Branchenreport

Europäischer Kabelmarkt im Aufwärtstrend

40 Prozent des Gesamtumsatzes durch Internet- und Telefonie-Dienste
Von Christian Horn

Eine neuer Branchenreport der Beratungsfirmen Screen Digest und Goldmedia sieht den europäischen Kabel-Markt im Aufwärtstrend. Das Kabel als Verbreitungsweg für Medieninhalte habe in den vergangenen Jahren einen signifikanten Aufschwung erlebt, berichten die Beratungsfirmen in der inzwischen siebten Ausgabe des jährlichen Reports "The European Broadband Cable 2007", der den Status von 120 Kabelanbietern in 22 europäischen Ländern analysiert. Der Report entstand in Zusammenarbeit mit der European Cable & Communications Association (ECCA). Dem Report zufolge soll sich der Gesamtumsatz der Kabelindustrie in Europa seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt und sich sich bis Ende 2006 auf rund 17 Milliarden Euro belaufen haben.

Private-Equity-Gesellschaften investierten 16 Milliarden Euro

Neben neuen Programmen und Diensten im Bereich Digital-TV sollen vor allem Telekommunikations-Dienste wie Breitband-Internet und Telefonie über das Kabel wichtige Wachstumsimpulse geliefert haben. Die "Wende auf dem Kabelmarkt" sei vor allem durch erhebliche Investitionen von Private-Equity-Gesellschaften eingeleitet worden, die seit dem Jahr 2002 rund 16 Milliarden in die europäischen Kabelmärkte investiert hätten, wodurch die Kabel-Anbieter eine soldie Finanzierung für ihre Entwicklung und den Ausbau der Infrastrukturen erhalten hätten. "Dass eine Industrie, die noch 2002 auf äußerst unsicherem Boden stand, heute wieder mit wettbewerbsfähigen Angeboten für Breitband, Telefonie und digitalem TV bestehen kann, ist wesentlich durch Private-Equity-Investitionen ermöglicht worden", kommentiert Guy Bisson, Sudien-Autor und Consultant bei Screen Digest.

Dem Report zufolge verläuft die Entwicklung des Kabelmarktes in den einzelnen Ländern zwar unterschiedlich, der Gesamttrend jedoch sei klar positiv. So sei die Zahl der Abonnenten von digitalem Kabel-TV von 2005 bis 2006 um 45 Prozent gewachsen. Inzwischen abonnieren bereits 16 Prozent der TV-Kabel-Kunden digitales Kabel. Im Jahr 2000 waren dies weniger als drei Prozent gewesen. Im gleichen Zeitraum nahm die Zahl der Kunden für Kabel-Internet um 27 Prozent zu, die Zahl der Nutzer von Telefonie über das Kabel wuchs um 21 Prozent. Kabel-Internet und Kabel-Telefonie machten im Jahr 2006 bereits 40 Prozent des Umsatzes der europäischen Kabelindustrie aus. Im Jahr 2000 waren dies noch 22 Prozent gewesen.

Chancen in DSL-dominierten Märkten durch Internet und Telefonie

Internet und Telefonie würden den Kabelbetreibern vor allem in DSL-dominierten Märkten wie Deutschland gute Marktchancen bieten. Gegenüber den Wiederverkäufern von DSL-Produkten seien die Kabelnetzbetreiber im Wettbewerb gut aufgestellt, da sie verschiedene Dienste über eine einzige Infrastruktur anbieten und Wettbewerbsvorteile direkt an den Verbraucher weitergeben könnten. Internet und Telefonie würden zudem höhere Umsätze pro Kunde als klassische TV-Produkte ermöglichen.

In Deutschland jedoch seien die Penetrationsraten von Internet und Telefonie über das TV-Kabel noch vergleichsweise unterentwickelt. "Der Grund ist die besondere Struktur des deutschen Kabelmarktes. Wenn die Kabelnetzbetreiber ihre Netze für Internet und Telefonie ausbauen, erreichen sie in vielen Fällen nur den Keller des Wohnhauses. Die Wohnung des Kunden an sich kann oftmals nicht angeschlossen werden, weil die letzten Meter bis zur Wohnungstür noch nicht ausgebaut sind oder weil Uneinigkeit über die Vermarktung der Produkte mit dem Besitzer der Hauskabelnetze besteht", erklärt Goldmedia-Berater Michael Schmid.