Kurz-Test

Google-Browser Chrome im ersten Test

Die erste Beta-Version von Google-Chrome kann jetzt heruntergeladen werden
Von Sebastian Friedrich /

Die Meldung hatte in allen IT-Redaktionen der Welt eingeschlagen wie eine Bombe: Google gibt bekannt, einen eigenen Browser zu veröffentlichen: Google Chrome soll das Interneterlebnis besser, schneller und sicherer machen, ist ein OpenSource-Browser und setzt teilweise auf bewährte aber auch auf neue Techniken.

Vor der Veröffentlichung der Beta-Version des Browsers am späten Dienstagabend mitteleuropäischer Zeit machte ein vorab von Google ins Internet gestellter Comic bereits Lust auf das Release. Mit Sprechblasen getextet und Bildern illustriert, vermittelt das Comic auch Laien, welche technischen Neuerungen der Browser des Suchmaschinen-Primus unter der Haube mit sich bringt und im ersten kurzen Test unter Beweis stellen muss.

Neuentwicklung JavaScript-Implementierung "V8"

Google-Browser Chrome
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Die zum Einsatz kommende Rendering-Engine "Webkit" ist bereits bekannt aus Apples Safari, die JavaScript Implementierung "V8" hingegen stellt eine völlige Neuentwicklung dar, heißt es während der Pressekonferenz am Dienstagabend. Vor allem die bessere Performanz für Webapplikationen und die Multi-Prozess-Fähigkeit stellt Google dabei in den Vordergrund. Klingt kompliziert ist es aber nicht: Googles Webbrowser Chrome verfolgt damit einen ähnlichen Ansatz wie der Internet Explorer 8: Alle geöffneten Tabs des Browsers stellen einen eigenen Prozess dar, was den Vorteil hat, dass beispielsweise fehlerhafte Webapplikationen nicht den gesamten Browser zum Absturz bringen, sondern nur den betroffenen Tab. Vergleichbar ist dies mit einem Betriebssystem, wie Windows XP, wobei ein fehlerhaftes Programm nicht das gesamte System in die Knie zwingt, sondern separat heruntergefahren wird.

Bestens vertraut dürften die meisten User deshalb auch mit einem Task-Manager sein, der sich auch in Google Chrome, etwas versteckt unter dem Menüpunkt "Entwickler" findet und alle geöffneten Tabs des Browsers und die verwendeten Ressourcen anzeigt. Apropos Menüpunkt: Anders als Firefox, Internet Explorer Safari oder Opera, verzichtet Googles Browser bewusst auf viele Menüpunkte beziehungsweise eine klassische Menüleiste. Alle Zusatzfunktionen des Chrome sind über zwei Symbole am rechten oberen Fensterrand zu erreichen.

Tabs an oberster Stelle des Programmfensters

Ebenfalls einen anderen Weg bestreitet Google bei der Einteilung des Browserfensters. Tabs befinden sich an der obersten Stelle des Programmfensters und nicht wie von anderen Browsern gewohnt unterhalb der Adressleiste, die sich beim Chrome Omnibox nennt. Die Verwandtschaft zu "Omnipotent" liegt hierbei nahe, denn neben der Adresseingabe für Internetseiten, tippen User hier auch Schlagworte ein, um besuchte Seiten wiederzufinden oder Vorschläge für besonders populäre Webseiten, die zum eingegebenen Schlagwort passen, aufgelistet zu bekommen. Die Funktion erinnert an Firefox und die aktuellste Version von Opera, allerdings werden bei diesen Browsern nach Schlagworteingabe nur Seiten aufgelistet, die schon einmal besucht wurden. Die Lesezeichen werden wie bei anderen Browsern unterhalb der Omnibox als Schnellstarter hinterlegt, beziehungsweise im Popup-Menü "weitere Lesezeichen" sortiert.

Gut gefällt auf Anhieb der Download-Manager des Chrome Browsers, der durch eine schlichte Animation den Download-Vorgang ankündigt und unaufdringlich am unteren Bildrand Platz findet. Auch die Übersicht aller Downloads findet innerhalb des Browser-Fensters statt, und erleichtert mit dem Button "Im Ordner anzeigen" das Auffinden der heruntergeladenen Dateien. Ebenfalls auf Anhieb gefällt das Öffnen eines neuen Tabs, da in Miniaturansicht, die am häufigsten besuchten Seiten angezeigt werden. Optisch ähnlich findet sich dies allerdings auch bei Opera.

Vom Firefox gut "abgeguckte" Passwortverwaltung

Während der Pressekonferenz von Google durch die Programmierer als "Lieblingsfunktion" bezeichnet, stellt die Möglichkeit "Anwendungsverknüpfung erstellen" dar. Hierbei wird eine Webseite oder Webapplikation als Shortcut auf dem Desktop abgelegt und kann direkt aufgerufen werden. Wer etwa Gmail oder Google Docs nutzt, kann somit schneller auf die Webapplikation zugreifen, im Test erschließt sich allerdings nicht wirklich ein Mehrwert zu einem auf dem Desktop abgelegten Bookmark.

Im positiven Sinne abgeguckt hat Google bei der Passwort-Verwaltung von Firefox: Statt mit einem alles überlagernden Pop Up Fenster nach der Speicherung des Passwortes zu fragen und ein weitersurfen ohne Interaktion unmöglich zu machen, können User einfach munter weiter klicken und der Dialog verschwindet wieder. Dies schont Nerven und sollte auch von anderen Browser-Programmierern bedacht werden.

Erstes Fazit: Google Chrome wirkt schlank und unaufdringlich

Meistbesuchte Seiten beim Google Chrome Der erste Eindruck ist bekanntlich der Wichtigste: Google Chrome kann im kurzen Test überzeugen und wirkt schlank und unaufdringlich. Der Seitenaufbau ist flott und benötigt nicht allzu viele Ressourcen: Mit knapp 25 MB belegtem Arbeitsspeicher bei einer geöffneten Internetseite ist Googles Chrome etwas bescheidener als der Internet Explorer mit 29 MB.

Müsste ich Googles neuen Browser mit einem Wort beschrieben wäre "unaufdringlich“ sicherlich am treffendsten. Dies scheint auch den Machern des Chrome besonders am Herzen zu liegen: Während der Pressekonferenz betont ein Google-Offizieller mit Nachdruck, "dass selbstverständlich beim Import vorhandener Browsereinstellungen keine zwangsweise Umstellung auf Google als Standardsuchmaschine vorgenommen wird". Bröckelt das Bild der Datenkrake? Sollte Google noch mehr das Internet dominieren? Die Entscheidung liegt bei den Usern.

Google Chrome ist ab sofort als Beta-Version für Windows Vista und Windows XP verfügbar, Versionen für Linux und Mac OS X Version werden noch folgen.

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