Rückkanal

DSL hilft Kabel: Triple Play über kombiniertes Breitband-Netz

Tele Columbus will sich vorerst den Ausbau des Rückkanals sparen
Von Björn Brodersen

Der Breitband-Netzbetreiber Telefónica und der Anbieter von Kabel-Internet-Anschlüssen Tele Columbus wollen Triple-Play-Dienste gemeinsam über DSL-Leitungen und das TV-Kabel anbieten. Zurzeit testen beide Unternehmen in Berlin ein kombiniertes Angebot aus Telefonie, Internetzugang, Kabel-Fernsehen und einer Online-Videothek. Die IP-basierte Breitband-Plattform von Telefónica Deutschland wird dabei ergänzend zum Kabel-Netz genutzt. Die kombinierte Lösung soll für Kabelnetz-Betreiber in denjenigen Regionen interessant sein, in denen sie über keine rückkanalfähige Netzinfrastruktur verfügen.

Das Kabel wird dabei zur Übertragung des Fernsehsignals genutzt und ermöglicht durch seine Leistungsfähigkeit die Ausstrahlung auch von hochauflösenden HDTV-Programmen. Interaktive Anwendungen wie Video on Demand, Telefonie oder Internet werden dagegen über das Breitband-Netz der Telefónica transportiert. Nach der erfolgreichen Testphase in Berlin plant Tele Columbus für das kommende Jahr den allgemeinen Marktstart in geeigneten Gebieten.

Tele Columbus erreicht mehr potenzielle Kunden für Triple Play

"Das Angebot von Kabel-Anschluss und DSL-Zugang aus einer Hand bedeutet für die Kunden Kostenvorteile und mehr Servicekomfort", verspricht Markus Schmid, CEO und Präsident der Tele Columbus Gruppe. Wie diese Vorteile für den Kunden erreicht werden sollen, verschweigt er jedoch noch. Auch wie die zu erwartenden Triple-Play-Pakete aussehen werden, ist noch nicht bekannt. Er erklärt aber, wie das Unternehmen selbst von der kombinierten Übertragungsweise profitieren wird: "Mit der Integration von DSL auf einer gesonderten technischen Plattform erreicht Tele Columbus weitere Unabhängigkeit von vorgelagerten Kabelnetzebenen. Sie ermöglicht außerdem ein durchgängiges Produktportfolio auch in Regionen, in denen die rückkanalfähige Aufrüstung des Kabelnetzes nicht sofort möglich ist." Jochen Mogalle, Vice President Sales bei Telefónica Deutschland, sagt hingegen: "Telefónica Deutschland macht damit einen weiteren Schritt in Richtung Konvergenz und ist nun auch ein attraktiver Partner für Kabelnetz-Betreiber." Breitband-Anschlüsse in Deutschland
Grafik: BITKOM

Die Tele Columbus Gruppe entstand im November 2006 durch den Zusammenschluss der Tele Columbus GmbH mit der ewt multimedia GmbH unter dem Dach von Orion Cable. Mit rund 3,7 Millionen angeschlossenen Haushalten ist Tele Columbus nach eigenen Angaben heute der drittgrößte Kabel-Anbieter in Deutschland und der größte Kabelnetzbetreiber der Netzebene 4.

Telefónica Deutschland betreibt in Deutschland ein eigenes, hochperformantes Breitband-Netz. Mit dieser Plattform auf Basis der schnellen Internet-Technologie ADSL2+ wendet sich das Unternehmen an Internetprovider und Carrier, die in Deutschland mit keinem eigenen Netz präsent sind oder die Telefónica-Infrastruktur als Ergänzung zu ihrer eigenen nutzen. Zu den Kunden von Telefónica Deutschland zählen unter anderem 1&1, freenet, HanseNet und o2 Germany. Telefónica erschließt zurzeit nach eigener Aussage mit über 2 500 Hauptverteilern (Ortsvermittlungsstellen im Netz) rund 60 Prozent der deutschen Haushalte.

Kabel-Internet noch weit abgeschlagen hinter DSL

Für den Breitband-Zugang muss das TV-Kabel rückkanalfähig ausgebaut sein. Von rund 60 Millionen Kabel-Kunden in Europa nutzen nach Angaben des ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber 15 Millionen Breitband-Internet. In Deutschland basieren zurzeit laut dem BITKOM 96 Prozent aller Breitband-Zugänge auf der DSL-Technologie. Allerdings hätten im vergangenen Jahr auch die Kabelnetzbetreiber kräftig bei den Breitband-Kunden zugelegt und zudem ihre Netze in vielen Regionen für den breitbandigen Internetzugang aufgerüstet. Nach BITKOM-Berechnungen werden Ende dieses Jahres rund 23 Millionen Haushalte in Deutschland (58 Prozent) über einen Breitband-Anschluss verfügen.