CCC

Chaos Computer Club veröffentlicht Schäubles Fingerabdruck

Anleitung zur Kopierung in Vereinszeitung beigefügt
Von mit Material von AFP und dpa

Der Chaos Computer Club (CCC) hat nach eigenen Angaben einen Fingerabdruck von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) genommen und ihn veröffentlicht. In der neuen Ausgabe der Vereinszeitschrift Datenschleuder liegt der Fingerabdruck inklusive einer Anleitung zu dessen Kopierung bei. Der Computer-Hacker-Club setzt sich seit langem für den Schutz der Privatsphäre ein. Auch auf der Website des Clubs sind Abdruck und Anleitung eingestellt.

Der Verein teilte mit, CCC-Aktivisten hätten den Fingerabdruck von einem Wasserglas des Ministers entnommen, aus dem dieser bei einer öffentlichen Veranstaltung getrunken habe. Der Zeitschrift beigelegt ist eine Anleitung für die Kopierung. Laut CCC kann so in wenigen Minuten eine gummiartige Schicht gewonnen werden, die dem Fingerabdruck entspricht. Diese könne sich jeder auf seinen Finger kleben und damit Fingerabdruck-Scanner etwa an Flughäfen oder in Supermärkten überlisten.

Der Computer-Club will nach eigenen Angaben ein "Sammelalbum" mit Fingerabdrücken veröffentlichen. So sollten laut Spiegel Online demnächst etwa die Fingerabdrücke von Schäubles Vorgänger Otto Schily (SPD), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) oder BKA-Präsident Jürgen Ziercke veröffentlicht werden.

Zur Begründung der Aktion teilte der Chaos Computer Club mit, die Politiker dürften nichts gegen eine Veröffentlichung ihrer Fingerabdrücke haben. Denn sie selbst betonten als Argument etwa für biometrische Pässe immer wieder, wer nichts zu verbergen haben, habe durch solche Maßnahmen auch nichts zu befürchten. Der Minister gab sich am Sonntag gegenüber Zeit Online dann auch wie erwartet unaufgeregt: Ihn habe die Aktion "kalt gelassen". Schäuble weiter: "Mein Fingerabdruck ist kein Geheimnis, den kann jeder haben. Ich habe nichts zu befürchten."

Datensicherheit auf dem neuen elektronischen Reise-Pass umstritten

Fingerabdruck-Biometrie sei nicht so sicher wie behauptet werde. So reiche ein Abdruck auf einem Glas, um sich eine gefälschte Identität zu verschaffen, so die Meinung des Chaos Computer Clubs. Neue Reisepässe sind seit dem 1. November 2007 mit elektronischen Fingerabdrücken des Eigentümers auf einem Chip versehen. Zentral oder in Meldeämtern werden die Abdrücke nicht gespeichert. Der CCC hofft, mit der Aktion eine neue Debatte über das Thema biometrische Merkmale anzustoßen.

Auf diese "fast philosophische Debatte" will sich das Innenministerium nicht einlassen. Wie eine Sprecherin gegenüber Zeit Online sagte, sehe man keinen Zusammenhang zwischen der Aktion des CCC und dem ePass, auf dem die Fingerabdrücke der Zeigefinger gespeichert werden. Aufgabe des Ministeriums sei es, Dokumente sicherer zu machen.