COMSATBw-2

Bundeswehr-Kommunikations-Satellit COMSATBw-2 im All

Telefonie, Internet, Videokonferenzen unabhängig von Fremdanbietern
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Bundeswehr hat seit heute Morgen ihren zweiten eigenen Kommunikationssatelliten im All. Eine Ariane-5-Rakete brachte das rund 2,4 Tonnen schwere Hightech-Gerät in der Nacht von Südamerika aus in den Erdorbit. Vom deutschen Raumfahrt-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen wird der Satellit in den nächsten Wochen eingestellt und in etwa 36 000 Kilometern Höhe über dem Äquator genau positioniert. Das neue System soll dem deutschen Militär unter anderem abhörsichere Telefongespräche, Videokonferenzen und Internetzugang ermöglichen. Es besteht aus zwei Satelliten. Der erste ist bereits seit dem vergangenen Oktober im All.

Der Ariane-Start vom europäischen Raumfahrtzentrum in Kourou in Französisch-Guayana war der erste dieses Jahres und zugleich der 50. einer Ariane 5. Zusammen mit dem Bundeswehr-Satelliten COMSATBw-2 brachte die 50 Meter hohe Rakete den kommerziellen Telekommunikationssatelliten Astra 3B ins All.

Die beiden Geräte hätten eigentlich bereits viel früher in Betrieb genommen werden sollen. Wegen technischer Probleme an der Ariane musste der Start allerdings mehrmals verschoben werden. Im April fiel die Entscheidung erst wenige Sekunden vor dem Ende des Countdowns.

Bundeswehr will Unabhängigkeit von Fremdanbietern

Die Bundeswehr will mit dem Satelliten-Projekt unabhängig von Fremdanbietern werden. Das Gesamtsystem deckt das Gebiet von Amerika bis nach Ostasien ab und soll in einigen Monaten den Regelbetrieb aufnehmen. Die Hightech-Geräte werden unter anderem die Kommunikation der Truppen auf dem Balkan, in Afrika oder in Afghanistan mit dem Einsatzführungskommando in Potsdam ermöglichen.

Die Gesamtkosten für den Bau, Start und Betrieb der beiden Satelliten, die 15 Jahre lang nutzbar sein sollen, liegen nach Angaben der für den Start verantwortlichen EADS-Raumfahrttochter Astrium bei einer Milliarde Euro. Allein Bau und Lieferung schlagen laut Bundeswehr mit 360 Millionen Euro zu Buche.

Bisher nutzte die Bundeswehr für die militärische Kommunikation Kapazitäten kommerzieller Anbieter. Dafür wurden zwölf bis 15 Millionen Euro jährlich ausgegeben. Diese Kosten werden sich jedoch vermutlich auch mit den eigenen Satelliten zunächst nicht verringern. Die Bundeswehr will künftig mehr über Satelliten kommunizieren. Nach Militärangaben deckten die kommerziellen Kapazitäten bisher nur den dringendsten Bedarf ab. Dabei hätten Lücken in Kauf genommen werden müssen.