Gechäftsmodelle

Nokia: Werbung ist im mobilen Internet zu teuer

Nokia-Vorstand Niklas Savander über Geschäftsmodelle für Ovi
Von Marie-Anne Winter

Über das Ende der Kostenlos-Kultur im Internet ist schon viel geredet worden. Dabei ist zu beobachten, dass es weiterhin sehr viele Angebote gibt, die man ohne Zusatzkosten nutzen kann - man denke nur selbstverständlich gewordene Dienste wie Suchmaschinen, Nachschlagewerke und Web-Mail, die zumindest in der Basis-Variante kostenlos sind. Auch die immer zahlreicheren Plattformen, auf denen Internetnutzer selbst Inhalte einstellen können, die anderen kostenlos zur Verfügung stehen, gehören dazu. Allerdings sollte man hierbei im Hinterkopf behalten, dass auch diese Angebote nicht wirklich kostenlos sind, sondern häufig über Werbung finanziert werden. Andererseits ist es tatsächlich so, dass es auch eine Zunahme bei der Nutzung kostenpflichtiger Angebote, etwa Musik-Downloads, im Internet gibt.

Mit der Ausbreitung des mobilen Internets geht die Diskussion um die Kostenlos-Kultur in die nächste Runde. Denn das Konzept mit werbefinanzierten Angeboten wird beim mobilen Internet vermutlich nicht so funktionieren wie im herkömmlichen Internet, weil Werbeeinblendungen mehr Datenverkehr erzeugen, der in den Mobilfunknetzen sehr viel teurer ist als im Festnetz. Im Gespräch mit der Berliner Zeitung räumte der Nokia-Vorstand für den neuen Internet- und Softwarebereich des Handyriesen, Niklas Savander, ein, dass die Handy-Kunden am Ende über diesen Umweg für Werbung doch noch zur Kasse gebeten würden. Daher würden sich werbefinanzierte Angebote im mobilen Internet sehr viel langsamer durchsetzen. Es seien nun andere Modelle gefragt. Es werde immer wichtiger, Umgebungsinformationen bereitzustellen, die das Leben einfacher machten, das beginne bei der Navigation und ende noch lange nicht bei Hinweisen auf in der Nähe liegende Hotels, Restaurants oder Bahnhöfe. Für derartige Angebote benötige man ganz andere Partner als etwa Google, Yahoo oder Microsoft. Dazu benötige man Kooperationen mit lokalen Internet-Unternehmen oder Medien wie Tageszeitungen, die Zugang zu lokalen Werbemärkten und Informationen haben.

"Wir werden sehen, ob sich damit Geld verdienen lässt."

Nokia habe für Ovi bereits Kooperationen mit Vodafone, der France-Télécom-Tochter Orange und dem Netzanbieter TIM von Telecom Italia abgeschlossen. Und auch die Gespräche mit T-Mobile seien in einem fortgeschrittenen Stadium. Es ginge jetzt um einen fairen Interessenausgleich und die Frage, wie man das mobile Internet gemeinsam voranbringen könne.

Auf die Frage, wie Nokia über Ovi beispielsweise mit sozialen Netzwerken Geld verdienen könne, äußerte sich Savander zurückhaltend: "Wir werden sehen, ob sich damit Geld verdienen lässt. Ich glaube, ja." Ähnliche Hoffnungen äußerte Savander in Bezug auf die Pläne, im zweiten Halbjahr die ersten Musik-Handys auszuliefern, mit denen sich ein Jahr lang kostenlos Lieder aus Ovi herunter laden lassen. Ob die Handy-Besitzer den Dienst weiter abonnieren werden, wenn das kostenlose erste Jahr herum ist, muss sich erst noch zeigen. Nokia versuche damit, die Zahl der Musikfans zu reduzieren, die überhaupt nichts zahlen. Man helfe damit der Musikindustrie, ihre Einnahmequellen zu schützen.

In Bezug auf das Navigationsgeschäft erklärte Savander, dass Nokia in diesem Jahr genau so viele Handys mit eingebauter Satellitennavigation verkaufen wolle, wie 2007 insgesamt an GPS-Geräten abgesetzt worden sind. Da der Markt stark wachse, bedeute das nicht, dass die Anbieter vor GPS-Navigationsgeräten dadurch verdrängt würden. Allerdings werde die Konkurrenz härter. Garmin habe darauf bereits mit einem eigenen Handy reagiert. Reine GPS-Navigationsgeräte würden künftig nur noch in Marktnischen erfolgreich sein.