TK-Branche: Mehrheit rechnet mit Scheitern der Breitband-Ziele
Netzausbau: Teuer,
aber dringend notwendig
Foto: Vodafone
Mehr als acht von zehn Telekommunikationsunternehmen rechnen offenbar damit, dass die Bundesregierung ihre
Ziele beim Breitbandausbau verfehlen wird. Das geht aus einer Studie
von Steria Mummert Consulting in
Zusammenarbeit dem FAZ-Institut hervor. Die Unternehmen halten demnach die Pläne der Regierung, bis zum
Jahr 2014 drei Viertel der Haushalte mit Highspeed-Anschlüssen von mehr als 50 Megabit pro
Sekunde auszustatten, für illusorisch. Dabei sehen die befragten Firmen im Ausbau der Netze die größten
infrastrukturbezogenen Probleme.
Datenkollaps im Festnetz und Mobilfunk?
Netzausbau: Teuer,
aber dringend notwendig
Foto: Vodafone
Die Telekommunikationsunternehmen wünschen sich einen schnellen Fortschritt beim Breitbandaufbau sowie
-ausbau. 42 Prozent sehen hier dringenden Investitionsbedarf. So waren laut Bundeswirtschaftsministerium
im Herbst vergangenen Jahres nur für knapp 40 Prozent der Haushalte Bandbreiten von mindestens
50 Mbit/s verfügbar. Besonders in vielen ländlichen Gebieten bleibt schnelles Surfen, Mailen und Chatten
bislang nur ein Traum. Zudem, postuliert die Studie, "stoßen auch die bestehenden Netze an ihre
Kapazitätsgrenzen – ihnen droht ein Datenkollaps. Das betrifft sowohl Festnetz- als
auch Mobilfunknetze." So benötige beispielsweise ein einziges YouTube-Video, das auf ein Smartphone geladen werde, "so viel Netzkapazität wie eine halbe Million
SMS".
Studie: Unternehmen investieren nur vereinzelt in Netzausbau
"Die entscheidende Hürde beim Netzausbau ist die Frage der Finanzierung", sagt Peter Hascher, Telekommunikationsexperte bei Steria Mummert Consulting. "Die Unternehmen können die hohen Kosten nicht alleine schultern. Deshalb verlangsamen sie den Netzausbau und investieren nur da in die Infrastruktur, wo es wirtschaftlich Sinn macht." Eine Zusammenarbeit mit Partnern werde punktuell zwar praktiziert, beispielsweise von Vodafone und Netcologne im Rheinland, stelle jedoch für die meisten Unternehmen keine generelle Alternative dar. Nur neun Prozent sind der Studie zufolge dazu bereit. Der Grund: Sie wollen den Zugang zum Endkunden nicht mit anderen Unternehmen teilen.
Für die Studie wurden im Oktober und November 2010 insgesamt 100 Führungskräfte der größten Telekommunikationsunternehmen telefonisch befragt. Laut Steria Mummert repräsentieren "die Entscheider (...) die wichtigsten Unternehmenskategorien der deutschen Telekommunikationsbranche".