flaches Land

Kabel vs. DSL auf dem Land: "Wer ist hier Gefahr für wen?"

"Ganz andere Bandbreiten möglich, das können andere so nicht bieten"
Von Ralf Trautmann

Wer sich für einen Breitband-Anschluss interessiert und in einem Ballungsraum lebt, hat bezüglich der Bandbreite die freie Wahl: So sind bei der Telekom und den Wettbewerbern DSL- und ADSL2+-Anschlüsse mit Bandbreiten zwischen 1 und 16 MBit/s erhältlich. Das gilt natürlich auch für das Flächenland Baden-Württemberg. Stuttgart gehört zudem sogar schon seit dem Start zum VDSL-Versorgungsgebiet, Städte wie Karlsruhe, Heidelberg oder Mannheim zählen ebenfalls zu den Ausbauregionen: Hier wird dann ein Downstream von bis zu 50 MBit/s geboten.

Außerhalb der Ballungsgebiete sieht es dagegen zum Teil ziemlich mau aus: Vielen Nutzern im ländlichen Raum des Bundeslandes stünden nur DSL-Zugänge mit geringen Bandbreiten oder gar kein DSL-Anschluss zur Verfügung, sagt Christan Hoppe, Pressesprecher bei Kabel BW, in einem Gespräch mit teltarif. Daher seien Kabel-Anschlüsse hier unter Umständen die "erste Wahl". Denn DSL ist zwar in der Wahrnehmung vieler Kunden das Synonym für "Breitband-Zugang", allerdings ermöglicht auch das Kabelnetz von Kabel BW je nach Ausbau den Internet-Anschluss, und das mit bis zu 25 MBit/s im Downstream. Kabelnetzbetreiber in anderen Bundesländern ermöglichen sogar schon Datenraten bis zu 32 MBit/s. HSDPA als Alternative gibt es in der Regel nicht, der Aufbau von WiMAX-Offerten vollzieht sich trotz bundesweiter Frequenz-Vergabe vor nunmehr einem Jahr mehr als schleppend. In Baden-Württemberg gibt es entsprechende Offerten nur in Heidelberg. Internet-via-Satellit ist zwar flächendeckend nutzbar, aber vergleichsweise teuer.

Kabelanschluss als "erste Wahl"?

Das Kabel BW sich selbst als "erste Wahl" in den ländlichen Gebieten sehen möchte, verwundert wenig. Doch ist dieser Wunsch berechtigt? Nach Angaben von Kabel BW gibt es zum Beispiel in der Region um Bad Mergentheim im nordöstlichen Baden-Württemberg in den Randbereichen sowie in den Gemeinden um Bad Mergentheim oder aber zum Beispiel in der Gemeinde Dingelsdorf in der Nähe des Bodensee DSL-freie Zonen, die mit dem modernisierten Kabelnetz in den Genuss eines schnellen Internet-Zugangs kommen.

Eine stichprobenhafte Abfrage der Verfügbarkeit von Kabel- und DSL-Zugängen an einzelnen weiteren Standorten zeigt, dass DSL zwar auch in vielen kleineren Orten durchaus verfügbar ist, allerdings ist andererseits auch erkennbar, das auf der Suche nach hohen Bandbreiten die DSL-Zugänge auf dem Land an gewisse Grenzen stoßen.

Allerdings besteht das Problem, eine repräsentative Vergleichbarkeit zu erreichen. Während Kabel BW Netzabdeckungszahlen und sogar eine Netzabdeckungs-Karte bietet, gibt die Deutsche Telekom keine regionale Zahlen an, auch nicht für ganze Bundesländer. Beim Alternativ-DSL-Anbieter freenet zum Beispiel ist dagegen nicht vorab online zu erfahren, welche Bandbreite geschaltet werden kann.

Kabel: Breitbandalternative erst nach Modernisierung

Damit das schnelles Internet per Kabel überhaupt genutzt werden kann, bedarf es allerdings eines modernisierten Netzes am jeweiligen Standort, und hieran hapert es in vielen Fällen noch. So zeigt zum Beispiel eine Verfügbarkeitsabfrage mit einer zufällig gewählten Straße in Zimmern ob Rottweil ganz im Süden des Bundeslandes, das Kabel BW hier bereits mit dem modernisierten Netz vertreten ist und daher den Internet-Zugang mit bis zu 25 MBit/s anbietet. Die Telekom stellt hier lediglich 3-MBit/s-Zugänge bereit. In einer ausgewählten Straße in Buchen im Norden Baden-Württembergs dagegen ist lediglich ein "nicht-modernisierter" Kabelanschluss verfügbar. DSL der Telekom gibt es auch hier mit 3 MBit/s im Downstream. Eine Testabfrage in Kohlberg, zentral in Baden-Württemberg gelegen, zeigt, dass DSL von der Telekom aktuell lediglich in der Light-Variante mit 384 kBit/s erhältlich ist. Auch hier ist das Kabel BW-Netz zwar vorhanden, aber ebenfalls nicht modernisiert.

Kabel BW will allerdings Abhilfe schaffen: Im Gespräch mit teltarif kündigte das Unternehmen wiederholt an, bis spätestens Ende kommenden Jahres sein komplettes Netz modernisiert und somit Internet- und damit auch Telefonie-fähig aufgerüstet zu haben. Dann seien 3,4 Millionen der insgesamt 4,9 Millionen Haushalte in Baden-Württemberg mit diesen aufgerüsteten Kabelanschlüssen erreichbar. Die 3-Millionen-Marke bei der Modernisierung wurde nach Kabel BW-Angaben vor kurzem geknackt. Die Kabelnetzbetreiber könnten durch die Ergänzung um Internet- und Telefonie-Dienste automatisch als Triple-Play-Anbieter mit einem hohen Verfügbarkeitsgrad für derartige Offerten auftreten, so dass sich in Bezug auf DSL-Provider die Frage stelle, "wer hier eine Gefahr für wen ist", gibt sich Hoppe selbstbewusst.

Monatliche Kosten ausgewählter Tarife im Vergleich

Anbieter Paket Downstream monatl. Grundentgeld
Kabel BW Clever 4 MB 4 MBit/s 19,90 zzgl. Kabelanschluss
Clever 25 MB 25 MBit/s 49,90 zzgl. Kabelanschluss
Deutsche Telekom Call & Surf Comfort 6 MBit/s 44,95 Euro1
Call & Surf Comfort Plus 16 MBit/s 54,95 Euro2
Entertain Comfort 16 MBit/s 59,95 Euro
1Bei Bestellung bis 13.01.08 im Rahmen einer Aktion für monatlich 39,95 Euro.
2Bei Bestellung bis 13.01.08 im Rahmen einer Aktion für monatlich 49,95 Euro.

Somit besteht zumindest für einen Teil der Interessenten an höheren Bandbreiten Hoffnung, sich in absehbarer Zeit ihren Wunsch erfüllen zu können: Ist die Aufrüstung erfolgt, bietet Kabel BW dann auch automatisch die "bis zu 25-MBit/s-Variante" an. Nicht verschwiegen werden darf in diesem Zusammenhang nämlich, dass es sich bei den 25 MBit/s um einen theoretisch möglichen Downstream handelt, der in der Praxis für den Endkunden erreicht werden kann, aber eben nicht muss. Abhängig ist dies zum Beispiel von der Zahl der Anschlüsse an einem Verteiler, wenn viele Nutzer gleichzeitig große Datenmengen übertragen. Allerdings sind auch bei DSL die Angaben als "bis zu"-Werte zu verstehen, die in der Praxis nicht erreicht werden müssen.