Themenmonat IFA&Konvergenz Analyse

Studie: Mobilfunkbetreibern mangelt es an Konsequenz

Österreichische Anbieter setzten ganz auf günstige Sprach-Flatrates
Von Björn Brodersen

Deutsche Telefonteilnehmer haben im Vergleich zu den Österreichern und Schweizern wenig Anreiz, vom Festnetz auf das Handy zu wechseln. Das ist das Fazit der Autoren einer Studie mit dem Titel "Mobilkommunikation 2011 - Vom Festnetz profitieren", die jetzt veröffentlicht wurde. Laut der Untersuchung der mediareports Prognos habe sich aber die Verschiebung vom deutschen Festnetz in die Mobilfunknetze (FMS) seit 2006 beschleunigt. Der Verlagerungsprozess der Gesprächsminuten, aber auch von Umsätzen und Anschlüssen, werde sich weiter fortsetzen. Bis Ende 2011 erwartet mediareports Prognos einen Mobilfunkanteil von rund 40 Prozent. Ein radikaler Strukturbruch im Telekommunikationsmarkt wie beispielsweise in Österreich sei aber nicht zu erwarten.

Im Jahr 2006 seien hierzulande nur 19 Prozent aller Telefonminuten per Handy geführt worden. In den deutschsprachigen Nachbarländern ist laut der Studie die Festnetzsubstituion durchs Handy weiter fortgeschritten: Die Schweizer nutzten das Handy zu gut 30 Prozent. Die Österreicher sagten dem Festnetz sogar langsam "Servus": Ganze 60 Prozent aller Telefongespräche führten sie inzwischen über das Handy.

Starke Konkurrenz durch Festnetzanbieter

Als Grund für die nur langsame Ablösung des Festnetzes in Deutschland nennt Holger Delpho, Telekom-Experte und Autor des Reports, die Geschäftspolitik der Anbieter. Eine rasche Ablösung des Festnetzes passe nicht in deren Strategie. "Zwar haben die meisten Mobilfunkunternehmen mit ihren Homezone-Produkten Ansätze einer FMS-Strategie entwickelt", so Delpho, "aber sie verfolgen zugleich auch Interessen im Festnetzbereich und wollen am DSL-Geschäft mitverdienen." In Österreich hingegen setzten praktisch alle Mobilfunkanbieter auf eine konsequente FMS-Strategie mit preisgünstigen Sprach-Flatrates und UMTS-Internetzugängen. Selbst die Mobilkom Austria nehme auf die Festnetzschwester Telekom Austria kaum Rücksicht.

Außerdem stünden in Deutschland - anders als in Österreich - vergleichsweise viele potente Festnetzunternehmen mit gefestigter Marktposition und attraktiven Paketangeboten aus Telefonie und Internet, die inzwischen auch Mobilfunk umfassen, im Wettbewerb. Sie lieferten den Mobilfunkanbietern einen harten Konkurrenzkampf und bremsten den FMS-Prozess.

Artikel aus dem Themenspecial "IFA & Konvergenz"