Gerüchte

Mobilcom-Debitel möglicherweise neuer freenet-Markenname

freenet wird wohl nicht als virtueller Netzbetreiber auftreten
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Am vergangenen Dienstag wollte die Büdelsdorfer freenet AG eigentlich bekannt geben, unter welchem "neuen" Markennamen sie künftig ihre Mobilfunk-Produkte anbieten will. Doch die Grippewelle forderte ihren Tribut: Jetzt wird erst am 10. Februar offiziell bekannt gegeben, unter welchem Namen die Mobilfunkprodukte künftig vermarktet werden sollen. freenet ist derzeit ein vom zurückgetreten und wegen Insidergeschäften verurteilten Eckhard Spoerr bunt zusammengekauftes Mehr-Marken-Unternehmen.

Ein Blick in die Historie der freenet-Markennamen

Kurz nachdem die Stuttgarter debitel AG (einst von einer Tochter von Mercedes Benz und der Metro-Handelsgruppe gegründet) den Elmshorner Anbieter Talkline geschluckt hatte, kaufte freenet die debitel AG, um einer Übernahme und Zerschlagung durch United Internet bzw. der Drillisch-Gruppe zuvorzukommen.

Bei freenet ist bereits die Mobilfunkmarke mobilcom mit an Bord, neben debitel eine der ältesten Service-Providermarken in Deutschland. Lässt man alle Markennamen Revue passieren, sind sie fast alle bei freenet gelandet. Angefangen bei der damaligen Dekratel, die früh die "Ford-Mobitel" übernahm und mit der Unicom zur Dekraphone fusionierte, die wiederum später als Unicom bei der RWE-Telliance landete, die ihre Mobilfunkaktivitäten bei Talkline abgab. Der Markenname Unicom wurde noch eine Weile für Sonderaktionen von Talkline eingesetzt.

Dann der als TMG gestartete streng fachhandelsorientierte Service-Provider D-Plus, der von Mobilcom gekauft und bei Cellway eingegliedert wurde, die wiederum aus Axicon (BMW), Proficom und Martin Dawes gebildet worden war. Cellway wurde später mit der Mobilcom Communicationstechnik verschmolzen.

MVNO-Pläne offenbar vom Tisch

Mit dem Kauf durch freenet hatten Insider vermutet, dass sowohl die Marken debitel als auch mobilcom zugunsten von freenet verschwinden würden, zumal freenet schon unter eigenem Namen ausgesuchte Mobilfunkangebote gestartet hatte. freenet hatte auch überlegt, als "virtueller Netzbetreiber" (MVNO) aufzutreten: Mit eigener Netzvorwahl, eigenem Interconnect und eigenen Tarifen. Als Service-Provider bekommt sie nämlich nur dann Einnahmen, wenn ein Kunde abgehend telefoniert, SMS oder MMS verschickt oder sich mit dem Internet verbindet.

Von ankommenden Anrufen hat ein Service-Provider absolut gar nichts, während beim virtuellen Netzbetreiber auch hier rund 10 Cent pro Minute eingehen, die dann zum Weitertransport in das reale Funknetz genutzt werden können. Es hatte sogar schon Planspiele gegeben, bei denen sich die Kunden je nach Marktpreislage oder Tageszeit in unterschiedliche deutschen Netze hätten einbuchen können, was den Wettbwerb im Mobilfunk sicher gewaltig belebt hätte, aber das Vorstellungsvermögen der etablierten Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur wohl stark überschritt.

Wie in einem Internet Blog dieser Tage zu lesen war, hat sich freenet von seinen MVNO-Plänen endgültig verabschiedet. Der zurückgetretene debitel-Chef Oliver Steil hatte noch zu seiner Amtszeit gegenüber teltarif angedeutet, dass der Weg zu einem MVNO viel zu kompliziert sei, das lasse sich auch "anders lösen", beispielsweise durch großzügigere Rabatte der Netzbetreiber.