Digital Radio

Öffentlich-Rechtliche wollen Digital Radio vorantreiben

In Mitteldeutschland haben alle Marktvertreter Positionspapier unterzeichnet
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Erstmals haben sich öffentlich-rechtliche und private Programmveranstalter Mitteldeutschlands auf eine gemeinsame Linie zur konzertierten Markteinführung von digitalem Radio verständigt. Die Geschäftsführer der lokalen, regionalen und landes­weiten Privatradios, der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) und das Deutschlandradio sowie die Chefs der Mitteldeutschen Landesmedienanstalten haben ein "Positionspapier" abgestimmt und jetzt unterzeichnet. Die gemeinsame Erklärung initiierte der Verein Digital Radio Mitteldeutschland, der für alle Programmveranstalter eine neutrale Diskussionsplattform zur Verfügung gestellt hat.

In dem Positionspapier erklären die Unterzeichner, dass die digitale Übertragung von klassi­schem Radio - aber auch von ergänzenden Texten, Bildern und Videos - künftig vorrangig auf Frequenzen im Band III auf Basis der DAB-Systemfamilie (DAB, DAB+, DMB) erfolgen soll. Das Positionspapier unterstützt das bundesweite Konzept von ARD und Landesmedienanstalten, wonach ab 2009 digitaler Hörfunk über drei so genannte Bedeckungen ausgestrahlt werden kann. Wichtige Voraussetzung sei, dass die Empfangsqualität deutlich die jetzige UKW-Versorgung übertreffen und auch eine "deep-indoor-Versorgung" gewährleisten muss. Gleichzeitig fordern die privaten Hörfunkanbieter, dass ihnen der Einstieg in die Digitalisierung in gleichberechtigtem Umfang wie den öffentlich-rechtlichen Anstalten durch geeignete Fördermodelle ermöglicht wird.

Die einzelnen Veranstalter haben nun Zeit bis Mitte Mai 2008, ihr Gesamtkonzept für ein digitales Hörfunkangebot bei den jeweiligen Landesmedienanstalten in Sachsen (SLM), Sachsen-Anhalt (MSA) und Thüringen (TLM) einzureichen. Flankiert wird der mitteldeutsche "Call for Interest" von einer deutschlandweiten Abfrage durch die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, wonach der bundesweite Bedarf für nationale und länderübergreifende Hörfunkangebote ermittelt wird.

Digital 5 bekundet Interesse an nationalen Radioketten

Auch das Radio-Konsortium Digital 5 [Link entfernt] , ein Zusammenschluss sechs großer deutscher Privatradios, hat bei den Landesmedienanstalten sein Interesse an Produktion und Verbreitung neuer nationaler Radioprogramme bekundet. Am vergangenen Mittwoch endete der so genannte "Call for Interest" der deutschen Medienanstalten bei den privaten Radiosendern. Damit wird das Interesse an nationalen digitalen Radioprogrammen in Band III über DAB+/DMB erkundet. Digital 5 begrüßt die Abfrage: "Wenn dieser neue digitale Anlauf des Radios ein Erfolg werden soll, müssen alle Marktpartner mitmachen und Farbe bekennen. Wir wollen unseren Beitrag leisten."

Der Aufruf zum gemeinsamen Handeln, so Digital 5, gelte nicht nur für die Sender, sondern auch für Gerätehersteller, die Medienpolitik der Länder, den Bund etc. Digital 5 kann sich auch vorstellen, gemeinsam mit anderen die technische Multiplex-Struktur zu organisieren. Den jetzigen "Call for Interest" sieht Digital 5 als "erste Nagelprobe", ob das Projekt "überhaupt zum Laufen" kommt. In einem Schreiben an den Hörfunkbeauftragten der deutschen Landesmedienanstalten, Dr. Gerd Bauer, weist das Senderkonsotium auf viele "noch ungelöste Probleme" hin - bis hin zur Finanzierung für die privaten Anbieter. Gerade für sie bedeute ein Engagement im Digitalen, bedingt durch die hohen zusätzlichen Verbreitungskosten, "ein extremes wirtschaftliches Risiko": "Deshalb muss die Politik endlich die Position der privaten Radios gegenüber den öffentlich-rechtlichen Anstalten mit ihrer komfortablen und konjunkturunabhängigen Finanzierung durch Gebühren stärken", so die beiden Digital 5-Geschäftsführer Hans-Dieter Hillmoth und Kai Fischer.

NDR startet neue DAB-Welle

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) ist unterdessen mit einer neuen digitalen Welle auf Sendung geganen: "NDR Musik", das über DAB zu empfangen ist, strahlt unter anderem die nächtlichen Rockmusiksendungen aus dem NDR Info-Programm nochmals auch am Tage aus. Außerdem gibt es längere Strecken mit anspruchsvoller Pop- und Rockmusik im Nonstop-Betrieb.