Gericht

Reißender Strom: "Pirate Bay" ist größte Tauschbörse im Internet

Diese Woche beginnt in Schweden ein Urheberrechtsprozess
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Der Prozess gilt als wegweisend: Darf die schwedische Tauschbörse "Pirate Bay" es Internet-Nutzern ermöglichen, untereinander Raubkopien auszutauschen? Die Betreiber argumentieren, sie hätten keinen einzigen Film oder Song auf den eigenen Servern. Tatsächlich vermittelt "Pirate Bay" nur zwischen den Mitgliedern und hilft ihnen, das Gesuchte auf den Computern anderer Nutzer zu finden und von dort zu laden. Einen solchen Dienst nennt man BitTorrent. Der Name "torrent" - englisch für reißender Strom - kommt nicht von ungefähr: Mit diesem Verfahren lassen sich große Datenmengen besonders effizient verteilen.

In dieser Woche beginnt im Gerichtsgebäude am Stockholmer Kungsholmen der Prozess, bei dem die weltweit derzeit erfolgreichsten Internet-Piraten Hollywood, Musikkonzerne und auch Staatsbehörden antreten. Verletzung des Urheberrechts durch vier Verantwortliche der Internetseite The Pirate Bay, lautet die Anklage. Das Interesse an dem bis März anberaumten Verfahren ist riesig: Zum ersten Mal in Schwedens Geschichte wird ein Gerichtsverfahren live und ungekürzt für die Öffentlichkeit übertragen. In diesem Fall, irgendwie passend, im Internet. Allerdings: Das schwedische Staatsfernsehen SVT überträgt aus rechtlichen Gründen nur den Ton.

Das Prinzip von "Pirate Bay"

Inhalte werden bei den Piraten nicht als Ganzes angeboten, sondern in mehreren Häppchen. "Pirate Bay" verwaltet auf seinen Servern nur die Informationen, wo welche Dateien verfügbar sind. Sobald ein Nutzer Teile eines Films oder eines Musikalbums auf seiner Festplatte hat, gibt die bei ihm installierte Software die Datei für den Zugriff anderer Mitglieder - der sogenannten peers - frei. Damit verbreitet jeder Teilnehmer die Dateien automatisch weiter, während er noch den Rest eines Films oder Programms herunterlädt. Da die Inhalte nicht von einer einzigen Quelle, sondern mehreren Nutzern stammen, spricht man auch von einem "peer-to-peer"-Netzwerk (P2P).

"Pirate Bay" sei die weltweit größte Torrent-Tauschbörse, erklärt der Weltverband der Musikindustrie IFPI (International Federation of Phonographic Industry). Im Januar hätten rund 1,6 Millionen Filme, Lieder und andere Medien zur Verfügung gestanden. Wie viele davon urheberrechtlich geschützt waren, nannte die IFPI nicht. Der Dienst hat nach eigenen Angaben 22 Millionen Nutzer und ist in 34 Sprachen verfügbar. In der Rangliste der weltweit beliebtesten Websites belegt www.thepiratebay.org laut Statistiken des Internet-Dienstleisters Alexa Platz 109.