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Sozialtarif und Grundgebühr


04.10.2001 14:10 - Gestartet von Tick
Hallo zusammen!

Schreibe hier auch wegen Grundgebühr aber mal was anderes zu Thema. Also, es gibt beim Telekom so ein Sozialtarif. Der ist für die Leute, die nachweisen können, das die nicht so viel Geld haben, also Behinderte, Studenten oder Sozialhilfeempfänger. Das soll deswegen gemacht worden, weil Telekom große gesellschaftliche Verantwortung hat, was aber stimmt nicht so ganz. Diese Leute sind gesetzlich von Rundfunksteuern befreit, also von Steuern für Nutzung von Radio, TV und Telefon auch. Die bezahlen kein GEZ (und müssen deswegen kein Angst haben, wie in der blöde Werbung), und wenn sie diese Papier beim Telekom zeigen, dann kostet für die Analoganschluss nicht mehr 25DM, sondern etwa 9DM.
Das war so, als Telekom allein war. Dann war die Marktliberalisierung da und die Leute aus Bonn gesehen haben, das die Sozialtarifnutzer weniger GG zahlen, danach aber gar nicht mit Telekom telefonieren. Also lag die Bilanz bei solchen Leuten völlig in Minus, was beim so ein auf der Börse notierten Unternehmen gar nicht geht! Und so hat Telekom ende 1999, also nach 2 Jahren, die Regeln geändert. Statt Verminderung hat jeder Mindestumsatz in gleiche Höhe gekriegt. Und um die Leute zu beruhigen, hat jeder nette Broschüre per Post zugeschickt bekommen, wo stand: „Keine sorge, für Sie ändert ganz und gar nichts, nur weil viele Leute diese Tarif nicht kapieren können, haben wir die einfacher gemacht – statt weniger Grundgebühr zu bezahlen, kriegen Sie ab jetzt gleiche Summe zum Telefonieren“. Und als kleingeschrieben war zu lesen: „Nur wenn sie im Netz DTAG telefonieren“. Also, wer weiter so schlau mit Call-by-Call telefoniert, der schenkt Telekom seine Steuerbefreiung in Höhe von etwa 15DM und bezahlt dazu die geführte Telefonate. Das war aber keine schlechte Methode um bessere Umsatz zu machen.
Das war aber nicht genug! Die Leute aus Bonn haben weiteres Jahr zugeschaut und gesehen, dass wenn die Sozialtarifnutzer Sondernummern oder Mobilnummern anrufen, dann lohnt es sich wieder nicht, das in Mindestumsatzsumme zu berücksichtigen, weil man da auch große Erträge verliert. Also waren auch solche Gespräche da weg. Diesmal hat man keinen Post bekommen, nur erstaunliche Weise festgestellt, das die „gutgeschriebene“ Summe kleiner ist, als die Summe über Telekom geführte Gespräche, obwohl letzte nicht die festgestellte Grenze überschritten hat. Da ruft man Hotline an, wartet nicht mehr als 20 Minuten und kriegt danach doch die neue Prise per Post zugeschickt, wo das alles schwarz auf weis steht. Also verdient jetzt Telekom noch mehr an solche Leute.
Wem das noch nicht genüg ist, für die hat Rosariese noch ein Trick parat. Diese „Gutschrift“ ist für Gespräche für ein Monat vorgesehen. Aber in Rechnung werden Gespräche mal für 35 Tagen, mal für 25 Tagen aufgelistet. Das führt dazu, das man in einem Monat die Grenze überholt und aus eigene Tasche bezahlt, im nächsten Monat aber angeblich weniger telefoniert und nicht die ganze Summe erschöpft. Beschwerden bringen gar nicht, weil es mag an Technik liegen und man könne damit nichts machen.
Was sehen wir hier. Meine Meinung nach ist das was für Anwälte. Einem wird vorgeschrieben, was er mit eigenem Steuernachlass macht. Genauso würde es aussehen, wenn ich von Finanzamt statt Rückzahlung auf mein Konto Eintrittskarten in lokale Schwimmbad in gleiche Höhe kriege. Aber anderseits ist man wieder gezwungen bei Telekom zu bleiben, weil wegen „fairen“ Marktlage muss er beim Konkurrenz noch mehr bezahlen und kriegt gar nichts gutgeschrieben – wieder Telekom sei Dank.
Also tauchen bei mir am Ende 2 Fragen:
1 was man gegen diese Telekomverschwörung machen kann und
2 Wieso bitten andere Firmen einem nicht das, was ihm schon gesetzlich schon gegeben worden

Bis bald, eure Tick
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[1] rtpj antwortet auf Tick
04.10.2001 14:32
Benutzer Tick schrieb:

[...]
Also tauchen bei mir am Ende 2 Fragen:
1 was man gegen diese Telekomverschwörung machen kann und

Ich würde sofort zu einem anderen Anbieter wechseln.

2 Wieso bitten andere Firmen einem nicht das, was ihm schon gesetzlich schon gegeben worden

?

Weder die Telekom noch sonst ein anderes TK-Unternehmen wird zu einem Sozialtarif gezwungen.

Es handelt sich also um eine völlig freiwillige Leistung der Telekom.

Ganz nebenbei würden etliche der T-Sozial-Kunden bei keinem Unternehmen überhaupt einen Anschluß bekommen (hier greift für die Telekom aber der Kontrahierungszwang).

Ein Tip: Die Abrechnungszeiträume lassen sich bei der Telekom auch vorab erfragen, das hilft vielleicht bei der Einteilung der Freieinheiten.
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[1.1] Tick antwortet auf rtpj
04.10.2001 14:57
Benutzer rtpj schrieb:
[...] Weder die Telekom noch sonst ein anderes TK-Unternehmen wird zu einem Sozialtarif gezwungen.

Es handelt sich also um eine völlig freiwillige Leistung der Telekom.

Da hat jemand nicht so ganz gut gelesen! Es handelt hier meines Wiesens nicht um freiwillige Geschenke, sondern um die Steuer, die nicht bezahlt werden muss. Und deswegen ist Anschluss so billig. Aber dann kommen rosa Menschen und sagen, was man mit diesem Geld machen soll – also das ist eigentlich frech! Und andere Anbieter haben zu ihren Gunsten das absolut vergessen!
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[1.1.1] rtpj antwortet auf Tick
04.10.2001 17:31
Benutzer Tick schrieb:
Benutzer rtpj schrieb:
[...] Weder die Telekom noch sonst ein anderes TK-Unternehmen wird
zu einem Sozialtarif gezwungen.

Es handelt sich also um eine völlig freiwillige Leistung der
Telekom.

Da hat jemand nicht so ganz gut gelesen!

Och, doch. Ich kann ganz gut lesen - und das gelesene sogar verstehen.

Es handelt hier meines Wiesens nicht um freiwillige Geschenke,

Doch

sondern um die Steuer, die nicht bezahlt werden muss.

Welche Steuer ? Es gibt keine (hier relevante) Steuer (auch keine Fernsehsteuer, die zwar theoretisch eine Steuer, aber faktisch dennoch eine Gebühr ist).

Und deswegen ist Anschluss so billig.

Er ist so billig, weil die Telekom eine -wertfrei gesagt-"gewisse soziale Verantwortung" hat.

Aber dann kommen rosa Menschen und sagen, was man mit diesem Geld machen soll – also das ist eigentlich frech!

Die "rosa Menschen" schenken _Dir_ Geld (bzw. Telefonminuten) und wollen das Geld nicht anderen Unternehmen (z.B. blauen Menschen mit roten Haaren) irgendwo reinstecken.

Und andere Anbieter haben zu ihren Gunsten das absolut vergessen!

?

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[1.1.1.1] golem com antwortet auf rtpj
04.10.2001 18:34
Benutzer rtpj schrieb:
Benutzer Tick schrieb:
Benutzer rtpj schrieb:
[...]
Weder die Telekom noch sonst ein anderes
TK-Unternehmen
wird zu einem Sozialtarif gezwungen.

Es handelt sich also um eine völlig freiwillige
Leistung
der Telekom.

Da hat jemand nicht so ganz gut gelesen!

Och, doch. Ich kann ganz gut lesen - und das gelesene sogar verstehen.

Es handelt hier meines Wiesens nicht um freiwillige Geschenke,

Doch

sondern um die Steuer, die nicht bezahlt werden muss.

Welche Steuer ? Es gibt keine (hier relevante) Steuer (auch keine Fernsehsteuer, die zwar theoretisch eine Steuer, aber faktisch dennoch eine Gebühr ist).

Wenn man mal nicht die Buchstaben, sondern den Geist von dem nimmt, was er gesagt hat: bist Du sicher, dass der Sozialtarif nicht staatlicherseits subventioniert ist?

Und deswegen ist Anschluss so billig.

Er ist so billig, weil die Telekom eine -wertfrei gesagt-'gewisse soziale Verantwortung' hat.

Aber dann kommen rosa Menschen und sagen, was man mit diesem Geld machen soll ? also das ist
eigentlich
frech!

Die 'rosa Menschen' schenken _Dir_ Geld (bzw. Telefonminuten)

Wenn Rosa mit den Sozialkunden Gewinn erwirtschaftet, was man aufgrund des Telefonierverhaltens nicht ausschließen kann, dann sind wir hier wohl an der Grenze des Begriffs 'Geschenk' angelangt.

Übrigens beschenke ich als Normalkunde den Sozialkunden keineswegs weniger gerne als den Großkunden des Unternehmens oder seiner hundertprozentigen Tochter. Nun, das ist natürlich eine Frage des Geschmacks.

und wollen das Geld nicht anderen Unternehmen (z.B. blauen Menschen mit roten Haaren) irgendwo reinstecken.

Und andere Anbieter haben zu ihren Gunsten das absolut vergessen!

?
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[1.1.1.1.1] rtpj antwortet auf golem com
04.10.2001 19:25
Benutzer golem com schrieb:

Wenn man mal nicht die Buchstaben, sondern den Geist von dem nimmt, was er gesagt hat: bist Du sicher, dass der Sozialtarif nicht staatlicherseits subventioniert ist?

Da bin ich mir sicher, daß es da staatlicherseits keine Subventionen fließen. Bestenfalls dergestalt, daß man auf keine Einnahme auch keine Steuer bezahlt.

Wenn Rosa mit den Sozialkunden Gewinn erwirtschaftet, was man aufgrund des Telefonierverhaltens nicht ausschließen kann, dann sind wir hier wohl an der Grenze des Begriffs 'Geschenk' angelangt.

Gut, aber die Stunden/Minuten, die man telefonieren kann, bis man dafür zahlt, sind trotz alledem kostenlos/geschenkt. Und *danach* kann man noch immer einen anderen Anbieter wählen.
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[1.1.1.2] Tick antwortet auf rtpj
08.10.2001 16:13
Benutzer rtpj schrieb:

[...]
Es handelt hier meines Wiesens nicht um freiwillige Geschenke,

Doch

sondern um die Steuer, die nicht bezahlt werden muss.

Welche Steuer ? Es gibt keine (hier relevante) Steuer (auch keine Fernsehsteuer, die zwar theoretisch eine Steuer, aber faktisch dennoch eine Gebühr ist).


Also wenn da keine Verbindung zwischen GEZ (egal wie man es nennt, Steuer oder Gebühr, man zahlt es nicht freiwillig) und Sozialtarif besteht, dann klären Sie mir bitte folgende Frage: Wieso ist kein anderes Papier als Befreiungsbescheinigung von GEZ die Voraussetzung für Sozialtarif ist? Also nicht irgendwelche Einkommensnachweis, sondern das?
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[1.1.1.2.1] sp. antwortet auf Tick
08.10.2001 16:26
Benutzer Tick schrieb:

Also wenn da keine Verbindung zwischen GEZ (egal wie man es nennt, Steuer oder Gebühr, man zahlt es nicht freiwillig) und Sozialtarif besteht, dann klären Sie mir bitte folgende Frage: Wieso ist kein anderes Papier als Befreiungsbescheinigung von GEZ die Voraussetzung für Sozialtarif ist? Also nicht irgendwelche Einkommensnachweis, sondern das?

Eine GEZ-Befreiung ist nicht nötig, um den Sozialtarif zu bekommen. Es reicht auch z.B. ein BAföG-Bescheid aus, Hauptsache, irgendein Nachweis geringen Einkommens. (Wahrscheinlich hat die T erkannt, daß viele Studis ihr Radio gar nicht anmelden, daher eigentlich keine Befreiung haben, sondern nur fürs Telefon sich GEZ-befreien ließen...)

Sp.
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[1.1.1.2.2] rtpj antwortet auf Tick
08.10.2001 17:01
Benutzer Tick schrieb:

Also wenn da keine Verbindung zwischen GEZ (egal wie man es nennt, Steuer oder Gebühr, man zahlt es nicht freiwillig) und Sozialtarif besteht,

Doch, die Verbindung gibt es: In der Regel bekommt man die Vergünstigung nur, wenn man auch von der Rundfunkgebühr befreit ist.

dann klären Sie mir bitte folgende Frage: Wieso ist kein anderes Papier als Befreiungsbescheinigung von GEZ die Voraussetzung für Sozialtarif ist? Also nicht irgendwelche Einkommensnachweis, sondern das?

Als Kriterium für die Bedürftigkeit hat sich die Telekom auf die Befreiung von den Rundfunkgebühren festgelegt; damit hat sie die Prüfung der Anspruchsgrundlagen relativ elegant "ausgelagert".

Um den GEZ-Befreiungsbescheid kommt man nicht herum: Die Angestellten im T-Punkt oder bei der T-Niederlassung können für die Prüfung der finanziellen Situation nicht zuständig sein (schließlich hat die Telekom an den "Sozialkunden" kein allzu großes wirtschaftliches Interesse), auch Sozialämter weigern sich, entsprechende Bescheinigungen auszustellen: Es sei schließlich nicht Aufgabe der Stadt, für private Firmen Bedürftigkeitsprüfungen durchzuführen.
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[1.1.1.2.2.1] Tick antwortet auf rtpj
09.10.2001 16:04
Vielen Dank für gute Erklärung! Aber am Ende gibt’s doch so ein mieses Gefühl, wenn jemand versucht mit Leuten, die nicht so viel Geld haben, mehr zu verdienen.