Nokia-Bochum

Nokia dementiert Umzugsangebot an Mitarbeiter

In Bochum kursieren Gerüchte um die zukünftige Schließung des Nokia-Werks
Von AFP / ddp / Anja Zimmermann

Der finnische Handykonzern Nokia hat einen deutschen Zeitungsbericht über ein Angebot an seine Bochumer Mitarbeiter für einen Umzug nach Rumänien dementiert. Nokia habe keinerlei Pläne für ein solches Angebot, sagte ein Nokia-Vertreter heute in Helsinki der Nachrichtenagentur AFP. "Das ist ein Gerücht unter vielen, und es stimmt nicht."

Der Nokia-Vertreter verwies darauf, dass die Gehälter in Rumänien bei einem "Zehntel der deutschen" lägen. "Glauben Sie wirklich, das interessiert jemanden?" Er fügte hinzu, gleichzeitig stehe aber natürlich jedem Nokia-Mitarbeiter auf der Welt jedes Stellenangebot von Nokia weltweit offen. Die Rheinische Post (RP) hatte unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise berichtet, ein Wechsel der Bochumer Mitarbeiter nach Rumänien gehöre zu den Vorstellungen, die die Nokia-Führung mit Gewerkschaftsvertretern und Politikern in der kommenden Woche diskutieren wolle. Zum Wochentag und zum Ort wollte sich Nokia-Sprecherin Arja Souminen heute in Helsinki auf Anfrage der ddp allerdings nicht äußern. Dem Bochumer Nokia-Betriebsrat war von einem bevorstehenden Treffen indes nichts bekannt.

Achenbach: Kallasvuo vergleicht Äpfel mit Birnen

Unterdessen warf der Betriebsrat dem Chef des Mobiltelefonkonzerns "Vernebelungstaktik" vor. Wenn Kallasvuo sage, dass der Standort Bochum rund 23 Prozent zu den direkten Personalkosten innerhalb des Konzerns beitrage, verschweige er, dass neben der Produktion mit 1 400 Beschäftigten auch rund 900 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung in Bochum arbeiten, sagte die Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach. "Kallasvuo vergleicht Äpfel mit Birnen", betonte sie.

Die Betriebsratsvorsitzende rief die Bundesregierung zum Eingreifen auf. Bei dem Versuch, die Entscheidung des finnischen Mobilfunkkonzerns rückgängig zu machen, setze man "ganz stark auf unsere Politiker, dass sie ihr Wort in Finnland einlegen".

Der SPD-Voritzende Kurt Beck äußerte sich empört, dass Nokia nur wenige Tage nach der Bekanntwerden der Schließungspläne am Donnerstag einen Rekordgewinn von 7,2 Milliarden Euro für Geschäftsjahr 2007 vermeldet hatte. Es gehe bei der Werksschließung nur darum, dass Nokia "den Rachen nicht voll kriegt, dass man mit 15 Prozent Rendite immer noch nicht zufrieden ist", sagte er im RTL-Nachtjournal. "Dieses Unternehmen bringt sich um seinen Ruf."

Einer Umfrage zufolge will eine Mehrheit der Deutschen nach dem Streit um Nokia bei Kaufentscheidungen stärker darauf achten, dass die Produkte in Deutschland hergestellt wurden. 67 Prozent der Bundesbürger wollen künftig nur hierzulande produzierte Waren kaufen, ergab die Erhebung von Infratest dimap für das ARD-Morgenmagazin. Für 30 Prozent der Befragten spielt das Herkunftsland dagegen keine besondere Rolle.

Weitere Artikel zur geplanten Schließung von Nokia Bochum