Praxistest

Astra2Connect: 2-Wege-Internet per Satellit im Test

Vor allem zu verkehrsstarken Zeiten sinkt der Datendurchsatz in der Praxis
Von Thorsten Neuhetzki

Sobald die Satellitenverbindung steht, synchronisiert sich das Modem und der Nutzer kann surfen. Angeschlossen wird das Modem per Netzwerkkabel. Einstellungen am PC sind normalerweise nicht zu machen. So lange die Verbindung zum Satelliten noch nicht steht, wird jede Webseiten-Anfrage auf das Interface des Modems geleitet. Sobald die Verbindung da ist, ist das Surfen möglich.

Phase 2: Das Surfen

Wer nun DSL per Satellit erwartet, der wird jedoch enttäuscht. Denn Surfen mit Astra2Connect ist oftmals nicht sehr viel schneller als mit ISDN. Der Grund dafür: Datenmengen normaler Webseiten sind relativ klein. Webseiten bestehen jedoch in aller Regel aus vielen Elementen, die einzeln angefragt und bestätigt werden müssen. Da sowohl Up- als auch Downstream bei Astra2Connect über eine geostationäre Orbitalposition realisiert werden, schnellen jedoch die hierfür entscheidenden Pingzeiten nach oben. Immerhin legen die Daten pro Richtung knapp 72 000 Kilometer zurück, eine Anfrage vom Rechner an einen Server samt Antwort also 144 000 Kilometer - die Strecke in den klassischen Internet-Backbones noch nicht mitgerechnet. Ein Ping liegt bei etwa 600 bis 700 Millisekunden. Zum Vergleich: DSL-Pings liegen bei 30 bis 60 Millisekunden.

Downloads: Tagsüber schnell, abends lahm

Astra2Connect-Schüssel im Betrieb Spürbar wird die neue Internet-Freiheit dann, wenn ein Download gemacht wird. Denn dieser ist durchaus deutlich schneller als per Schmalband. Mit unserem Test-Equipment, auf dem wir eine Bandbreite von 1 MBit/s im Downstream freigeschaltet bekamen, waren tagsüber 100 kB pro Sekunde, zum Teil auch mehr, kein Problem. Anders sah es mit dem Datendurchsatz am Abend aus: Fast jeden Abend sinkt der Durchsatz ab. Zum Teil auf ein Niveau von 10 bis 20 kB pro Sekunde - was immer noch schneller ist als ISDN.

Zu vermuten ist, dass am Abend entsprechend viele Kunden große Datenmengen herunterladen und die Kapazität des benutzten Transponders schlicht ausgereizt ist. Filiago macht hier auch kein großes Geheimnis darum, sondern spricht von einer Fair-Use-Policy. Kunden, die ein entsprechendes Volumen generieren, würden bei steigender Auslastung des Systems gedrosselt. Dazu gilt es jedoch anzumerken: Traffic-Intensive Anwendungen haben wir über unsere Testleitung nicht gemacht. Lediglich ein paar Testdownloads wurden durchgeführt. Zu vermuten ist daher, dass die Drosselung alle Nutzer trifft - egal ob Viel- oder Wenignutzer. Nach Astra-Angaben können 10 000 bis 12 000 Nutzer einen Übertragungstransponder nutzen. Weitere Details zu diesen Angaben machte man in Luxemburg auf Anfrage allerdings nicht.

Kunde hat Luxemburger IP-Adresse

Uplink-Schüsseln von Astra in Unterföhring Als Astra2Connect-Nutzer ist man im Internet mit einer dem Betreiber SES zugeteilten IP-Adresse unterwegs. Das ist beim normalen Surfen weitestgehend kein Problem. Problematisch wird es allerdings, wenn man Anwendungen nutzen möchte, die nur für deutsche Nutzer gedacht sind. Die SES hat ihren Sitz in Luxemburg, entsprechend gibt man sich beim Surfen als Luxemburger aus. Daher funktioniert beispielsweise der IPTV-Service Zattoo nicht. Die Software vermeldet, man befindet sich in einem Land, aus dem man Zattoo nicht nutzen dürfe.

Die Astra2Connect-Tarife

Neben Filiago bieten auch StarDSL und Yato Astra2Connect-Tarife an. Künftig wird auch die Deutsche Telekom ihren Kunden den Service anbieten. Details hierzu sind aber noch nicht bekannt. Yato hat zudem spezielle Hardware im Angebot: Sie verfügt über einen zweiten LNB, so dass der Nutzer mit einer Schüssel Internet und TV empfangen kann.

Provider Angebot Down-
stream
in kBit/s
Up-
stream
in kBit/s
Inklusiv
Download
Kosten
pro
Monat
(in Euro)
Laufzeit
(Monate)
Einrichtung
(in Euro)
Filiago Sat flat256
2-Wege
256 64 Flatrate 29,951 24 99,95
Sat flat512
2-Wege
512 96 Flatrate 39,951 24 99,95
Sat flat1024
2-Wege
1024 128 Flatrate 49,951 24 99,95
StarDSL Start 256 64 Flatrate 39,95 24 299 2
Basic 512 92 Flatrate 49,95 24 299 2
Pro 1024 128 Flatrate 59,95 24 299 2
Premium 2048 128 Flatrate 89,95 24 299 2
Yato DSL256(Prepaid) 256 64 Flatrate 19,80 24 413,90 2
DSL256 256 64 Flatrate 29,80 24 413,90 2
DSL512 512 96 Flatrate 39,80 24 413,90 2
DSL1024 1024 128 Flatrate 49,80 24 413,90 2
DSL2048 2048 128 Flatrate 79,80 24 413,90 2
Viele Tarife gibt es mit verschiedenen Laufzeiten und Zahlungsbedingungen, wodurch die Grundgebühren und die Bereitstellungskosten gesenkt werden können.
1 Die Mietkosten für die Hardware von 9,95 Euro sind bereits eingerechnet. Alternativ kann diese zum Preis von 319,95 Euro gekauft werden.
2 Anschlussentgelt und Bereitstellungskosten für die Hardware

Fazit: Astra2Connect bringt Bandbreite und Flatrate aber kein DSL

Astra2Connect hinterlässt einen gemischten Eindruck. Zwar ist es endlich möglich, auch in der Provinz breitbandige Anwendungen zu nutzen, doch ein echtes DSL-Gefühl kommt nicht auf. Vor allem für diejenigen, die nur am Abend surfen, dürfte Astra2Connect aufgrund der Flatrate interessant sein, nicht aber zum Highspeed-Surfen.

Der Aufbau nahm mehrere Stunden in Anspruch - nicht zuletzt aufgrund der Problematik der nicht freigeschalteten Anlage. Wer sich mit Technik nicht gut auskennt und schnell die Geduld verliert, sollte doch eher einen Fachmann zu Rate ziehen. Nachteilig bei Astra2Connect zu urteilen sind auch die hohen einmaligen Kosten für die spezielle Anlage.