Werbemethoden

Vorwürfe wegen Werbemethoden gegen freenet (aktualisiert)

Breitband-Anbieter wilhelm.tel kündigt zudem Preissenkungen an
Von Björn Brodersen

Der Norderstedter Breitband-Anbieter wilhelm.tel erhebt schwere Vorwürfe gegen den Hamburger Internetprovider freenet. Seit Beginn dieses Monats versuchten Mitarbeiter oder Beauftragte von freenet, private Anwender im Verbreitungsgebiet von wilhelm.tel mit falschen Behauptungen abzuwerben. Gegenüber teltarif.de erklärte wilhelm.tel, etwa eine "Handvoll Kunden" habe sich deshalb inzwischen an den Anbieter gewandt, man gehe aber von einer "höheren Dunkelziffer" aus. Der Norderstedter Provider hat jetzt eine Unterlassungserklärung vom Internetanbieter aus der Nachbarstadt gefordert - freenet prüft die Vorwürfe noch.

Den Schilderungen einer Mitarbeiterin von wilhelm.tel zufolge fragten die Werber an den Haustüren gezielt nach Anschlusskunden des Norderstedter Kabelnetzbetreibers. Diesen würde dann unter anderem erzählt, dass wilhelm.tel im kommenden Jahr sein Geschäft einstellen werde oder der Anbieter überlastet sei und freenet um Hilfe gebeten habe. In beiden Fällen würden die Angesprochenen dazu gedrängt, einen neuen Vertrag zu unterzeichnen, um weiterhin Internetdienste in Anspruch nehmen zu können. Teilweise werde dabei auch die obere Seite des Auftragsformulars so umgeknickt, dass der Kunde erst nach genauerer Betrachtung erkennen könne, dass er kein wilhelm.tel-Formular sondern ein freenet-Formular unterzeichnen soll. Die freenet-Werber ließen sich auch frühere wilhelm.tel-Rechnungen der Kunden zeigen, um so an die Daten der Kunden zu gelangen.

wilhelm.tel hat strafbewehrte Unterlassungserklärung veranlasst

wilhelm.tel hat am 6. Dezember gegen dieses Vorgehen eine strafbewehrte Unterlassungserklärung veranlasst. freenet hat laut einer Mitteilung an wilhelm.tel bis zu der für heute Mittag gesetzten Frist die Vorwürfe nicht abschließend aufklären können. wilhelm.tel behält sich jetzt weitere Schritte gegen freenet vor.

Franziska Löhr von der Rechtsabteilung von wilhelm.tel weist außerdem betroffene Kunden auf das zweiwöchige Widerrufsrecht hin, dass ihnen der Gesetzgeber eingeräumt. Der Widerruf muss nicht begründet werden. Wer ungewollt einen freenet-Vertrag unterzeichnet habe, finde die Adresse, an die der Widerruf geschickt werden muss, auf dem unterzeichneten freenet-Auftragsformular.

Update: Stellungnahme von freenet gegenüber teltarif.de

freenet hat inzwischen gegenüber teltarif.de erklärt, dass die beschriebene Vorgehensweise von der freenet AG keineswegs veranlasst oder geduldet werde. Stimmten die Vorwürfe, würde auch freenet zu den Geschädigten zählen, da die Kundenzufriedenheit darunter leide. Sollte sich der Betrugsverdacht bestätigen, werde das Unternehmen den verantwortlichen Werber sofort kündigen, künftig für den Vertrieb sämtlicher freenet-Produkte sperren und Strafanzeige erstatten sowie umfassende Maßnahmen gegen die Hauptagentur einleiten. Bei allen Beteiligten möchte sich freenet für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen.

freenet arbeite zum Vertrieb ihrer Produkte mit verschiedenen Vertriebspartnern im gesamten Bundesgebiet zusammen. Grundlage für die Zusammenarbeit bildeten Kooperationsverträge, in denen die Partner verpflichtet würden, bei der Akquise von neuen Kundenverträgen bestimmte Verhaltensregeln einzuhalten. So verpflichteten sich die Partner insbesondere, die Kunden über die Vertragsprodukte ordnungsgemäß zu informieren und zu beraten und diesen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zugänglich zu machen. Außerdem seien die Vertriebspartner verpflichtet, geschultes Fachpersonal für Beratung und Verkauf zu beschäftigen.

wilhelm.tel senkt zum neuen Jahr die Preise

Das Tochterunternehmen der Stadtwerke Norderstedt hat im Norden Hamburgs ein eigenes Glasfasernetz verlegt und bietet den Kunden Daten-, Sprach- und Multimediadienste (Triple Play) an. Die Bandbreite der Internetzugänge variiert zwischen 2,5 und 100 MBit/s im Downstream. wilhelm.tel hat nach eigenen Angaben insgesamt 21 000 Internet- und Telefonkunden sowie 87 000 angeschlossene Kabel-TV-Haushalte. In Norderstedt entsprächen die 29 000 Kabel-TV-Kunden einem Marktanteil von 85 bis 90 Prozent, hier zählt das Unternehmen zudem mehr als 16 000 Internetkunden.

wilhelm.tel kündigt auf seiner Website zudem Preissenkungen zum 1. Januar an. Ein Breitband-Anschluss mit einer Datenrate von 100 MBit/s im Downstream und 5 MBit/s im Upstream mit Doppel-Flatrate soll dann 39,90 Euro im Monat plus Gebühren für den TV-Kabel-Anschluss kosten.