: Die vorhandenen Ressourcen besser nutzen

Vodafone vergibt Innovations-Preis an Mobilfunk-Pionier
Von Marie-Anne Winter

Der Mobilfunk hat in den beiden vergangenen Jahrzehnten eine beispiellose Erfolgsgeschichte hingelegt - mittlerweile kommunizieren weltweit Milliarden Handy-Nutzer miteinander. Die Mobilfunknetze haben dabei auch Menschen erreicht, die bisher nicht an weltweite Kommunikationsnetze angeschlossen waren. Und die neuen Möglichkeiten der mobilen Kommunikation sind noch längst nicht ausgeschöpft, längst wird an Folgeprojekten geforscht, die die bisher bekannten Mobilfunkgenerationen ablösen werden.

Um die Zukunft des Mobilfunks ging es auch im Rahmen des Kolloquiums, das gestern anlässlich der Verleihung des Innovationspreises der Vodafone-Stiftung in Dresden stattfand. Dort sprachen neben den Preisträgern auch der Direktor der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Vodafone, Professor Michael Walkler, der Inhaber des Vodafone-Stiftungslehrstuhls an der TU Dresden, Professor Gerhard Fettweis und der Marketing-Leiter von Vodafone Deutschland, Frank Rosenberger über die Möglichkeiten, zukünftige Technologien, Anwendungen und Dienste quasi vorauszudenken.

Mobilfunk soll Festnetze ablösen

In den Vorträgen ging es um die Potenziale des Mobilfunks nach UMTS. Der Trend ist für Vodafone klar: Mobilfunk soll nach und nach das Festnetz ersetzen, Mobilfunkkunden neben Sprache und mobilen Diensten auch datensive Anwendungen selbstverständlich überall mit ihren mobilen Endgeräten nutzen können. Von technischer Seite geht es daher in erster Linie darum, die Kapazität der Netze so weit zu auszubauen, dass den Nutzern auch in der Fläche garantiert hohe Bandbreiten zur Verfügung gestellt werden können.

Weil es dabei einige Beschränkungen gibt, etwa die Frequenzen, die für entsprechende Anwendungen zur Verfügung gestellt werden können, arbeiten die Mobilfunker an neuen Verfahren, um vorhandene Kapazitäten besser nutzen zu können. Daher wird an einer Reihe ausgeklügelter Verfahren geforscht, die genau das erreichen sollen. Das spiegelt sich auch bei der Vergabe der Innovationspreise wieder: Den mit 25 000 Euro dotierten Innovationspreis 2007 erhielt der Ulmer Wissenschaftler Professor Dr.-Ing. Martin Bossert. Martin Bossert ist einer der deutschen Mobilfunkpioniere der ersten Stunde und hat mit zahlreichen Arbeiten nicht nur zum Entstehen und beim Umsetzen des heutigen GSM-Standards beigetragen, sondern fördert mit aktuellen Forschungsprojekten auch die Entwicklung von mobilen Übertragungsnetzen der nächsten Generation. Ein Schwerpunkt dabei ist die Codierungstheorie, in der es darum geht, mit mathematischen Verfahren die Zuverlässigkeit bei der Datenübertragung zu verbessern. Professor Bossert beschäftigt sich auch mit dem Mehrträgerverfahren OFDM (Orthogonal Frequency Division Multiplex), ein Übertragungsverfahren, das die zur Verfügung stehenden Frequenzen optimal ausnutzen und dabei auch noch sehr flexibel sein soll.OFDM wird unter anderem bei Technologie-Standards wie WLAN, DAB oder DVB-T verwendet. Außerdem beschäftigt sich Bossert mit dem Mehrantennen-System MIMO, von dem ebenfalls entscheidende Verbesserungen der Übertragungskapazität erwartet werden.

Vorhandene Ressourcen besser nutzen

Der Förderpreis im Bereich Natur- und Ingenieurwissenschaften wurde an Dr.-Ing. Anke Schmeink vergeben, die heute bei Philips Research im Bereich Medical Signal Processing tätig ist. Die Mathematikerin hat in ihrer Dissertation einen neuen interdisziplinären Lösungsansatz zur optimalen Ausnutzung der Kapazitäten in mobilen Kommunikationsnetzen vorgestellt. Dabei benutzt sie vor allem spieltheoretische Berechnungen, um eine optimale Ressourcenverteilung in Mobilfunknetzen zu ermitteln.

Der Förderpreis 2007 im Bereich Markt-/Kundenorientierung schließlich ging an den Wirtschaftsmathematiker Mathias Klier von der Universität Augsburg, der im Rahmen seiner Diplomarbeit neue Ansätze zur Quantifizierung der Qualität von Kundendaten entwickelt hat. Laut Schätzungen sind 15 bis 20 Prozent der Daten in Kundendatenbanken fehlerhaft. Darunter leidet nicht nur die Kundenzufriedenheit, sondern jeder nicht korrekte Datensatz kann Kosten verursachen, die sich insgesamt zu Millionenbeträgen aufsummieren, gerade wenn es sich um große Kundenbestände handelt. Allerdings kostet auch die Pflege der Datenbanken Geld. Für Mobilfunker, die sehr große Kundenbestände betreuen, ist es daher wichtig, die Qualität der Kundendaten richtig einschätzen zu können und gleichzeitig Maßnahmen an der Hand zu haben, mit denen sie die Qualität ihrer Daten optimieren können. Dafür hat Klier spezielle Kennzahlen für bestimmte Qualitätsmerkmale entwickelt und deren Praxistauglichkeit bei der Datenauswertung auch schon unter Beweis gestellt. Die beiden Förderpreise der Vodafone-Stiftung für Forschung für den wissenschaftlichen Nachwuchs sind jeweils mit 5 000 Euro dotiert.

Mit dem Innovationspreis sowie den Förderpreisen, die seit 1997 vergeben werden, prämiert die Vodafone-Stiftung für Forschung herausragende Forschungsergebnisse. Die Preise werden vorzugsweise an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem deutschen Sprachraum verliehen. Eine Jury mit Vertretern aus Wissenschaft und Industrie kann die Preise sowohl Einzelpersonen als auch einer Gruppe zuerkennen.