Vergleich

Erinnerungen an Quam: Tele2 Schweiz vor dem Aus

Attraktive Tarife, aber Ausgaben für Marketing und Netzausbau gestoppt
Von Reinhold Birgmann

Der Fall Quam gehört zu den spektakulären Pleiten der Mobilfunkbranche. Das Gemeinschaftsunternehmen der spanischen Telefónica und der finnischen Sonera war im November 2001 angetreten, über Qualität und Service, Gratis-Handys und solide Preise sowie später UMTS-Dienste Marktanteile im deutschen Mobilfunkmarkt zu erobern. Quam legte jedoch einen pannenreichen Start hin und stand schon ein Jahr später wieder vor dem Aus. Dabei hatte Quam zuvor noch für umgerechnet 8,5 Milliarden Euro eine der UMTS-Lizenzen für Deutschland erworben.

In der Schweiz scheint sich dieses Spiel gerade zu wiederholen: Der Mutterkonzern von Tele2 hat einen Investitionsstopp im Mobilfunkbereich verhängt, und die großen Verkäufer haben die Mobilfunk-Angebote von Tele2 aus dem Sortiment entfernt. Offensichtlich sind die Marketingaktivitäten so weit eingeschränkt worden, dass selbst neue Mobilfunk-Vertragsabschlüsse für Händler nicht mehr vergütet werden und somit unattraktiv sind. Zudem soll Tele2 die Ausgaben für den Netzausbau gestoppt haben. Tele2 will sich künftig auf den skandinavischen Markt und Russland konzentrieren und zieht sich aus den Märkten zurück, heißt es - auch aus der Schweiz, Österreich und Deutschland.

Das ganze kommt zu einem ungewöhnlichem Zeitpunkt, denn gerade im ersten Quartal dieses Jahres lief es für Tele2 sehr gut in der Schweiz. Ein Wachstum von über 20 Prozent wurde erreicht - ein Traumwert im Schweizer Mobilfunkmarkt. Doch die Kunden-Gesamtzahl - 91 000 Mobilfunkkunden in einem Markt von rund acht Millionen Anschlüssen - zeigt, dass Tele2 weit von den eigenen Zielen entfernt ist. Mit dem jetzigen Rückzug ist im Prinzip das Aus für Tele2 Mobile beschlossen werden.

Tele2 startete 2004 mit Mobilfunktarifen

Tele2 hatte im Jahr 2003 eine GSM-Lizenz für die Schweiz eingekauft. Vorgabe für den Erhalt einer solchen Lizenz war es, die grössten Schweizer Städte mit einem Mobilfunknetz abzudecken. Die Idee des City-Netzes war geboren. Schon bald machte sich Tele2 daran, in Zürich die ersten Basisstationen aufzubauen. Im Dezember 2004 war es dann soweit. Tele2 startete mit Tarifen, die bis heute in der Schweiz unerreicht sind. Vom Handy konnte man für 4 Rappen (2,5 Cent) in das Schweizer Festnetz telefonieren. Ins Ausland ging es für 10 Rappen und hielt man sich im City-Netz auf, konnte man über eine reguläre Festnetznummer erreicht werden.