Betriebsystem

Microsoft Windows Azure: Antwort auf Konkurrenz im Internet

Betriebssystem soll ausschließlich über die Datenzentren des Konzerns laufen
Von dpa / Ralf Trautmann

Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft setzt, wie bereits gestern Abend von der Entwicklerkonferenz PDC des Software-Giganten berichtet, in einem Strategieschwenk deutlich stärker als bisher aufs Internet. Über eine neue Variante seines Windows-Betriebssystems mit dem Namen "Windows Azure" steigt der Konzern ins wachsende Geschäft mit externen Rechenzentren und Software via Web ein. Unternehmen sollen so massiv Kosten sparen und flexibler werden. Der Konzern will im Zuge der Offensive auch eine Reihe neuer Datenzentren in den USA und Europa bauen oder erweitern.

Während früher Schreibtisch-PCs und firmeneigene Rechenzentren im Fokus standen, vollzieht sich ein Wandel, bei dem das Internet als gigantischer Datenspeicher im Zentrum steht. Microsoft reagiert mit dem massiven Einstieg in dieses Segment des so genannten "Cloud Computing" auch auf die Bedrohung seiner Geschäftsfelder durch Wettbewerber wie Google, Amazon, SAP, IBM und Salesforce.com, die in diesem Sektor bereits aktiv sind.

Kunden von Microsoft dringen seit langem auf mehr Öffnung hin zum Web. Für den Softwareriesen drohen dabei große Gefahren: Der US-Konzern muss seine nach wie vor wichtigsten Ertragsbringer, die Programme Windows und Office, vor zum Teil sogar kostenlosen Konkurrenzangeboten via Internet schützen.

Experten: Cloud Computing gehört die Zukunft

Das neue Betriebssystem soll ausschließlich über die Datenzentren von Microsoft laufen und Software plus Service via Internet bieten. Microsoft steht bei den Umwälzungen allerdings erst am Anfang. Zu Preisen äußerte sich der Konzern nicht.

Microsoft will künftig etwa alle seine Unternehmens-Software den Kunden alternativ auch als Online-Service anbieten. Der Konzern öffnet sich zudem mehr als bisher für Drittanbieter, die Anwendungen im Zusammenhang mit Windows-Programmen schreiben und entwickeln wollen.

Der Marktforscher IDC erwartet bis 2012 mindestens eine Verdreifachung der IT-Ausgaben für "Cloud Computing" auf 42 Milliarden Dollar. Das Wachstumstempo werde ständig zunehmen.

Bei Microsofts Entwicklerkonferenz PDC (Professional Developers Conference) informieren sich rund 6 500 Programmierer und Kunden noch bis Donnerstag über die neuesten Entwicklungen des US-Konzerns. Ray Ozzie hatte im Sommer als oberster Software-Architekt eine der wesentlichen Rollen von Mitgründer Bill Gates übernommen, der sich damals aus dem Tagesgeschäft zurückzog.