Prognose

TK-Branche: Mehrheit rechnet mit Scheitern der Breitband-Ziele

Zudem drohe den deutschen Netzen im Festnetz und Mobilfunk der "Datenkollaps"
Von Marc Kessler

Glasfaser Netzausbau: Teuer,
aber dringend notwendig
Foto: Vodafone
Mehr als acht von zehn Telekommunikations­unternehmen rechnen offenbar damit, dass die Bundesregierung ihre Ziele beim Breitbandausbau verfehlen wird. Das geht aus einer Studie von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit dem FAZ-Institut hervor. Die Unternehmen halten demnach die Pläne der Regierung, bis zum Jahr 2014 drei Viertel der Haushalte mit Highspeed-Anschlüssen von mehr als 50 Megabit pro Sekunde auszustatten, für illusorisch. Dabei sehen die befragten Firmen im Ausbau der Netze die größten infrastrukturbezogenen Probleme.

Datenkollaps im Festnetz und Mobilfunk?

Glasfaser Netzausbau: Teuer,
aber dringend notwendig
Foto: Vodafone
Die Telekommunikationsunternehmen wünschen sich einen schnellen Fortschritt beim Breitbandaufbau sowie -ausbau. 42 Prozent sehen hier dringenden Investitionsbedarf. So waren laut Bundeswirtschaftsministerium im Herbst vergangenen Jahres nur für knapp 40 Prozent der Haushalte Bandbreiten von mindestens 50 Mbit/s verfügbar. Besonders in vielen ländlichen Gebieten bleibt schnelles Surfen, Mailen und Chatten bislang nur ein Traum. Zudem, postuliert die Studie, "stoßen auch die bestehenden Netze an ihre Kapazitätsgrenzen – ihnen droht ein Datenkollaps. Das betrifft sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknetze." So benötige beispielsweise ein einziges YouTube-Video, das auf ein Smartphone geladen werde, "so viel Netzkapazität wie eine halbe Million SMS".

Studie: Unternehmen investieren nur vereinzelt in Netzausbau

"Die entscheidende Hürde beim Netzausbau ist die Frage der Finanzierung", sagt Peter Hascher, Telekommunikationsexperte bei Steria Mummert Consulting. "Die Unternehmen können die hohen Kosten nicht alleine schultern. Deshalb verlangsamen sie den Netzausbau und investieren nur da in die Infrastruktur, wo es wirtschaftlich Sinn macht." Eine Zusammenarbeit mit Partnern werde punktuell zwar praktiziert, beispielsweise von Vodafone und Netcologne im Rheinland, stelle jedoch für die meisten Unternehmen keine generelle Alternative dar. Nur neun Prozent sind der Studie zufolge dazu bereit. Der Grund: Sie wollen den Zugang zum Endkunden nicht mit anderen Unternehmen teilen.

Für die Studie wurden im Oktober und November 2010 insgesamt 100 Führungskräfte der größten Telekommunikations­unternehmen telefonisch befragt. Laut Steria Mummert repräsentieren "die Entscheider (...) die wichtigsten Unternehmenskategorien der deutschen Telekommunikationsbranche".