Rückblick

35 Jahre Notruf über die 110 und 112

1973 wurden bundesweit einheitliche Notrufnummern eingeführt
Von Mario Gongolsky

Die Polizei erreicht man unter der Rufnummer 110, Feuerwehr und Rettungsdienst mit der 112. Heute weiß das jedes Kind. Noch Ende der 1960er Jahre mussten Unfallzeugen die unterschiedlichen Rufnummern der örtlichen Polizei, der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im Kopf haben, um Hilfe zu herbei zu holen. Der Björn Steiger Stiftung ist die bundesweite Einführung des kostenlosen Notrufs 110/112 zu verdanken. Das Ehepaar Steiger gründet 1969 die Stiftung zur Verbesserung der deutschen Notfallhilfe, nachdem ihr 8-jähriger Sohn Björn nach einem Unfall stirbt, weil die Rettungskräfte zu spät kamen.

Im Frühjahr 1973 gelang es der Björn Steiger Stiftung, die Notrufnummern 110/112 in allen Ortsnetzen Nordwürttembergs einzuführen, doch eine bundesweite Einführung scheiterte. Mutig verklagte die Stiftung am 27. Juli 1973 das Land Baden-Württemberg und die Bundesrepublik Deutschland vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart auf Einführung der Notrufnummern. Die Klage wurde zwar abgelehnt, aber die Einführung des Notrufs auf Druck der Medien schließlich am 20. September 1973 bundesweit durchgesetzt.

Der einheitliche Notruf 112 wurde zum Modell für ganz Europa. Bereits 1991 beschloss der Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft die Einführung der Notrufnummer 112 in allen Mitgliedsstaaten. Seit 2002 ist die Direktive in Kraft. Heute kann die 112 in allen EU-Staaten, außer in Teilen Bulgariens, gebührenfrei angewählt werden. Über weitere Entwicklungen auf dem Telefonmarkt informiert Sie unsere Chronik.