Pseudo-Airbag

So funktioniert der Kostenstopp bei Discotel

Seit dem Start der neuen Discotel-Tarife gibt es auf der Webseite einen mysteriösen Hinweis zu einem Kostenstopp bei 30 Euro. Sollte dies die Neuauflage eines Airbag-Tarifs sein? Was es damit auf sich hat und wie der Kostenstopp funktioniert, klären wir auf.
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So funktioniert der Kostenstopp bei Discotel So funktioniert der Kostenstopp bei Discotel
Bild: Discotel, Montage: teltarif.de
Bevor Allnet-Flats bezahlbar wurden, gab es bei Mobilfunktarifen für Vieltelefonierer eine tarifliche Sonderform, die meist mit dem Begriff "sorglos telefonieren" beworben wurde - die Airbag-Tarife. Der Kunde bezahlte monatlich eine feste Grundgebühr für ein gewisses Minutenkontingent, darüber hinausgehende Telefonminuten wurden pro Minute abgerechnet. Der Provider versprach aber, monatlich nie mehr als einen gewissen Betrag zu berechnen - oft lag dieser Betrag zwischen 40 und 50 Euro. Ab diesem Rechnungsbetrag konnte der Nutzer also tatsächlich innerhalb Deutschlands ohne Zusatzkosten weitertelefonieren.

Im August 2015 hat teltarif.de letztmalig einen Tarifvergleich zu Airbag-Tarifen erstellt - seither ist es um die Minuten-Tarife mit Kostenschutz ruhig geworden. Denn Allnet-Flats sind heute für unter 15 Euro erhältlich. Tauchen mit dem Tarif-Relaunch bei der Drillisch-Marke Discotel und dem Kostenschutz bei 30 Euro die Airbag-Tarife tatsächlich wieder aus der Versenkung auf? So funktioniert der Kostenstopp bei Discotel So funktioniert der Kostenstopp bei Discotel
Bild: Discotel, Montage: teltarif.de

Verwirrung um Kostenschutz bei Discotel

Nicht eindeutig klar war zunächst, für welche Tarife denn der Kostenschutz überhaupt gilt. Die Angaben auf der Homepage von Discotel waren verwirrend. Beim neuen 6-Cent-Tarif fehlte auf der Homepage der Hinweis "volle Kostenkontrolle" im Kasten und auf der Tarifseite. Auch im Tarif-PDF des Anbieters wurde der Kostenschutz mit keinem Wort erwähnt. In der Fußnote auf der Homepage steht allerdings:

Preiswert auf ganzer Linie: der 6-Cent-Tarif. Günstig mit dem Handy für nur 6 Cent telefonieren und simsen, und das in alle deutschen Netze: Das bieten nicht nur Handykarten ohne Vertrag, sondern auch Discotel mit seinen Prepaid-Tarifen. Das optimale Einstiegsprodukt ist der 6-Cent-Tarif. Dieser Tarif ist ideal für alle, die ihr Handy wenig oder unregelmäßig nutzen. Das Besondere ist hier, dass man nie mehr zahlt als tatsächlich genutzt wurde. Es gibt weder eine monatliche Grundgebühr noch sonstige Fixkosten wie einen Mindestumsatz. So kann das Handy auch einmal einige Wochen ungenutzt in der Schublade liegen und die Kosten liegen bei null Euro. Dank des 30-Euro-Kostenstopps behält man zudem volle Kostenkontrolle.

Bei dieser schwammigen Formulierung war unklar, ob bei den 30 Euro alle Tarifleistungen mit inbegriffen sind, also Telefonie, SMS und Datennutzung. Ebenfalls nicht geklärt war, was nach dem Erreichen der 30-Euro-Grenze passiert. Sollte der Kunde dann eine unlimitierte Flat für Telefonie, SMS und Surfen ohne Drosselung oder Zusatzkosten haben?

Einen Kostenschutz sollten laut Homepage-Kasten hingegen die Tarife Clever M und Flat S haben, auf den jeweiligen Tarifseiten gab es dann allerdings keine Bestätigung dafür. Im Sternchentext auf der Homepage war bei diesen beiden Tarifen zu lesen: "Die maximale Grenze für Lastschrifteinzüge vom hinterlegten Bankkonto des Kunden beträgt 30 Euro pro Monat."

teltarif.de-Leser fragte bei Kundenbetreuung nach

Zwischenzeitlich hatte auch ein teltarif.de-Leser die verwirrenden Angaben auf der Homepage von Discotel entdeckt und diesbezüglich bei der Kundenbetreuung angefragt. Vom Kundenservice erhielt er folgende Mail, die er daraufhin im teltarif.de-Forum postete:

Gern informieren wir Sie: Der Kostenstopp von 30 Euro greift nur im Tarif "Discotel 6-Cent-Tarif mit LTE". Im Kostenstopp sind Telefonie, SMS und Daten inbegriffen. Nach erreichen des Kostenstopps wird Ihre SIM-Karte für Verbindungen zu dem gewünschten Teilnehmer gekappt, sodass Sie zwar angerufen werden können, aber keine Möglichkeit besteht, zusätzliche Kosten zu verursachen. Wenn Sie Freiminuten haben, können Sie diese verbrauchen. Sie sind zu jeder Zeit erreichbar, aber Anrufe tätigen oder SMS versenden ist nicht möglich. Ist das Datenvolumen verbraucht, wird die Geschwindigkeit auf 32 kBit/s gedrosselt.

Diese Antwort brachte nur wenig Licht ins Dunkel, denn der letzte Satz warf neue Fragen auf: Der 6-Cent-Tarif hat ja gar kein Inklusivdatenvolumen, wie kann er dann nach Verbrauch des Datenvolumens gedrosselt werden?

Drillisch klärt auf: Kostenstopp ist eher ein Kontenstopp

Gleichzeitig mit dem Leser hat auch teltarif.de Kontakt mit Drillisch aufgenommen, um die Verwirrung um den Kostenstopp bei Discotel aufzuklären. Ein Sprecher von Drillisch schrieb an unsere Redaktion:

Die Verwirrung um den "Kostenstopp" können wir wie folgt auflösen. Der Kostenstopp bezieht sich ausschließlich auf Aufladungen per Lastschrift. Kurz gesagt: Per Lastschrift können nicht mehr als 30 Euro innerhalb von 29 Tagen abgebucht werden. Da Lastschrift insbesondere bei den Optionen Anwendung findet, ist die Informationen auf der Homepage - zum Beispiel bei Clever M oder Flat S - zu finden. Allerdings gilt der Kostenstopp auch für den 6-Cent-Tarif ohne Optionen bei "normalen" Aufladungen per Lastschrift.
Natürlich kann der Kunde darüber hinaus sein Guthaben - zum Beispiel per yourfone-Voucher - mehrmals und über 30 Euro hinaus aufladen und dafür Leistungen in Anspruch nehmen. Der Kostenstopp ist kein "Airbag" wie wir ihn vor mehreren Jahren in bestimmten Tarifen hatten. Nach Erreichen der 30 Euro werden also weder die Verbindungen gekappt (sofern noch Guthaben vorhanden ist), noch wird eine bereits aktive Tarifoption berührt.

Fazit: Kostenkontrolle liegt weiterhin beim Nutzer

Wie Drillisch korrekterweise sagt, darf so ein Tarif strenggenommen nicht als Kosten-Airbag bezeichnet werden, denn die Kontrolle liegt letztendlich weiter beim Nutzer. Der Kostenschutz bei Bankabbuchungen bewirkt immerhin, dass die Kosten nicht unbegrenzt davongaloppieren. Und wer manuell auflädt, muss nach Verbrauch des Guthabens eben wieder neu aufladen wie bei jeder Prepaid-Karte.

Wer allerdings manuell per Voucher jemals mehr als 30 Euro aufgeladen hat, dem kann das Guthaben recht schnell unter den Fingern zerrinnen, beispielsweise wenn die SIM ausschließlich zum Surfen genutzt wird. 6 Cent pro MB ergibt 6 Euro pro 100 MB. Nach bereits 500 MB wären die 30 Euro verbraucht, was natürlich für heutige Verhältnisse viel zu teuer ist. Wer viel mit Discotel surfen möchte, sollte also unbedingt eine Zusatzoption buchen. Der Hinweis von Drillisch impliziert ja auch, dass der Tarif für Wenignutzer gedacht ist.

Manchmal wird die teltarif.de-Redaktion gefragt, ob es nicht mobile Surftarife gibt, die keine Drosselung und keine Datenautomatik beinhalten, sondern bei denen der Kunde einfach für das, was er versurft, bezahlt. Der 6-Cent-Tarif von Discotel wäre aktuell der zweitgünstigste Tarif, mit dem das möglich ist - nach Galeria Mobil mit 5 Cent pro MB. Andere Provider verlangen fürs mobile Internet ohne Optionsbuchung nach wie vor zwischen 23 und 49 Cent pro MB, was mittlerweile als Wucher zu bezeichnen ist. Doch die Buchung einer Datenoption dürfte für die meisten Nutzer grundsätzlich die bessere Alternative sein.

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