Ratgeber

Neue Top-Level-Domains ab 2009: Was steckt dahinter?

Neue Internet-Endungen kosten 100 000 Dollar
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von dpa und AFP

Wie heute morgen bereits berichtet, lässt die Internetaufsicht ICANN ab dem kommenden Jahr auch Webadressen mit frei wählbaren Endungen wie .liebe oder .berlin zu. Die Neuerung werde "die Art und Weise stark verändern, wie das Internet aussieht und funktioniert", sagte der ICANN-Vorsitzende Dengate Thrush in Paris. Doch was steckt wirklich dahinter? Wer kann die neuen Top-Level-Domains (TLD) beantragen und zu welchem Preis?

Wer denkt, er kann sich im kommenden Jahr seinen eigenen Nachnamen als TLD reservieren und den Vornamen als normale Domain um E-Mail-Adressen wie mail@vorname.nachname zu bekommen, der irrt. Grundvoraussetzung ist ein dickes Girokonto: Über 100 000 Dollar kostet der Kauf einer neuen Endung. Neben Geld braucht der Registrar aber auch noch die benötigte Infrastruktur, um die eigenen TLDs verwalten und ins Netz bringen zu können. Die ICANN erwartet deshalb nur einige hundert neue Adress-Endungen, will mit dem hohen Preis aber die 20 Millionen Dollar Entwicklungskosten für die Änderung wieder hereinholen.

Sub-Registrierung, etwa bei .berlin, wohl erst 2010

Möglich ist aber für Privatleute, die nicht gerade einen sehr weit verbreiteten Nachnamen haben und in Berlin wohnen, in den ersten Monaten bei einem Internet-Provider die entsprechende Web- Adresse zu ergattern, die beispielsweise www.maxmustermann.berlin lauten könnte. Diese - zweite - Phase dürfte aber frühestens Ende kommenden Jahres oder auch erst 2010 beginnen.

Die 1,3 Milliarden Internetnutzer weltweit könnten künftig geläufige Wörter, Marken-, Orts-, Firmen- oder Eigennamen als so genannte generic Top-Level-Domains eintragen lassen, sagte Thrush nach der ICANN-Hauptversammlung. Anträge werden für die neuen Tip-Level-Domains werden ab dem zweiten Quartal 2009 angenommen. Bisher gibt es für die weltweit 160 Millionen Web-Adressen rund 250 verschiedene Endungen - seien es Länderbezeichnungen wie .de oder thematische Abkürzungen wie .com (Wirtschaft), .org (Organisationen), .edu (Bildungseinrichtungen) oder .gov (Regierungen). Künftig könnte es theoretisch eine unbegrenzte Zahl von Adress-Endungen geben. Doch für Normalbürger ist es kaum möglich, sich auf eigene Faust eine Domain zu beschaffen. Der Preis für jeden Neueintrag werde "im niedrigen sechsstelligen US-Dollar-Bereich" liegen, sagte ICANN-Geschäftsführer Paul Twomey. ICANN will damit die 20 Millionen Dollar Entwicklungskosten für die Internet-Revolution wieder hereinholen.

eBay hat Interesse an .ebay

Zur eigentlichen Zielgruppe zählt Thrush auch bestimmte Volksgruppen, die ihre Sprache und Kultur bewahren wollten. Neben der Großstadt Berlin könne sich New York .nyc sichern. Und selbst häufige Nachnamen von Privatleuten könnten durch Zusammenschlüsse etwa in Vereinen zum Zuge kommen. Im Wirtschaftsbereich hält ICANN Endungen wie .bank, .news und .car für wahrscheinlich. Grundsätzlich müssen die neuen Endungen immer aus mindestens drei Buchstaben bestehen und dürfen maximal 63 Buchstaben umfassen. Als eines der wenigen Einzelunternehmen hat die Online-Auktionsseite eBay bereits Interesse an einer eigenen Domain gezeigt. Wollen zwei Bewerber dieselbe Domain, fordert ICANN sie zunächst auf, untereinander eine Einigung zu finden. Scheitert dies, ist eine Auktion möglich.