VoIP? Yes, please!

Einstweilige Verfügung gegen Mobilfunkanbieter wegen VoIP-Sperre

T-Mobile UK wurde untersagt, Internet-Telefonie via Handy über den Anbieter Truphone zu blockieren
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Der international tätige Anbieter Truphone hat gegen den englischen Mobilfunkanbieter T-Mobile UK eine einstweilige Verfügung erwirkt: Die britische Tochter des deutschen Marktführers T-Mobile muss die Sperrung des Internettelefoniedienstes in seinem Netz aufheben. Dies berichtet das Nachrichtportal de.internet.com [Link entfernt] .

T-Mobile UK sei laut einer Mitteilung von Truphone per einstweiliger Verfügung verpflichtet worden, Internet-Telefonie (VoIP) über das Mobilfunknetz zuzulassen. Der britische Mobilfunk-Anbieter hatte den Nummernbereich von Truphone Mitte Juni blockiert, Truphone war daraufhin vor Gericht gezogen. Truphone, das bald auch in Deutschland starten will, warf dem Mobilfunker vor, seine Stellung als Netzbetreiber zu missbrauchen und den Start des eigenen Angebots zu behindern. In der einsteiligen Verfügung stimmte der englische Richter Robin Knowles den Argumenten des VoIP-Anbieters zu, T-Mobile verstoße gegen Wettbewerbsrecht.

Wie auf der Homepage von Truphone zu lesen ist, steht deren Software derzeit für mehrere Nokia-Handys zur Verfügung. Sie soll Internet-Telefonie über das UMTS-Netz ermöglichen. Bei Buchung einer Datenflatrate können die Kosten für VoIP-Verbindungen im Endeffekt günstiger als bei herkömmlichen Anrufen sein. T-Mobile befürchtete dadurch wohl Umsatzausfälle und ging unter Berufung auf seine Geschäftsbedingungen gegen den Anbieter vor.

Truphone-Chef James Tagg freut sich, denn die Entscheidung sei nicht nur für Truphone eine gute Nachricht, "sondern für alle, die Internet-basierte Services anbieten wollen". Jetzt kommt es auf die Hauptverhandlung an, deren Termin noch nicht bekannt ist.

Von T-Mobile International bzw. T-Mobile Deutschland wurde bei Redaktionsschluss eine Stellungnahme für die nächste Woche angekündigt. Wir halten Sie auf dem Laufenden.

Kommentar: Verzweifelter Versuch, bestehende Geschäftsmodelle zu retten

Diese Entscheidung erklärt auch den verzweifelten Versuch, die Berechnung der Internetverbindungen von datenmengenabhängigen Tarifen auf Zeit-Tarife umzustellen. Bei einem Preis von 9 Cent pro Minute und einer teilweisen Mindesttaktung von 10 Minuten, würden VoIP-Verbindungen weitgehend uninteressant, selbst wenn alle Gespräche in einer Session untergebracht werden könnten. Auch wird die komplette Verbindungszeit mit dem Internet, inklusive Suche und "Rufen" eines Teilnehmers länger als die effektive Gesprächszeit sein.

Vermutlich hat T-Mobile auch Bedenken, dass die zunehmende Nutzung von Instant-Messenger (z. B. ICQ, AIM, Yahoo etc.) den Umsatz mit SMS-Kurznachrichten beeinträchtigen könnte. Die Erfahrung zeigt aber, dass ein Großteil der Nutzer mit Instant-Messaging-Diensten keinerlei Erfahrungen hat oder ihr verwendetes Handy dafür überhaupt nicht geeignet ist oder sie gar nicht wissen, wie es zu konfigurieren ist. Daher könnten offizielle Gateways zwischen den klassischen SMS-Kurznachrichten und IM-Angeboten künftig für Umsatzsteigerungen sorgen.