gefährlich?

Handy-Strahlung: Angaben zum SAR-Wert oft nur versteckt

Angaben finden sich im Handbuch oder auf der Homepage
Von Ralf Trautmann

Die Wirkung durch Handy-Strahlung, die bei der Interaktion zwischen Mobiltelefon und Basisstationen entsteht, ist ein kontrovers diskutiertes Thema: Während einige Experten immer wieder vor möglichen Gesundheitsrisiken warnen, sehen andere das Thema gelassen. Einige Firmen machen sich die Angst dabei mit skurrilen Ideen zu Nutze: So berichtet der Spiegel jetzt, dass eine französische Kosmetikfirma vom britischen Werberat gerügt wurde, weil sie mit einem Spray geworben hatte, das die Haut vor elektromagnetische Wellen schützen sollte. Dieses habe aber einen negativen "Placebo"-Effekt, da es nicht nur unwirksam sei, sondern zusätzlich die Ängste der Menschen schüre.

Doch was kann der vorsichtige Nutzer hinsichtlich der Handystrahlung beachten? Auf den Standort einer Basisstation hat er in der Regel keinen Einfluss. Bei der Wahl des Mobiltelefons dagegen gibt es ein Kriterium: Als aussagekräftiger Wert gilt die so genannte Spezifische Absorptionsrate (SAR), die beschreibt, wie viel Strahlung (gemessen in Watt pro Kilogramm) maximal vom Körper aufgenommen wird. Per EU-Norm sowie in Deutschland gesetzlich verpflichtend wurde hier ein maximaler Wert von 2 W/kg für "Teile des Körpers", im Falle von Handys also zum Beispiel den Kopf, festgelegt. Diese Obergrenze ist allerdings laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) deutlich unter dem Wert angesiedelt, ab dem eine "gesundheitliche Auswirkung" angenommen wird.

Zudem handelt es sich beim SAR-Wert eines Gerätes um eine theoretische, maximale Höchstgrenze, die in der Praxis nicht erreicht wird: Die Sende-Leistung ist nicht kontinuierlich gleich stark, sondern variiert je nach benötigter Stärke, um eine Verbindung zum Netz herzustellen. Wie weit sich der reale SAR-Wert dieser Obergrenze annähert, liegt also unter anderem an der Netzabdeckung sowie der Entfernung zur Basisstation vor Ort. Hat ein Handy einen herausragend niedrigen SAR-Wert, kann es daher im Umkehrschluss Probleme bei der Verbindung mit der Basisstation geben.

SAR: Informationen nicht offensichtlich

Nutzer, für die die Strahlung ein relevantes Entscheidungskriterium beim Handy-Kauf ist, sollte sich zumindest genau informieren: So variieren zum Beispiel die SAR-Werte bei den auf den ersten Blick ähnlichen Sony-Ericsson-Geräten K800i und K810i mit 0,58 W/kg bzw. 1,31 W/kg sehr stark.

Warum der SAR-Wert bei verschiedenen Geräten so unterschiedlich ist, kann laut BfS nicht pauschal beantwortet werden: Dieser werde von einer Vielzahl von technischen Kriterien bestimmt, zum Beispiel von der Umsetzung der Antenne.

Doch Informationen über den SAR-Wert eines Handys zu erhalten, dürfte für den interessierten Nutzer nicht ganz einfach sein: Im Gegensatz zu anderen Features eines Mobiltelefons findet sich in der Regel keine offensichtliche Information auf der Verpackung. Auch Verkäufer werden den SAR-Wertes eines Handys wohl in den meisten Fällen aus dem Stand nicht nennen können. Dass die Handy-Hersteller hier mit Werbung so zurückhaltend sind, hat einen einfachen Grund: Sie sind nicht gewillt, sich ihr Handysortiment in mutmaßlich gefährlichere und weniger gefährlichere Geräte einteilen zu lassen.

Dies erklärt auch den Boykott des Gütesiegels "Blauer Engel" durch die namhaften Hersteller, das vor kurzem dem Kinderhandy von Kandy Mobile verliehen wurde und einen SAR-Wert von unter 0,60 W/kg verlangt: Kandy Mobile hat lediglich dieses eine Mobiltelefon im Angebot und braucht somit keine "Abwertung" anderer Handymodelle zu fürchten.

SAR-Werte online abrufbar

In Deutschland besteht für die Handy-Hersteller keine Informationspflicht über den SAR-Wert, in anderen Staaten dagegen schon. Daher wird der Wert von den Handyproduzenten in der Regel in der Bedienungsanleitung sowie online veröffentlicht. Somit kann im Geschäft ein Blick ins Handbuch Abhilfe schaffen. Nokia veröffentlicht den SAR-Wert zum Beispiel hier etwas versteckt auf den letzten Seiten.

Wer sich diese Suche ersparen will und schon weiß, welche Geräte für ihn in Frage kommen, kann sich auch im Internet informieren: Eine ausführliche Übersicht über SAR-Werte von Handys der verschiedensten Hersteller und Baujahre findet sich zum Beispiel online in einer Liste [Link entfernt] des BfS. Die SAR-Werte vieler Handys finden Sie zudem auch in unserer Handy-Datenbank, die Ihnen den ausführlichen Vergleich verschiedenster Handytypen und Hersteller erlaubt.

Die Angaben von Herstellern sowie Forschungseinrichtungen oder Fachzeitschriften können allerdings geringfügig abweichen. Größere Schwankungen sind indes entgegen früheren Zeiten dank eines mittlerweile von der EU genormten und den Handyherstellern auch genutzten Verfahrens zur Messung des SAR-Wertes in der Regel nicht mehr zu erwarten.