Netzbau

Versatel will schnelles VDSL-Netz bauen

In manchen Regionen soll aber Telekom-Netz weitergenutzt werden
Von dpa / Björn Brodersen

Der Telekommunikations-Anbieter Versatel will ein VDSL-Netz für schnelle Datendienste aufbauen und damit der Deutschen Telekom Konkurrenz machen. "In Regionen, wo wir einen hohen Marktanteil haben, werden wir ein eigenes Glasfasernetz bauen", sagte Vorstandschef Peer Knauer heute in Düsseldorf. Das rechne sich alleine schon, da die Entgelte an die Telekom für die Nutzung der Teilnehmeranschlussleitungen (TAL) entfielen. "In anderen wollen wir das Netz der Telekom nutzen - vorbehaltlich einer Einigung mit dem Unternehmen." Der Startschuss für den VDSL-Netzbau soll 2008 fallen.

Mit Versatel kündigt nach Arcor ein weiterer Konkurrent der Deutschen Telekom den Aufbau eines schnellen VDSL-Netzes an. Die Unternehmen verhandeln derzeit mit der Telekom über den Zugang zu den grauen Kästen am Straßenrand, den so genannten Kabelverzweigern. Arcor steht nach eigenen Angaben kurz vor einer Einigung mit der Telekom. Versatel-Chef Knauer erwartet, dass bis März kommenden Jahres eine Einigung über den Zugang zu Leerrohren und den grauen Kästen am Straßenrand getroffen wird. Dies ist Voraussetzung für den Bau der neuen Netze, da sonst die Investitionen deutlich höher ausfallen würden. Mit den Investitionen in die schnellen Netz wollen die Unternehmen die Grundlage für Bündelprodukte aus Telefon, Internet und Medieninhalte schaffen.

50 000-Entertain-Kunden der Deutschen Telekom

Lange Zeit stand die Telekom alleine da mit ihren Plänen für das schnelle VDSL-Netz, mit dem ab Mitte kommenden Jahres 50 Städte versorgt werden sollen. Drei Milliarden Euro investiert das Unternehmen in die Aufrüstung seiner Infrastruktur mit dem Datenturbo, die Ausgaben sollen über neue Anwendungen wie Internet-Fernsehen (IPTV) wieder eingespielt werden. Da die Bonner anderen Telekomfirmen den Zugang zum Netz erschweren wollten, befürchtete die Konkurrenz ein neues Monopol der Telekom und lief Sturm gegen die Pläne. Das VDSL-Netz der Telekom hat eine Geschwindigkeit von bis zu 50 MBit/s - 50 Mal schneller also als die ersten DSL-Leitungen.

Als wichtigen Treiber für VDSL sieht Versatel-Chef Knauer das hochauflösende Fernsehen HDTV an, das auch über das Netz übertragen werden soll. Aber auch Spiele und Musik würden die Nachfrage steigern, sagt er. Bislang steckt das Geschäft aber in den Kinderschuhen - die Telekom hat bislang 50 000 Kunden für ihr Entertain-Paket unter Vertrag genommen. Knauer rechnet wie auch Arcor-Chef Stöber, dass erst Ende 2009 der VDSL-Absatz anziehen wird. "Derzeit gibt es keine Notwendigkeit für Eile, da es noch keine Anwendungen gibt", sagt der Versatel-Chef.

In der Strategie von Telekom-Chef René Obermann nimmt das Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL eine Schlüsselrolle ein. Von den neuen Diensten, die über das Netz laufen sollen, verspricht sich Obermann eine Stabilisierung des Deutschlandgeschäfts. In der traditionellen Telefonie verzeichnet das Unternehmen seit Jahren massive Rückgänge, was die Telekom zu schmerzhaften Einschnitten beim Personal zwingt. Da VDSL noch nicht bundesweit verfügbar ist, rüstet der Marktführer sein Breitbandnetz mit dem vergleichsweise langsameren Standard ADSL2+ auf. "Bis Ende 2007 können über 17 Millionen Haushalte unser Highspeed-Netz nutzen", sagt Festnetz-Vorstand Timotheus Höttges.