Neuausrichtung

Prepaid-Blackberry bald in Deutschland?

RIM-Chef: Blackberry gegen "Langeweile in Besprechungen"
Von Ralf Trautmann

Wird es bald in Deutschland einen Prepaid-Blackberry geben? Zumindest kündigte Jim Baisillie, Chef von Blackberry-Produzent RIM, in einem Interview mit der Welt die baldige Einführung einer solchen Lösung in mehreren Staaten an und "hoffe" dabei auch auf eine Einführung in Deutschland. Viele Netzbetreiber in verschiedenen Ländern hätten mittlerweile ihr Interesse bekundet.

Die Entwicklung des Services erfolge in Kooperation mit Alcatel-Lucent, allerdings sei die sinnvolle Umsetzung eines solchen Dienstes nicht einfach: Nutzer seien zwar in der Lage, Minutenpakete für die Telefonie einzuschätzen, wie viele E-Mails mittels eines Megabytes übertragen werden können, sei den Nutzer meistens aber nicht bewusst.

Verstärkte Ausrichtung auf Privatkunden

Die Einführung eine Prepaid-Dienstes würde eine Stärkung des Privatkundensegmentes bedeuten. Zwar zeigt sich Baisillie trotz insgesamt elf Millionen Blackberry-Nutzern auch optimistisch hinsichtlich eines weiteren Wachstums im Business-Sektor. Allerdings zeigt die zunehmende Integration von Kameras und Musicplayern auch einen Strategiewechsel, mit der sich Blackberry neue Käuferschichten erschließen will.

Die Ausrichtung auf private Kunden sei attraktiver für die Netzbetreiber, da dadurch die Zielgruppe vergrößert werde: Dies habe enorme Auswirkungen auf den Vertrieb, da die Geräte dadurch auch über die Shops vermarktet und nicht nur direkt an Businesskunden herangetragen werden können.

Allerdings würden hier selbstverständlich die Prioritäten anders gesetzt: So seien private Nutzer preisbewusster und achteten zudem verstärkt auf die Optik. Zudem sei adäquater Service für Privatkunden eine Herausforderung, da hier im Gegensatz der zu Business-Kunden selbstverständlich der Support nicht über eine hauseigene IT-Abteilung wie bei Unternehmen abgewickelt werden könne, sondern über Call-Center der Mobilfunkanbieter.

Für Geschäftkunden habe indes der Faktor Sicherheit einen bedeutend höheren Stellenwert als für Privatkunden. Baisillie betont denn auch erwartungsgemäß im Interview noch einmal die Sicherheit des Blackberry-Dienstes.

Zum "Missbrauch" des unter Managern als Kultgerät gehandelten Smartphones äußerte Baisillie, der Blackberry sei ein probates Mittel gegen Langeweile in Besprechungen. "Unangemessenes Verhalten sagt nichts über die Technologie, aber es sagt alles über das Individuum." Wichtig sei, dass "der Nutzer das Gerät kontrolliert und nicht das Gerät den Nutzer."

RIM will von Apples Markteintritt mit dem iPhone profitieren

Hinsichtlich des Eintritts von Apple in den Handymarkt gibt sich Baisillie gelassen: RIM werde von der iPhone-Einführung in erster Linie profitieren, da der Markt erweitert und die Aufmerksamkeit verstärkt werde. Die Blackberry-Verkaufszahlen stiegen, es würden aktuell vier bis fünfmal soviele Geräte abgesetzt wie bei Apple.

Im Hinblick auf das Beteiligungsmodell Apples an den Erlösen der Netzbetreiber, das auch Blackberry fahre, werde allerdings die Frage aufgeworfen, ob man die Netzbetreiber zu einer "Pipeline degradiere" oder zu einer Plattform zur Anbietung der Dienste mache. Man habe sich hier im Gegensatz zu Apple für das Plattform-Modell entschieden. Dies sei eine Frage der grundlegenden strategischen Ausrichtung für die Mobilfunkanbieter.