Behördennummer

Berlin ist für den Start der 115 im nächsten Jahr vorbereitet

Einheitlich Behördennummer soll mehr Bürgernähe schaffen
Von Marie-Anne Winter

Die Einführung der einheitlichen Behördennummer 115 sei technisch kein Problem, aber es gäbe viele verwaltungstechnische Hürden, wie der zuständige Projektleiter des Berliner Fraunhofer-Instituts für Offene Kommunikationssysteme, Uwe Holzmann-Kaiser, der Nachrichtenagentur im Frühjahr erklärte. Doch nun ist man offenbar einen großen Schritt weiter gekommen.

Berlin wird als bundesweite Modellregion eine tragende Rolle bei der Vorbereitung der einheitlichen Behördeneinwahl-Nummer 115 spielen. Mitte 2008 soll die Nummer in der Hauptstadt erstmals freigeschaltet werden und dem Bürger staatliche Dienstleistungen aus einer Hand bieten. Das Vorbild für die einheitliche Behördennummer ist der Bürgerservice in New York. Dort meldet sich unter der Telefonnummer 311 innerhalb kurzer Zeit rund um die Uhr ein Ansprechpartner, der sich um Anliegen kümmert.

Die Verfechter der 115 haben dabei die Vision einer neuen Beziehung zwischen dem Staat und seinen Kunden vor Augen: Bürger erhalten sämtliche Behörden-Dienstleistungen über einen Kontakt. Sie können über 115 der Verwaltung Straßenschäden oder nicht funktionierende Straßenlampen melden, aber auch mit Hilfe eines Mitarbeiters online Anträge ausfüllen, Informationen abrufen, Urkunden bestellen und dabei immer nachvollziehen, wo im Verwaltungsapparat ihr Vorgang gerade liegt. Bei diesem Service zeigt sich, was E-Government auch bedeuten kann - statt Behördenschungel mehr Bürgernähe und mehr Transparenz.

Wie die Morgenpost berichtet, finden die Forscher des Fraunhofer Instituts für offene Kommunikationssysteme (Fokus), die das Projekt steuern und die benötigte Software entwickeln, derzeit gute Voraussetzungen. "Die sind dabei, führend zu werden im E-Government", sagte Fokus-Direktor Radu Popescu-Zeletin über seine Partner von der Stadt. Noch im März hatte der Wissenschaftler über mangelnde Kooperation mit den Senatsbehörden geklagt. Inzwischen sei die Zusammenarbeit jedoch sehr eng geworden. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit habe das IT-Dienstleistungszentrum (ITDZ), eine Anstalt öffentlichen Rechts, in den vergangenen Jahren unter der Nummer 900 ein Berlin-Telefon aufgebaut, das vieles schon könne, was 115 künftig für das ganze Land leisten soll. Die zentrale Einwahl soll mehr bringen als ein normales Call Center. Aber dazu sind neben leistungsfähiger Technik auch neue, an den Wünschen der Kunden orientierte Arbeitsabläufe in den Behörden nötig: "Es nutzt nichts, wenn sie vorne goldene Telefone haben und hinten Steinzeit", sagt Hans-Joachim Baatz, Projektleiter beim ITDZ.

Laut Morgenpost geht Fokus-Chef Popescu-Zeletin davon aus, dass 80 Prozent aller Verwaltungsprozesse in Behörden durch das neue System hinter der einheitlichen Nummer automatisiert werden können. Das sei auch für den Senat interessant, der ja weiter Personal einsparen wolle. Innen-Staatssekretär Ulrich Freise habe ausreichend Geld aus dem Topf für Verwaltungsmodernisierung zugesagt. Aus Sicht des Fokus-Chefs sollte Berlin aus diesem Know-how ein Geschäft machen. Interessenten aus Korea und China hätten schon in seinem Institut vorbeigeschaut.